Besinnliches von Pfarrer Frank Schulte: Tu- statt Wie-Worte
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- Pfarrer Frank Schulte, Ev. Johannes-Kirchengemeinde, Uhlandstraße
- hochgeladen von Roland Römer
Es ist Herbst, die Blätter und die Aktienkurse fallen, beides nachhaltig geschädigt.
„Besinnlich“ soll diese Kolumne sein, ein schönes Adjektiv, davon hören wir ja zur Zeit so viele, jede Menge „kostbarer“ Wie-Worte.
„Energisch“ wird der Krise entgegengetreten, natürlich ebenso „kraftvoll“ wie „vertrauenswürdig“. „Freiwillig“ soll das „größere“ Engagement privater Geldgeber ausfallen, damit die „alternativlose“ Bankenrettung durch „willige“ Regierungen nicht „katastrophal“ scheitert. „Solide“ Staatsfinanzen sind das „langfristige“ Ziel „planlosen“ Regierens. Der „ahnungslose“ Bürger ist „rettender“ Schirmherr und „verärgerter“ Zuschauer der nächsten „erforderlichen“ und „unumgehbaren“, weil „verdienten“ Bonuszahlungen an „emsige“ und „bemühte“ Banker.
„Wahnsinnig“, wie „dummdreist“ die „geduldigen“ Bürger an der „langen“ Nase herumgeführt werden. Ich habe die Nase voll, ich möchte endlich mal wieder Verben lesen. Tu-Wörter! Ich möchte lesen, dass Gesetze erlassen werden, die Profitgier verhindern. Dass die zahlen, die sich an all dem bereichern. Dass die Reichen endlich tun dürfen, was sie durchaus wollen, nämlich mehr Steuern zahlen. Wann handeln wir Bürger endlich mal?
Wir haben gerade Erntedank gefeiert. Uns geht es gut, keiner hungert, aber zur Dankbarkeit gehört es zu Handeln. Keine Ernten ohne Mühe! Das ist nicht nur beim Bauern so! Wir bestellen die Felder der Zukunft, wir, die Bürger, und wenn wir nichts tun, dann machen es andere. Also widersprechen, sich einmischen, den Mund aufmachen, sich engagieren, protestieren, wählen und sich zur Wahl stellen, das heißt danken.
Deshalb ist Erntedank ein Tu-Fest und höchst „politisch“, denn es hat damit zu tun, wie wir handeln und wie wir mit dem umgehen, was uns geschenkt wurde.
Danke!
Pfarrer Frank Schulte,
Ev. Johannes-Kirchen-
gemeinde, Uhlandstraße
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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