Peter Kursinski mit Hedef auf der Erfolgsspur

alle Fotos: Biene
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(von Toni Bertrams)

Es ist keine siebeneinhalb Monate her, da musste Hedefspor Hattingen in der Staffel 14 der Fußball-Bezirksliga um den Klassenerhalt zittern. Erst am vorletzten Spieltag, am 22. Mai, gelang durch einen 2:0-Erfolg über den VfB Schwelm der Klassenerhalt.

Und dann? Dann kam Peter Kursinski. Als neuer Trainer führte er die Mannschaft von der Munscheidstraße, an welcher der VfL Winz-Baak als Aushängeschild der Stadt einst Landesliga-Fußball präsentiert hatte, zur Winterpause 2011/12 auf Rang vier.
26 Punkte hat Hedef schon, 27 waren es in der gesamten vergangenen Saison. Und wären die drei Zähler nach dem Sieg gegen Cemspor 96 Hagen (4:1), das seine Mannschaft zurückgezogen hat, nicht abgezogen worden, wären es sogar jetzt schon 29.
Ganz gemütlich – im „Cafe Mexx“ am Obermarkt – sprach der STADTSPIEGEL mit dem 55-jährigen Welperaner.

STADTSPIEGEL: In der Statistik stehen für Sie im Trikot des VfL Bochum zwischen 1975 und 1977 zehn Bundesliga-Spiele, die Sie alle verloren haben.
Peter Kursinski:
Zehn? Mit 16 bin ich damals von der SG Welper zum VfL Bochum gegangen und hatte dann schon im zweiten A-Jugend-Jahr einen Profi-Vertrag. So richtig erinnern kann ich mich aber nur an zwei Spiele, als ich zweimal die Riesen-Chance hatte, für einen anderen Ausgang zu sorgen. Gegen Fortuna Düsseldorf und gegen Eintracht Frankfurt.

Beide Partien an der Castroper Straße endeten 0:1.
Wenn einer meiner Mittelstürmer solche Chancen vergibt, stehe ich heute als Trainer wie ein Stehauf-Männchen am Spielfeldrand. Ich kann mir vorstellen, wie sich unser Trainer Heinz Höher damals gefühlt haben muss.

Nach Ihrer langen Zeit in verschiedenen Funktionen bei der SG Welper gab es im Sommer die Überraschung: Hedefspor. Eine kleine, eine große Überraschung?
Eine große Überraschung. Gerade hier in Hattingen. Das ist ja nach wie vor ein Dorf. Nach zwei Jahren Trainer-Pause musste ich eine Entscheidung treffen: Mache ich noch mal was oder verabschiede ich mich? Welcher Teufel mich dann geritten hat, weiß ich auch nicht. Ich hatte auch andere Angebote. Aber die Gespräche mit Hedef waren gut, wir haben gemerkt, dass wir die gleichen Ziele haben, und mir war klar, dass ich überhaupt nichts zu verlieren habe. Die Mannschaft hat so viel Potenzial.

Eine Mannschaft, die vor allem aus Türken besteht.
Es ist für einen Trainer nicht so ganz einfach, wenn verschiedene Kulturen so geballt auf einen zukommen. Aber das bekommt man hin. Anders sieht es beim Generationen-Problem aus. 17- und 38-Jährige unter einen Hut zu kriegen, bereitet schon erhebliche Schwierigkeiten – auch dann, wenn es eine rein deutsche Mannschaft ist.

Haben Sie Ihre Mannschaft denn inzwischen an einem Punkt, an dem Sie sie gerne hätten?
Das Wichtigste für mich sind Respekt, Disziplin und Toleranz. Und da bin ich auch noch nicht so weit, wie ich mir das vorstelle. Ich bin jetzt mal gespannt, ob ich das schaffen werde. Unser vierter Tabellenplatz ist doch nur eine oberflächliche Betrachtung. Da gewinnst du zweimal, da will einer gleich mit dem Auto abgeholt werden; und verlierst du zweimal hintereinander, hast du gleich eine Krise.

Ihre Entscheidung, den Trainer-Posten bei Hedefspor Hattingen zu übernehmen, haben Sie aber nicht bereut?
Die Entscheidung, zu Hedef zu gehen, war nicht falsch.

Was muss denn bei Hedef noch besser werden?
Von der Trainingsbeteiligung her ist es noch nicht so, wie ich mir das vorstelle. Deshalb haben wir auch ein Problem mit der Fitness. Ich bin ja eigentlich kein Freund von Statistiken, aber eine habe ich dennoch gemacht.

Und das Ergebnis ist?
Gäbe es eine Tabelle der ersten Halbzeit, hätten wir 36 Punkte und wären mit vier Punkten Vorsprung an erster Stelle. In der Tabelle der zweiten Halbzeit haben wir nur 20 Punkte. Wenn man in der zweiten Halbzeit regelmäßig abbaut, hat das was mit der Fitness zu tun. Und das liegt nun einmal daran, dass die Trainingsbeteiligung des einen oder anderen sehr fragwürdig ist.

