Einsparungen: Stadtsportverband ist auf der Zinne
Sport ja, Duschen nein

Suchen nach Lösungen (v.l.) Dezernent Matthias Tacke, Bürgermeister Dirk Glaser, Michael Heise (Vorsitzender Stadtsportverband). Foto: Pielorz
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Wenn gespart werden muss, sind Kultur und Sport immer die Ersten. Das sehen jedenfalls diejenigen so, die im Sport oder der Kultur zuhause sind. Der Sport-Tsunami des Stadtsportverbandes in Hattingen bezieht sich auf die Energiesparmaßnamen, die die Stadtverwaltung verkündet hat. Das warme Wasser in den Duschen der Sporthallen wurde abgestellt. Aber: Kaltduschen geht aktuell auch nicht mehr. Das hat etwas mit Legionellen zu tun.

Die Einsparung von Energie steht für den Stadtsportband und seinem Vorsitzenden Michael Heise außer Frage. Natürlich, so sagt er, wolle man beitragen zu diesem Thema. Allerdings wolle man auch nicht zusehen, wie nach zwei Jahren Einschränkungen durch die Corona-Pandemie der Vereinssport jetzt durch die Energiekrise quasi platt gemacht würde.
Die Stadtverwaltung hatte neben zahlreichen anderen Maßnahmen in der eigenen Verwaltung auch beschlossen, die Warmwasserbereitung in Sportstätten abzustellen. Kaltduschen sollte möglich bleiben. Doch da hatte das Gesundheitsamt des EN-Kreises ein Wörtchen mitzureden. Sie befürchten eine Wasserverkeimung. Legionellen vermehren sich zwischen 25 und 45 Grad und die Wassertemperatur darf nach Vorgaben des Gesundheitsamtes in den Kaltwasserleitungen 20 Grad nicht überschreiten. Bei den gegenwärtigen Außentemperaturen so schwierig, dass die Stadt derzeit keine Keimfreiheit garantieren kann und deshalb die Duschen nicht mehr in Betrieb hat. Für die Nutzung der Waschbecken besteht allerdings keine Gefahr. Die Zerstäubung des Wassers sei hier im Gegensatz zum Duschen reduziert und eine Inhalation von kontaminierten Aerosolen unwahrscheinlich, so das Gesundheitsamt. Hier sieht man die Unterbrechung des warmen Wassers in öffentlichen Einrichtungen grundsätzlich kritisch. So gäbe es Richtlinien, wonach Wasser-Entnahmestellen mindestens alle 72 Stunden ausreichend zu spülen seien. Alles andere sei eine Betriebsunterbrechung, für die weitere Maßnahmen gelten würden. In einem Schreiben an die Bürgermeister im EN-Kreis teilt das Amt mit, dass bei einem stillgelegten Betrieb von länger als sechs Monaten mikrobiologische Kontrolluntersuchungen erforderlich seien. Eine regelmäßige Nutzung der Wasserleitungen und eine Vermeidung von stehendem Wasser sei daher geboten.
Rund vierzig Mitglieder und Vertreter von Vereinen im Stadtsportverband waren deshalb in das Vereinsheim des Schützenvereins Holthausen gekommen, um gemeinsam mit Bürgermeister Dirk Glaser und Matthias Tacke, Dezernent für Schule, Jugend und Soziales, Fachbereichsleiter Fachbereich Schule und Sport, zu sprechen und eine Lösung zu finden. Der Bürgermeister nahm dabei kein Blatt vor den Mund. „Wir haben seitens der Stadt Hattingen eine Task Force unter Frank Mielke gegründet, die sich um die Einsparmöglichkeiten kümmert. Wir reden da durchaus über Notfallpläne mit dem Abschalten einzelner Straßenzüge. Ich mache mir große Sorgen um die soziale Stimmung, sollte es zu noch schärferen Maßnahmen kommen müssen. Ich weiß, dass diese Entscheidungen nicht schön sind und den Menschen etwas zumuten. Aber wir sind gefordert, im öffentlichen Bereich deutliche Einsparungen vorzunehmen und tun dies auch mit dem Absenken der Temperaturen in unseren Gebäuden, mit dem Ausschalten der Beleuchtung an Gebäuden. Ich sage deutlich, ich will keine Sporthallen schließen, aber wir müssen im Blick haben, was der Gesetzgeber von uns verlangt. Über die Betreibung der Sauna wird bereits diskutiert.“

Nichtstun ist keine Alternative

Matthias Tacke ergänzt im Hinblick auf eine mögliche Verkeimung: „Wir wissen, dass Wasser muss entweder sehr heiß oder kalt sein und sehr heiß geht wegen den Energiesparmaßnahmen nicht. Also müssen wir auf kältere Außentemperaturen warten. Ehrlicherweise müssen wir sagen, dass wir nicht wissen, welche Maßnahmen wieviel Energie einsparen. Wir haben aus den Hallenschließungen während der Coronapandemie keine belastbaren Zahlen dazu, denn die Infrastruktur ist zu alt, um einzelne Verbrauchszahlen zu generieren. Es ist aber keine Alternative, nichts zu tun.“
Zugesagt haben Glaser und Tacke dem Stadtsportverband nach einer kontroversen, aber auch konstruktiven Diskussion, Anfang Oktober bei kühleren Außentemperaturen eine Legionellenprüfung durchführen zu lassen in der Hoffnung, danach zumindest das Kaltduschen wieder zu ermöglichen. Geprüft werden soll auch die Alternative einer jeweils einmaligen Aufheizung, um danach zumindest bei lauwarmen Wassertemperaturen zu duschen. Ein heiße Dusche wird im kommenden Winter ein eher seltenes und teures Vergnügen – auch dann, wenn sie zuhause stattfindet.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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