Am Set der Sat1-Serie "Der letzte Bulle"

In Köln am Aachener Weiher wurde eine Folge der Krimi-Serie „Der letzte Bulle“ gedreht. Wann sie genau ausgestrahlt wird, steht noch nicht fest. Der Termin wird aber rechtzeitig im STADTSPIEGEL veröffentlicht.    Fotos: Rauls
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  • In Köln am Aachener Weiher wurde eine Folge der Krimi-Serie „Der letzte Bulle“ gedreht. Wann sie genau ausgestrahlt wird, steht noch nicht fest. Der Termin wird aber rechtzeitig im STADTSPIEGEL veröffentlicht. Fotos: Rauls
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(von Felix Rauls) „Und das drehen wir nochmal“, heißt es nach dem dritten Versuch, der dem zweimaligen Probelauf folgte. Es wird ganz genau auf jede Kleinigkeit, auf jede Bewegung und auf jede Geste geachtet: Beim Dreh zu einer Folge der Krimi-Serie „Der letzte Bulle“, von der momentan die dritte Staffel montags auf Sat1 ausgestrahlt wird, durfte STADTSPIEGEL-Mitarbeiter Felix Rauls ebenfalls vor die Kamera. Hier seine Reportage:

„Der letzte Bulle“ wird gedreht und ich bin dabei – als Komparse. Zuvor hatte ich mich bei einer Agentur beworben. Und ich bin tatsächlich genommen worden!
Zu meiner Verwunderung muss ich aber nach Köln fah­ren. Nicht nach Essen, wo die Serie eigentlich spielt. In der Domstadt wird die Fernsehserie jedoch größtenteils gedreht.
Als ich morgens mit der Bahn losfahre, weiß ich nur: Ich bin einer von sechs bis acht Fußball spielenden Jungs. Einer von uns wird eine Leiche entdecken. Wer – das würde sich noch zeigen. Schulfrei am Gymnasium Waldstraße hatte ich an dem Tag sowieso. Außerdem gibt es 52 Euro und eine spannende und außergewöhnliche Erfahrung obendrein – hoffe ich wenigstens.
Wir Komparsen sollten uns vor der „Basis“ treffen, wovon ich ebenfalls überhaupt keine Vorstellung habe. Ein Büro?
Nein, stelle ich fest, als die Straßenbahn bei der angegebenen Adresse vorfährt. Zwei Wohnwagen, ein großer, alter Bus, ein Caterer und viele umherschwirrenden Leute: Das ist sie also, „die Basis“.
Ich sehe einige Jungs in meinem Alter, spreche sie an. Sie sind auch Komparsen. Der Großteil macht das – so wie ich – zum ersten Mal. Zwei jedoch haben Erfahrung: Bei „Danni Lowinski“ und „Alles was zählt“, berichten sie. „Das ist gar nichts besonderes“, beruhigen sie uns. An meiner Aufregung allerdings ändert das nichts.
Ein junger Mann kommt auf uns zu und begleitet uns in den Bus. Dort warten die Garderobiere und eine Mitarbeiterin der Casting-Agentur auf uns. Ob wir eigene Fußballsachen mitgebracht haben, werden wir gefragt.
Ich habe meine dabei. Doch einfach anziehen ist nicht: Markennamen, -symbole und die drei Adidas-Streifen werden abgeklebt, aus lizenzrechtlichen Gründen.
Als sich alle fertig umgezogen haben, wird das Rechtliche geklärt: Der Personalstammbogen muss ausgefüllt werden. Anschließend funkt die Agentur-Mitarbeiterin den Regie-Assistenten an, der schon am Set wartet.
Dort gehen wir nun auch hin: Zwei Straßen weiter, im Hiroshima-Nagasaki-Park am Aachener Weiher. Zwei große Leih-Lkw stehen am Eingang, überall Technik und Kabel.
Auf einem Parkhügel haben sich alle versammelt, die an der Szene beteiligt sind, die nun gedreht werden soll: Die Tonmeister und -techniker, Kameramänner, Aufnahme- und Produktionsleiter.
Und natürlich auch die Schauspieler: Ein Komparse, der die Leiche spielt, und David, der den Jungen spielt, der den Toten findet. Der 16jährige wurde vorher von einer Agentur gecastet, die sich auf Kinder und Jugendliche spezialisiert hat.
Zwischen „Butterflies“ (das sind Metallrahmen, in denen ein Diffusermaterial gespannt ist), Schienen für die Kamerafahrt, diversen Requisiten und einer Menge von Mitarbeitern versucht ein Regie-Assistent den Ball so zu werfen, dass er in der Nähe der „Leiche“ liegen bleibt. Das dauert erst einmal, denn der Hügel ist ziemlich bucklig.