Spielerisch aber sehen Sie Ihre Mannschaft schon so, wie Sie sie sehen wollen? Zumal Sie ja die Viererkette zu Saisonbeginn neu eingeführt haben.
Die Viererkette spielt fast konstant. Afeez Yaya Ola und Sebastian Späthe sind auch zwei Optimale für die Innenverteidigung. Die Außenverteidiger, denke ich, kann man sich notfalls auch zusammenschustern. Und diese Viererkette hat natürlich Klasse-Sechser davor: Kai Kwiatkowski, Çetin Adyin und Mathias Lepczynski.

Nicht nur einmal haben Sie angedeutet, sich in der Winterpause gerade für die Offensive zu verstärken. Wird das nun geschehen?
Generell ist der Kader zu klein. Aber wir waren davon ausgegangen, dass die Stürmer Arton Mustafaj und Ilhan Tas, die in der vergangenen Saison nicht wenige Tore gemacht haben, zur Verfügung stehen werden. Am letzten Tag der Wechselfrist ist dann ja auch noch Emrah Gül zur TSG Sprockhövel abgesprungen. Da hatten wir keine Chance mehr, was zu tun. Nils Güntner war noch lange verletzt und Humam Bourzoufi sowie Semih Inci haben sehr schnell aufgegeben, im Prinzip schon nach zwei Spielen.

Und wie sieht es nun mit Ilhan Tas und Arton Mustafaj aus, die ja wegen ihrer Jobs, so lautet zumindest die offizielle Version, kein einziges Spiel in der ersten Serie bestreiten konnten?
Ich bin von Sternzeichen Löwe und sehr geduldig. Eigentlich. Aber wenn ein Punkt erreicht ist, wird es schwierig, mich von meinen Prinzipien abzubringen. Ich bin ja auch ein Bollerkopf. Ich gehe eher davon aus, dass beide nicht mehr in unserem Kader auftauchen werden. Wenn ich so zurückblicke, haben uns ein Schiedsrichter, fehlende Fitness und drei unzuverlässige Spieler jeweils für sich im Schnitt drei Punkte gekostet. Da können wir den Schiri auch weglassen, denn die anderen Dinge hätten wir selbst ändern können. Wir könnten in der Tabelle noch besser dastehen.

Wird es im Winter denn nun Verstärkungen geben?
Vor den vergangenen drei Spielen hatten wir im Verein besprochen, dass wir, wenn wir dreimal gewinnen, um die Meisterschaft spielen können und in der Winterpause richtig zuschlagen und anders reagieren, als wenn wir um Platz zwei spielen.

Darum wird es jetzt wohl gehen, zumal sich der CSV SF Linden den Titel wohl kaum nehmen lassen wird.
Da die Ablösesummen in der Winterpause anders als in der Sommerpause frei verhandelbar sind, sollten wir in unserer Situation lieber Geld sparen und schauen, dass wir uns für die neue Saison punktuell verstärken. Wir haben aber vor, drei Leute zu holen, die eher die Breite verstärken. Die kosten auch keine Ablösesummen. Unser Ziel muss es jetzt sein, den vierten Platz zu verteidigen. Wir haben auch noch drei Spieler in der A-Jugend, die sind absolut klasse. Aber alle Jungjahrgänge, so dass ich sie noch nicht hochziehen kann. Alle drei haben das Potenzial, sich einen Platz in der ersten Elf zu erkämpfen.

Wer sind diese drei?
Mehti Koçak, Hasan Varol und Marvin Klink.

Was wird sich zur zweiten Serie, die ja erst am 18. März starten wird, voraussichtlich ändern?
Wir brauchen einen 18-Mann-Kader. Das müssen nicht alles Top-Spieler sein, aber 14 sollten es schon sein. Dieses Druckmittel braucht man. Ich habe es aber in der Hinserie nicht gehabt und das hat mir auch so manche schlaflose Nacht bereitet. Manchmal wundere ich mich schon, dass wir so viele Punkte geholt haben. Im zwischenmenschlichen Bereich hat es ein paar Schwierigkeiten gegeben. (Kurze Pause.) Ich hatte immer einen Strafen-Katalog. Ein halbes Jahr lang hatte ich keinen, aber jetzt kommt einer. Anders geht das nicht.

Am Samstag und Sonntag sind in Holthausen die Stadtmeisterschaften in der Halle. Hedefspor startet als Titelverteidiger.
Wir sind ja auch noch Veranstalter, da will man auch weiterkommen. Wir werden eine Mannschaft aufstellen, die konkurrenzfähig ist und gewinnen will. Das ist wichtiger, als wenn der Trainer gewinnen will.

Und was will der Trainer?
Ich will nur vernünftigen Fußball sehen. Die Stadtmeisterschaft interessiert mich eigentlich nicht so richtig. Aber die Spieler schon.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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