Besinnliches von Heike Rienermann: "Die letzte Reise"
Irgendwann im letzten Sommer war es, als ich eine ältere Dame zum 80. Geburtstag besuchte. Es gab Kaffee und Kuchen und wir plauderten nett.
Als die Tochter der Jubilarin kurz in die Küche verschwand, wechselte die alte Dame plötzlich das Thema: „Also wenn ich mal nicht mehr bin, will ich unter den grünen Rasen. Keine Feier, keine Ansprachen. Einfach weg. Das ist doch praktisch. Wer soll mein Grab auch pflegen, meine Tochter wohnt ja so weit weg, und billiger ist es auch.“
Die Tochter kam im selben Moment mit dem gefüllten Milchkännchen durch die Tür. „Na, Mutter, erzählst du von deinen Reiseplänen?“ – „Wie man’s nimmt, ich mache Pläne für meine letzte Reise und habe der Frau Pastorin gerade erzählt, dass ich unter den grünen Rasen will, wenn ich mal nicht mehr bin.“ Die Tochter setzte sich erstmal aufs Sofa. „Bist du da ganz sicher? Weißt du noch, wie schrecklich das bei Tante Hilde war, so anonym, ohne die Möglichkeit, richtig Abschied zu nehmen und ohne einen Ort, wo man mit seiner Traurigkeit mal hin kann?! Mama, das willst du uns doch nicht wirklich antun, oder?“ – „Aber ich dachte doch nur, dass das für euch viel praktischer wäre…“ – „Ach Mama, da hätten wir vielleicht längst mal drüber sprechen sollen. Ich jedenfalls, wüsste gerne, wo du dann liegst und für die Grabpflege finden wir bestimmt auch eine Lösung.“ Über Tod und Sterben reden wir nicht gerne. Wir schieben das lieber weit von uns weg. Da kann man ja mal drüber sprechen, wenn es so weit ist… Aber dann geht es oft nicht mehr, oder es tut dann so weh, dass sich niemand mehr traut, offene Worte zu wagen. Haben Sie über Ihre Beerdigung schon mal nachgedacht? Welche Bestattungsform? Welcher Friedhof? Welche Lieder? Welche Menschen sollen dabei sein? Und haben Sie das schon mal jemandem erzählt? Manchmal kann es überraschen, wenn wir hören, was unser Ehemann oder unsere Lebenspartnerin, was unsere Kinder oder unsere Eltern da für Vorstellungen haben. Aber ich erlebe häufig, wie hilfreich es für Angehörige ist, wenn sie im Trauerfall wissen, was sie tun können! Vielleicht nehmen Sie sich mal ein Herz und brechen das Schweigen?! Reden Sie mit Ihren Lieben und vielleicht tun sie das auch bei Kaffee und Kuchen.
Heike Rienermann
Pfarrerin
der Ev. Kirchengemeinde Sprockhövel
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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