Besinnliches von Udo H. Kriwett: "Frisör und Fastenzeit"
Verzicht, Entsagung, Kasteiung! Sack und Asche!
Das sind die Dinge, die einem so zur Fastenzeit einfallen, nicht wahr?
Alle Jahre wieder die Frage: Und worauf verzichten Sie? Da gefällt mir ja, was letzten Samstag Herr Römer vom STADTSPIEGEL an dieser Stelle, also in seiner Rubrik „Besinnliches“, geschrieben hat mit seitenhiebigem Blick auf die Fastenzeit: Ich bin ein Genussmensch – wie man sieht!
Allerdings gibt es keine Zeit im (Kirchen-)Jahr, die so gründlich missverstanden wird wie die sogenannte „Fasten“zeit. Und die Kirche steht wieder zuverlässig da als ewiger Spiel- und Spaßverderber.
Dabei geht es nicht um ein „Weniger“, es geht immer um ein „Mehr“.
Das Wort „fasten“ heißt nicht „verzichten“ oder so etwas, sondern (sich) festmachen, (sich) vergewissern, (sich) bewusst machen. Wer bin ich, was soll das Alles, was ist meine Aufgabe, was will ich vom Leben, was das Leben von mir, warum …
Das ist natürlich Arbeit. Aber ein bewusstes, ein intensives, ein freudvolles, ein dankbares Arbeiten.
Zu einem selbstbestimmten, sinnvollen Leben gehört, dass man/frau mal innehält, sich festmacht (= fastet). Und wenn das mal unterstützt wird durch bewusste, reduzierte Ernährung (= heilfasten), umso besser. Aber dann ist dieses Weniger auch ein Mehr, weil Gedanken, Wahrnehmung, Gefühle tiefer und intensiver werden.
Die Zeit nach Karneval ist nicht todernst, tieftraurig und nur spaßfrei. Sich mal wieder was Nettes gönnen, Eis essen oder zum Frisör gehen. Aber nicht kahlscheren, damit die Asche auf dem Haupt besser zu sehen ist und besser zum Büßergewand passt. Nein, eine gute (vielleicht mal neue) Frisur, damit wir uns noch wohler fühlen und noch bewusster und intensiver uns und das Leben dankbar und voller Freude genießen können.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen „bewusstes Fasten“.
Udo H. Kriwett,
katholisch,
PastoralReferent in Hattingen
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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