Diese Kinder berühren das Herz Hattinger Frauen
Vor einiger Zeit hatte der STADTSPIEGEL über einen Frauen-Eritrea-Stammtisch in Hattingen berichtet, der mit Patenschaften und kleinen Spendenaktionen Kinder in dem afrikanischen Land unterstützt. Viele Frauen haben bereits Patenkinder und immer wieder für einige Zeit Kinder aufgenommen, die hier operiert werden.
Doris Watzka (72) und Rita Schmahl (60) engagieren sich schon lange für die Kinder in Eritrea. Die Freundinnen kennen sich lange und immer wieder hatte Doris Watzka, die lange Zeit im Evangelischen Krankenhaus in Hattingen arbeitete, Frauen gesucht, die sich für die Kinder engagieren. „Vor allem wollte ich Patenschaften vermitteln, um Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und die Kinder vor Ort zu unterstützen. Außerdem suchte ich immer Familien, in denen die Kinder zeitweilig leben konnten, wenn sie hier in Deutschland operiert wurden.“
Die hat sie auch immer gefunden. Zum Beispiel Rita und Harald Schmahl. „Es war Ostern 2003. Und wir haben damals einen kleinen Jungen, der in Gelsenkirchen operiert wurde, regelmäßig besucht und in an den Wochenenden auch mit nach Hause genommen“, erzählt Rita Schmahl. Zumindestens für ihren Mann Harald war das Liebe auf den ersten Blick. „Der kleine Junge war vier Jahre alt. Seine Mutter war tot, sein Vater im Krieg. Er sah meinen Mann und wich ihm nicht mehr von der Seite. Er wurde wegen einer Sichelstellung der Füße operiert und hieß Michael.“ Ein halbes Jahr blieb der Junge in Deutschland, sprach später gut die deutsche Sprache. Doch für alle Beteiligten war klar: der Junge wird zurückgehen müssen. „Es war ein tränenreicher Abschied“, erinnert sich Rita Schmahl. Auch für ihren Mann. Bis heute hält das Paar Kontakt zu Michael, unterstützen ihn finanziell. Fotos werden hin- und hergeschickt. Und dank der älteren Schwester kann man sich auch auf Englisch schreiben, denn die deutschen Sätze hat der Junge wieder verlernt. „Bekannte haben uns berichtet, wenn er ein Foto von uns, vor allem von meinem Mann, bekommt, das trägt er wie ein Kuscheltier den ganzen Tag an den Körper gedrückt.“
Sie selbst waren nie in Eritrea. Mit dem Gedanken haben sie schon gespielt, doch realisiert wurde es nicht. Und heute macht die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung. Auch Michael zu sich noch einmal einladen geht nicht. „Wir würden das schon machen. Aber man lässt die Kinder nicht raus, nur wenn sie nocheinmal operiert werden müssen. Ab 14 Jahre lässt man die Kinder noch nicht einmal für die Operationen raus, weil man Angst hat, sie versuchen, hier zu bleiben.“
Auch Akele war in Deutschland. Heute ist er 21 Jahre alt und würde mehr als gerne zurückkommen. Zweimal wurde er operiert, einmal mit fünf Jahren, einmal mit 12 Jahren. Er litt an der bakteriellen Krankheit Noma, die ihm das untere Gesicht weggefressen hatte. Bei einer Operation konnte man nicht alles operieren. So kam er ein zweites Mal nach Deutschland. Und er würde gerne ein drittes Mal kommen. „Doch das geht nicht. Medizinisch haben die Ärzte getan, was sie konnten. Es ist eine Operation, um wieder am Leben teilhaben zu können, aber keine Schönheitsoperation. Bis heute ist er unser Patenkind“, erklärt Doris Watzka. Und auch Soliana war bei ihr. Sie litt an einer Gesichtsspalte und wurde ebenfalls erfolgreich operiert. „Sie sah damals mit jedem Auge in eine andere Richtung. Heute ist das korrigiert und sie hat von uns auch eine Brille bekommen.“ Auch hier gibt es bis heute Kontakt.
Einig sind sich die Frauen alle: solchen Schicksalen muss doch geholfen werden. Deshalb vermitteln sie Patenschaften, versuchen, Spenden zu bekommen. Und sie freuen sich über weitere Interessenten, die sich mit dem Thema beschäftigen möchten. Kontakt über Telefon 28554.
Ein ganz besonderer Vortrag steht am Mittwoch, 30. März, 16 Uhr, im Ev. Gemeindehaus Hattingen, Augustastraße 9, auf dem Programm.
Dann referiert die Vorsitzende des Vereines Kidan Zerm-Ghebremariam, selbst Eritreerin, über ihr Geburtsland, über den Verein und die dringend notwendige Hilfe. Der Lichtbildervortrag soll auf eindrucksvolle Art und Weise die Probleme deutlich machen. Der Eintritt ist frei, für Kaffee und Kuchen ist gesorgt.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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