Besinnliches von Pfarrer Ludwig Nelles: "Mein Astrologe hat gesagt... "
Ein düsterer Herbsttag, die Blätter fallen von den Bäumen, so wie jetzt in diesen Tagen. Langsam wird es dunkel. Der Reformator Martin Luther ist zusammen mit seinem Freund Philipp Melanchthon unterwegs. Sie sind schon kurz vor Wittenberg, fast zu Hause. Nur noch eine gute halbe Stunde zu Fuß, dann noch die neue Brücke über die Elbe — und es ist geschafft. Plötzlich zögert Melanchthon: „Ähh, muss das sein? Müssen wir heute noch nach Hause?“
Luther fragt: „Wieso, wir sind doch fast da?“
Melanchthon druckst herum, dann sagt er: „Mein Astrologe hat mir gesagt, ich soll große Wasser meiden, vor allem in der Dunkelheit.“
Luther prustet los: „Was? Das gibt es doch nicht. Du und dein Astrologe. Du sollst also Wasser meiden. Und waschen darfst du dich auch nicht, oder?“
Luther und Melanchthon, zwei Große der Reformation, deren Beginn die evangelischen Christen am kommenden Mittwoch, dem 31. Oktober begehen, und eine alte Geschichte, aber so alt nun auch wieder nicht.
Glauben Sie wie Melanchthon vielleicht auch an Horoskope, an die Macht der Sterne? Jeder zweite Deutsche soll angeblich gelegentlich oder oft Horoskope lesen und sich manchmal sogar danach richten.
Aber ob das wirklich hilft?
Martin Luther jedenfalls brauchte kein Horoskop; er vertraute nicht auf die Macht der Sterne, sondern auf die Macht seines Gottes, und dass sich seine Wahrheit durchsetzen würde gegen alle Widerstände: Hier stehe ich, ich kann nicht anders, soll er gesagt haben vor dem damaligen Kaiser, als es für ihn um Kopf und Kragen, um Leben und Tod ging. Nein, ich kann nicht um des lieben Friedens willen widerrufen, sondern ich stehe dazu, was ich glaube.
Ich persönlich glaube nicht an Horoskope und brauche sie auch nicht, weil ich fest darauf vertraue, dass Gott an meiner Seite ist und meine Geschicke lenkt, auch in schweren Zeiten. Damit mein Leben in die richtigen Bahnen kommt, muss ich mich nicht nach den Sternen richten: „Ein feste Burg ist unser Gott“, hat Luther damals sein Vertrauen auf Gott in Liedverse gegossen. Auch daran erinnern wir in den Gottesdiensten am kommenden Mittwoch zum Reformationstag.
Übrigens: Luther musste dann abends, kurz vor zu Hause, mit seinem Freund doch noch ein Gasthaus in den Elbwiesen aufsuchen, weil Melanchthon partout nicht über die Brücke gehen wollte.
Abends beim Bier sagte er dann zu ihm: „Der Philipp Melanchthon schaut in die Sterne, ich schau auf den Grund meines Kännlein Bieres, wir beide kommen zu dem gleichen Ergebnis. Du willst nicht nach Hause, weil Du Angst vor dem Wasser hast — und ich, weil ich noch etwas trinken will.“
Ganz sicher nicht in den Sternen steht, dass wir am kommenden Mittwoch um 18 Uhr in der St. Georgs-Kirche das Reformationsfest feiern wollen. Es wäre schön, wenn wir uns da sehen würden.
Ihr
Pfarrer Ludwig Nelles
Ev. St.-Georgs-Gemeinde,
Holthausen
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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