"Braune Aussagen" vor Gericht

Diesmal passierte es auf dem Parkplatz eines Lebensmitteldiscounters in Hattingen. In betrunkenem Zustand schrie der Angeklagte den Hitlergruß und verstörte damit die Passanten.

Und das geschah nicht zum ersten Mal. Beim Blick in das Vorstrafenregister zeigt sich eine große Anzahl von Vorfällen. Rund dreißig sind bereits zusammengekommen, darunter auch solche mit „braunen Aussagen“. Als „Nazi“ will sich der Angeklagte aber nicht sehen.
Geboren in Frankfurt/Main, ist er irgendwann wohl vom rechten Weg abgekommen. Auch der Alkohol gehört zu seinem ständigen Begleiter. Die örtliche Polizei kennt ihn, kommt aber in der Regel mit ihm klar. „Er macht, was wir ihm sagen“, sagt der Polizeibeamte, der als Zeuge in dieser Hauptverhandlung auftritt.
Der schwer verständliche Angeklagte gibt in der Verhandlung an, er habe Geld erbetteln wollen, um so die Gebühren für den Antrag seines Personalausweises zu bekommen. Das hat aber nicht funktioniert und er fühlte sich von den Menschen beleidigt und wollte mit diesen Äußerungen zurück pöbeln.
Noch im Streifenwagen war der Mann aggressiv und benutzte weiterhin braune Parolen. Erst in der Zelle beruhigte er sich wieder.
Knasterfahrung hat er übrigens auch schon. Erst im lezten Jahr wurde er in Lingen aus dem Strafvollzug entlassen. Heute wohnt er im Heim der Caritas und muss sich bei den zuständigen Behörden auch regelmäßig melden. „Und ich darf auch nicht mehr so viel trinken“.
Die Staatsanwaltschaft sieht zwar aufgrund des Alkoholkonsums eine verminderte Schuldfähigkeit, aber aufgrund der Vorbelastungen fordert sie sechs Monate Freiheitsstrafe ohne Bewährung.
Der Angeklagte, der mehrfach vom Vorsitzenden Richter gefragt wird, ob er das Plädoyer überhaupt verstanden habe, erklärt, er wolle nicht wieder in den Knast und könnte ja eine Geldstrafe bezahlen.
Der Richter verurteilt den Mann zu sechs Monaten Freiheitsstrafe, die allerings zur Bewährung ausgesetzt werden sollen.
Die Bewährungszeit dauert drei Jahre. Jetzt heißt es „abwarten“.