"Besinnliches": Kirchenbesuch

(von Brigitte Leibold, Gemeindereferentin St. Mauritius)

Pünktlich zur Urlaubszeit ergab eine Umfrage, dass für die Mehrheit der Befragten ein Besuch von Kirchen zum festen Urlaubsprogramm gehört. Zu dieser Mehrheit zähle ich auch (nicht nur berufsbedingt). Unbekannte Kirchen machen mich neugierig. Zunächst die Frage: offen oder nicht?
Und wenn ich hineinkomme, was finde ich hinter der Tür? Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass es sich fast immer lohnt, Kirchen eine Chance zu geben, die nicht unbedingt zu den touristischen Sehenswürdigkeiten gehören. Stimmt die „Chemie“, dann sind es ideale Orte für kleine Auszeiten. Denn so ein Kirchen-Raum lebt.
Spürbar wird das etwa im unverwechselbaren Geruch einer Kirche, nach dem Holz der Bänke, der Kühle der Mauern, vielleicht einem schwacher Duft von Weihrauch und brennenden Kerzen. Still ist es, aber nicht schalldicht, die Alltagsgeräusche werden gedämpft, nicht abgeschaltet.
Dafür gibt es dort andere Geräusche: den Hall der eigenen Schritte, den Stundenschlag der Turmuhr, manchmal etwas Orgelmusik. Wie ist die Architektur? Modern oder traditionell? Klar und schlicht, streng vielleicht, oder verspielt und üppig – barock eben? Was erzählen Kirchenfenster, Heiligenfiguren, Bilder?
Doch hinter Kirchentüren verbirgt sich für mich noch mehr. Ich finde dort einen Ort, der sich von meinen anderen Lebens-Orten unterscheidet. Manchmal fällt es dort etwas leichter, einen Blick auf das eigene Leben zu riskieren: Was ist im Moment bei mir los? Ist alles einigermaßen im Gleichgewicht? Hier kann ich danken, bitten, weinen und klagen. Oder einfach nur schweigen. Und vielleicht gibt es einen Platz, an dem ich eine Kerze anzünden oder meine Gedanken und Anliegen in ein Buch schreiben kann.
Ein Kirchenbesuch lohnt sich und deshalb sind viele der Hattinger Kirchen tagsüber offen – nicht nur für Urlauber.