Bürgerbus fährt mit Diesel in die Zukunft
Die gute Nachricht vorweg: Der Bürgerbusverein ist momentan sehr aktiv und steckt voller Pläne. Allerdings: Initiator und bis jetzt Vorsitzender Josef Kettelhoit steht dem Verein nicht mehr vor, ist ab sofort nur „normales“ Mitglied.
In einem kurzen Kündigungsschreiben, das dem STADTSPIEGEL vorliegt, begründet er seinen Schritt mit „leichtfertig konstruierten Spannungen im Vorstand“.
„Das gärt schon länger“, so Josef Kettelhoit dem STADTSPIEGEL gegenüber. „Schon Ende April habe ich von einem Beiratsmitglied einen Brief erhalten mit dem Inhalt, ich würde dem Verein mehr schaden als nutzen. Dadurch fühlte ich mich schon angegriffen. Meine Vorstandskollegen hätten mir in diesem Fall zur Seite stehen müssen, aber auch von da ist fast nichts gekommen. Also habe ich mich privat und auch durch meine Familie beraten lassen und jetzt Konsequenzen gezogen. Erfreut bin ich über die Geschichte allerdings nicht.“
Er schließt eine spätere Rückkehr in den Vorstand aus, bleibt aber weiterhin Vereinsmitglied.
Die Vereinsgeschäfte wird sein bisheriger Stellvertreter Manfred Weber bis zur nächsten Jahreshauptversammlung mit Vorstandswahlen im März 2012 kommissarisch übernehmen.
„Vorsitzender möchte ich aber nicht werden“, stellt er bei seinem Besuch in der STADTSPIEGEL-Redaktion gemeinsam mit Bürgerbus-Geschäftsführer Heinz Jüttendonk klar. „Ich habe viele weitere Aufgaben, die ich erfüllen muss, und im Verein, da muss man sich als Vorsitzender stark engagieren. Bis jetzt haben wir noch keinen Kandidaten gefunden.“
Auf Nachfrage lehnt auch Heinz Jüttendonk, der mit Josef Kettelhoit zuletzt nur noch schriftlich verkehrte, den Chef-Posten ab: „Ich möchte Geschäftsführer bleiben, und zwar noch zwei weitere Jahre. Dann möchte ich mich allmählich zurückziehen.“ Manfred Weber schmunzelnd: „Darüber ist noch nicht das letzte Wort gesprochen – auch nicht über den Vereinsvorsitz.“
Beide bestätigen, dass es in der Vergangenheit in dem rund 160 Mitglieder starken Verein immer wieder zu Reibereien mit Josef Kettelhoit („Der hält wahrscheinlich Kritik für Mobbing.“) gekommen sei. Man habe ihm „nach einer Fülle von Kleinigkeiten, die letztlich ein großes Ganzes“ ergäben, den freiwilligen Rücktritt nahegelegt und ihm dafür den Ehrenvorsitz angeboten. Daraus werde jetzt nichts.
Aus und vorbei.
Lieber blicken Manfred Weber und Heinz Jüttendonk nach vorne. Endlich konnte für rund 63.000 Euro ein neuer Bürgerbus, ein Mercedes Sprinter Diesel, geordert werden, der im kommenden Juni oder Juli geliefert wird.
„Eigentlich“, bedauert der Geschäftsführer, „war bei einem Neufahrzeug unsere oberste Priorität der Umweltschutz. Daher wollten wir einen Bus mit Gas-Betrieb und Niederflurtechnik. Unter anderem aus Kostengründen mussten wir aber davon leider abrücken. Auch baulich bedingt hätte es dadurch im Innenraum Probleme für unsere vornehmlich älteren Fahrgäste gegeben.“
35.000 Euro der Kosten für die Neuanschaffung übernimmt das Land NRW, den Rest finanziert der Verein beispielsweise durch Spenden, Fahrgeldeinnahmen und Werbung auf dem Bus.
Der alte Bus, ergänzt Manfred Weber, werde vom VER als Reservefahrzeug übernommen: „Vielleicht kommt er ja später einmal für ein paar Tage wieder zurück nach Hattingen, wenn unser neues Auto zur Inspektion ist.“
Infos:
Der Bürgerbusverein wurde 2004 gegründet.
Josef Kettelhoit war von Anfang an Vereinsvorsitzender. Seiner Zeit, sagt er, hätte der Bürgerbusverein Langenberg als Vorbild gedient.
Rund 160 Mitglieder hat der Verein momentan.
16 Fahrer, darunter zwei Frauen und ein Student, sorgen für den Streckenbetrieb.
Motto: „Lieber drei Minuten zu spät als eine Minute zu früh!“
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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