Dienst statt Dinner: Arbeiten, wenn andere Weihnachten feiern

Viel ist nicht drin: Aus hygienischen Gründen muss Henning Hammacher selbst Heiligabend bei seinem Dienst im Ev. Krankenhaus auf Weihnachts-Deko verzichten.  Foto: Winkelnkemper
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(von Alex Winkelnkemper)

Allerorts wird geredet über die Festivitäten zum Jahresende. Familien kommen mehr oder minder freiwillig zusammen, das ganze Land versinkt in Weihnachtsstimmung. Allerdings: Wenn bei den einen die Kerzen leuchten, brennt bei anderen sprichwörtlich der Baum. Sie haben alle Hände voll zu tun und stehen wie gewohnt an der Arbeit. Wie die Mitarbeiter des Evangelischen Krankenhauses.

Hölzchen ziehen müssen die Pfleger bei der Schichtverteilung trotzdem nicht: Schon Monate vorher wird abgesprochen, wer wann und wo arbeitet – Streit gab es nie.
„Es gibt jedes Jahr eine Wunschliste, auf der man sich eintragen kann, ob man lieber an Weihnachten oder zu Silvester zur Arbeit kommt“, erklärt Henning Hammacher. Seit dem Jahr 2000 arbeitet er als Fachkrankenpfleger für Intensiv- und Anästhesiepflege an der Bredenscheider Straße – und seitdem Jahr für Jahr Heiligabend in der Spätschicht.
„Denjenigen, die kleine Kinder zuhause haben, lasse ich an Heiligabend selbstverständlich gerne den Vortritt“, sagt er. Zumal der 42jährige aus Tradition mit seinen Eltern vormittag am ersten Weihnachtstag feiert. „Die wohnen ohnehin in Hattingen. Da passt das alles sehr gut.“ Und er freut sich: „Silvester kann ich dann ja richtig feiern!“
Die Patienten zeigen sich dankbar und wissen die Arbeit des Teams sehr zu schätzen. Und auch Marcus Fritz vom Pflegedienstbüro des EvK lobt das Engagement des Pflegers und betont: „Wir bieten Weihnachten selbstverständlich die gleiche Qualität und Sicherheit der Versorgung wie sonst auch!“
Die einzigen Mitarbeiter, die an den Feiertagen nicht arbeiten müssen, sind Zivildienstleistende und Praktikanten. Ohnehin ändert sich auch um den Jahreswechsel nicht viel für die Angestellten: „Die Notfälle sind dieselben wie immer – nicht mehr, nicht weniger“, konstatiert Henning Hammacher. Zwar waren die Stationen immer auf besondere Notfälle vorbereitet, größere Unfälle blieben bisher jedoch zur Freude aller aus.
Sonderlich besinnlich wird es auf der Station allerdings nicht: „Maximal eine Tischdecke. Mehr Deko ist aus hygienischen Gründen hier nicht drin“, erklärt der Pfleger.
Im Rest des EvK dagegen sieht es hübsch aus in den Gängen: Allerorts stehen liebevoll dekorierte Weihnachtsbäume – zwar künstlich, aber schön anzuschauen. „In der Vorweihnachtszeit kommen außerdem regelmäßig Schulklassen und Chöre vorbei, die den Patienten ein wenig Besinnliches schenken“, freut sich Marcus Fritz.
Trotzdem: „Die großen Stationen sind natürlich auch über die Feiertage belegt“, schildert Marcus Fritz. Gemeint sind vor allem Neurologie und Internistik. „Da sind natürlich viele Patienten traurig. Die meisten können sich aber dennoch damit arrangieren“, so Hammacher.
Aber: „Aufschiebbare Operationen finden um den Jahreswechsel kaum statt. Wer möchte schon Weihnachten operiert werden?“, so Marcus Fritz. Die Teams auf den Stationen versuchen freilich, so vielen Patienten wie möglich ein Weihnachtsfest im Kreis der Familie zu ermöglichen und sie rechtzeitig zu entlassen. „Spätestens am Freitag lassen wir alle Patienten nach Hause, die nicht zwingend im Krankenhaus behandelt werden müssen.“
Oft klärt sich der Entlassungstermin erst einen Tag vorher. Die Freude bei den Patienten ist dann umso größer.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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