Ehrenamtler in Winz-Baak: „Nicht zögern, sondern sich selbst anbieten“
(von Dino Kosjak)
Zu jedem Jahresbeginn feiert die Evangelische Kirche Winz-Baak ihre Ehrenamtlichen. Der STADTSPIEGEL war bei dem Fest dabei und hat mit einigen Helfern und Verantwortlichen über ihre Motivation gesprochen.
Ein paar Kerzen nur brennen im Dunkel der Kirche. Altarraum und Sitzreihen stehen leer. Darum herum bilden die Gemeindemitglieder einen großen Kreis. Pfarrer Bodo Steinhauer stimmt ein Lied an, und während des gemeinsamen Singens gehen er und seine Kollegin Birgit Crone herum und entzünden die Teelichter, die alle in ihren Händen halten. Nach und nach erhellt warmes Licht die Gesichter.
Wenig später sind die Tische im Gemeindehaus voll besetzt. Jung und alt sind in Gespräche vertieft, lachen, schauen sich um. Rund 130 Gäste sind gekommen, von denen die meisten Ehrenämter in der Kirchengemeinde bekleiden.
Da sind zum Beispiel Janine Greb und Ulrike Schulz. Was sie ehrenamtlich so machen? „Was zu tun ist“, antwortet Janine Greb lachend, „Getränke ausschenken, Kinder schminken. Alles mögliche.“ Seit einem Jahr ist sie dabei. „Meine Kinder sind nun groß genug, sodass ich Zeit habe.“ Ulrike Schulz ist nach einem Umzug dazugekommen. Beide sind sich einig: „Der Zusammenhalt ist ganz toll.“
Unkomplizierte Zusammenarbeit
Oder Michaela Westerhoff. Die gelernte Erzieherin bekam vor fünf Jahren Lust, einen Kinderchor auf die Beine zu stellen. Das sei ganz unkompliziert gewesen, erinnert sie sich. Pfarrer Bodo Steinhauer hörte sich ihre Idee an. „Und dann meinte er: Super, mach einfach und sag uns, was Du brauchst.“
Mit acht Kindern hat sie angefangen. Als es über vierzig wurden, teilte sie zwei Gruppen ein: Kindergartenkinder und Schüler. Mit dabei sind auch ihre eigenen drei Kinder. Unterstützung bekommt sie von Christiane Schlender. Sie sorgt für Essen und Trinken. „Und für so manches Kühlpack“, erzählt sie, „die Kleinen tun sich ja auch mal weh.“
Janine Bartsch und Simone Degen arbeiten in der Gottesdienstwerkstatt daran, Familiengottesdienste vorzubereiten. „Die Frage lautet: Wie bringen wir den Kindern die Inhalte nahe?“, erklärt Janine Bartsch, „von einer Predigt haben die ja nichts“. Die Lösung seien oft Bastelangebote. Sie führen spielerisch in die Gedanken der Gottesdienste ein.
Manuela Gutberger singt im Kirchenchor. Aktiv in der Kirche ist sie bereits seit ihrer Jugend, mittlerweile seit vierzig Jahren. „Wer sich in dieser Gemeinde bewegt, wird schnell eingebunden“, sagt sie. Helfen in der Küche, beim Dekorieren zur Weihnachtszeit, das sei selbstverständlich. Auch Jennifer Jordan ist seit ihrer Jugend dabei. Seit sieben Jahren ist die junge Frau Presbyterin. „Das muss man mit Herz und Seele machen, auch, wenn es anstrengend ist“, sagt sie, „das ist halt privates Engagement“.
An der Discoanlage sitzt DJ Mike Thelen. Er ist selbst Gemeindemitglied und hat schon einige Gemeindefeste musikalisch begleitet. Das sei nichts Besonderes, winkt er ab. „Ich wohne gleich in der Nähe.“
Verschont von Nachwuchssorgen
Die ehemalige Gemeindesekretärin Christa Heidenreich leitet heute einen Frauenkreis. Sie freut sich besonders über die vielen jungen Menschen. „Anderswo gibt es Nachwuchssorgen“, sagt sie, „davon bleiben wir verschont“. Ihr besonderes Lob gilt den beiden Pfarrern Bodo Steinhauer und Birgit Crone. „Die wollte ich gleich zu Anfang in den Arm nehmen“, lacht sie, „ich habe doch Kinder im gleichen Alter“.
Seit über zwanzig Jahren ehrt die Evangelische Kirche Winz-Baak zum Jahresbeginn ihre ehrenamtlichen Helfer mit einem eigenen Fest. Das Motto lautet: „Feierabend“.
Genau vermag Pfarrer Bodo Steinhauer gar nicht zu sagen, wieviele Helfer es in der Gemeinde gibt. Gewiss aber weit mehr als 200.
Neben einem großen Buffet haben die Pfarrer auch Spiele vorbereitet. Im Verlauf des Abends werden Gruppen wetteifern, den besten Kerzenbaum zu bauen; dafür liegen Holzscheite und Teelichter bereit. Danach sollen menschliche Skulpturen treffend Haltungen ausdrücken. „Da darf man natürlich mitdenken“, schmunzelt Bodo Steinhauer, „manche denken an moralische Haltungen, andere an Haltungsfehler oder an Käfighaltung“. Und schließlich wird es darum gehen, Komplimente zu überbringen und abzuwägen, ob es ratsam ist, das Kompliment anzunehmen.
Mehr als 200 ehrenamtliche Helfer
Dem lebhaften Abend voraus ging die Andacht in der dunklen Kirche. „Die anfängliche Besinnung ist wichtig“, betont Pfarrerin Birgit Crone, „beisammen stehen und sich sammeln“. Danach gelte es, gut zu essen, zu trinken und zu tanzen.
Eine eleganter älterer Herr geht mit einem Teller das Buffet ab. Dieter Karpa lässt sich dabei gerne stören. „Ich durfte immer mal mithelfen“, sagt er, „bei der Renovierung, beim Tragen des Tannenbaums“.
In der Gemeindearbeit sei es ein wenig wie in einer Gewerkschaft, lacht er: „Nicht zögern. Sondern sich selbst anbieten.“
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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