In ein paar Probedurchgängen erhält David genaue Anweisungen vom Regisseur, wie er laufen, die Leiche ansehen und schließlich wegrennen soll. Vor jedem Drehversuch werden dann die Mitarbeiter der Produktionsfirma angewiesen aufzupassen, damit keine Passanten durch das Bild laufen.
Der Regie-Assistent vergewissert sich, dass Ton und Kamera laufen, und dann: Die Klappe wird vor die Kamera auf der Schiene gehalten, das Startsignal des Regisseurs kommt: „Und bitte!“
Wir restlichen Komparsen stehen da und sehen uns alles an. Als diese Szene endlich fertig im Kasten ist, geht es ganz schnell: Wir gehen ein paar Meter weiter, wo schon die „provisorischen“ Tore, bestehend aus Rucksäcken und Trinkflaschen, penibel genau aufgebaut wurden. Kamera und Ton werden positioniert und wir angewiesen, was wir zu tun haben: David schießt einen Elfmeter, wir stehen im Hintergrund und sollen ihn tatkräftig anfeuern.
An dem Punkt, wo eigentlich der Ball wäre, liegt die Kamera. Wir sollen zwar auch schreien, das könne man aber nicht hören, da in der „Post-Production“ Musik drüber gespielt würde. David soll so tun, als läge er den Ball vor sich auf den Boden, soll sich dann langsam aufrichten, ausatmen, noch einmal einen Blick auf seine Mitspieler werfen und dann anlaufen. Wir werden ebenfalls genau angewiesen, wie wir zu stehen haben.
Das Ganze wird zweimal geprobt, ehe es an die Aufzeichnung geht. Aber auch nach dem dritten Mal ist die Szene noch nicht so aufgenommen, wie es sich der Regisseur vorstellt. Also noch einmal.
Als die Szene fertig abgedreht ist, war‘s das schon fast für uns. Es wird noch einmal aufgenommen, wie David tatsächlich einen Elfmeter schießt, dann in einer neuen Szene, wie der Torwart dem über sich herfliegenden Ball hinterherschaut. Zuletzt ist sogar noch Zeit übrig; es lief schneller als im Drehplan vorgesehen.
Kameramann und Regisseur haben noch eine neue Idee: Mit der Handkamera läuft der Kameramann dem Ball hinterher.
Plötzlich fahren drei Polizeiautos vor, ein Leichenwagen und der Opel Diplomat B, der in der Serie vom Ermittler Mick Brisgau gefahren wird. Es wird eine Polizeiabsperrung eingerichtet, Komparsen in Einweg-Overalls stellen sich als Spurensicherer bereit.
Und dann kommen die beiden Hauptdarsteller: Henning Baum und Maximilian Grill üben noch einmal den Text und schon geht es an die Probe und den Dreh. Dabei ist das Auswendiglernen des Textes gar nicht notwendig. Da die Szene nur mit zwei Kameras, aber in deutlich mehr Einstellungen gespielt wird, ist es meist nur ein Satz, den die Schauspieler sagen müssen. Danach können sie wieder ins Drehbuch schauen.
Und für mich war es das dann auch schon: Weil ich noch nicht 18 bin, darf ich nicht so lange am Set sein. Die anderen werden in der nächsten Szene im Hintergrund von „Polizeibeamten in Uniform“ befragt.
Auf dem Rückweg zur Basis erzählt die Agentur-Mitarbeiterin mir, wie hoch Davids Gage ist: 600 Euro! Das sei höher als gewöhnlich und unverhältnismäßig im Vergleich zu den Komparsen, kritisiert sie. Derjenige, der die Leiche gespielt hat, bekäme auch „nur“ 52 Euro.
Mir ist das eigentlich egal: Für die kurze Zeit drehen 52 Euro!? Da wäre es in meinen Augen unverschämt, sich zu beschweren.
Die Casting-Agentur ist auch an dem Dreh zum neuen Dortmunder Tatort beteiligt. „Da ist aber finanziell nicht so viel Spielraum wie bei privaten Produktionsfirmen“, sagt sie.
Trotzdem: Im Vergleich zum Aufwand ist das für mich schon ein guter Lohn – ganz zu schweigen von den Gagen der Serien-Stars. Geld zu verdienen ist in der Branche also auf jeden Fall. Aber schauspielerisches Talent und viel Geduld sind wohl unabdingbar, wenn man die gleiche Szene nochmals und nochmals spielen muss, bis alles 100prozentig stimmt.
Aber dafür bekommen wir ja Montagabends auf Sat1 spannende und unterhaltsame 45 Minuten geboten.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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