Ausflug in die Berge und "cragga" lernen
(von Eve Niemann)
Schon einmal berichtete der STADTSPIEGEL über die 16jährige Hattingerin Eve Niemann, die mit dem „American Field Service“ (AFS) für ein Jahr nach Chile gegangen ist und dort bei einer chilenischen Familie lebt. Über ihre ersten Erfahrungen hat sie bereits berichtet und nun kommt ein zweiter Bericht von ihr.
„Ich sitze hier mit meinem Tagebuch und versuche zu erzählen, was alles passiert ist. Das ist schwer, denn es ist schon zwei Monate her, seitdem ich detailliert geschrieben habe und ich erlebe so viel Neues.
Manches ändert sich natürlich nicht: Ich habe immer noch lange Schule, bin am Wochenende mit Freunden unterwegs, mache viel Sport und die Schule ist immer noch schön. Ich bin erstaunt, wie gerne die Jugendlichen hier in der Schule sind.
Ostern gab es keine Ferien wie bei uns, nur vier Tage frei. Dafür gibt es von Dezember bis Ende Februar frei – das sind hier die Sommerferien. Einen Vatertag haben sie hier auch, aber erst im Juni.
Gestern hatte ich meine erste Schulparty. Ich habe mich wie in den Filmen über die Highschool gefühlt. Das Fest war in unserer Sporthalle, und die war richtig schön geschmückt und mit Licht und allem drum und dran, bin echt erstaunt gewesen. Sah gut aus und mein chilenischer Bruder Julio war der DJ. Und da die Chilenen sehr gerne tanzen und singen, war auch die Stimmung richtig gut.
Es durften auch Schüler von anderen Schulen kommen, sie mussten sich halt nur eine Karte kaufen, die der ,Türsteher‘ meiner Schule dann begutachtet hat. Ja, meine Schule hat echt einen Türsteher, der immer mit schwarzem Anzug zum Schulende die Tür aufschließt.
Im April war ich mit meiner Gastfamilie in Santiago. In einem Shopping-Center haben wir Steak aus Argentinien gegessen, hhmmm, lecker. Abends gab es Sushi, was ich eigentlich nicht so gerne esse. Aber das war ganz lecker und mit Stäbchen essen kann ich jetzt auch. War ein sehr schöner Tag, da wir mal alle zusammen was unternommen haben. Das macht meine Familie hier nicht so oft, da hier mein Familienvater ja immer arbeiten muss und höchstens mal am Wochenende etwas unternehmen kann.
An einem Sonntag sind wir in die Berge gefahren, haben dort ein Picknick gemacht und meine Familienmutter ist mit Freunden Rad gefahren. In den Bergen liefen viele Pferde herum und mich hat das alles etwas an einen Westernfilm erinnert. Meine Familienmutter kann übrigens sehr gut Rad fahren. Es war ein unglaublich schöner Ausflug.
An dem Sonntag danach hatte ich mein erste Reitturnier mit meiner Schwester zusammen. Das ist zwar ganz anders als in Deutschland, aber Spaß gemacht hat es trotzdem. Es ist auch so süß, dass dann immer alle mitkommen.
Auch mein erstes Treffen mit AFS hatte ich bereits in Santa Cruz. Da haben wir ein historisches Museum besucht, einen Film auf Spanisch geguckt, waren auf einer Weinplantage von ,Montgras‘ und haben den chilenisches Standardtanz ,cragga‘ gelernt .War also ziemlich spannend.
An meinem Tagebuch bin ich immer noch dran. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das wirklich benutze, aber es lohnt sich ehrlich. Und ich freue mich schon, das irgendwann mal zu lesen.
Jetzt bin ich schon mehr als zwei Monate hier. Manches fühlt sich immer noch neu an, anderes ist für mich zur Routine geworden. Ich lebe jetzt einfach hier.“
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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