Mit einem jungen Team ist es in der Landesliga schwer
(von Toni Bertrams)
Es ist kein halbes Jahr her, da feierten die Sportfreunde Niederwenigern den Sprung in die Fußball-Landesliga. Nach 13 Spielen steht der Aufsteiger mit sechs Punkten auf dem letzten Tabellenplatz.
Im Gespräch mit den kickenden Lümmer-Brüdern Niklas (22) und Fabian (20) sowie deren Vater Manfred (54), der Mannschaftskoordinator ist, geht es selbstverständlich um die Sportfreunde – aber nicht nur um die.
STADTSPIEGEL: Wissen Sie, dass Ihr Vater im Trikot des TuS Hattingen ein richtig guter Handballer war?
Niklas Lümmer: Haben wir von gehört. Beweise haben wir aber nicht.
Fabian Lümmer: Ja. Er hat uns Fotos gezeigt und erzählt.
Sie sind Mannschaftskoordinator. Was bedeutet das?
Niklas Lümmer: Diesen Posten gibt‘s noch gar nicht lange.
Manfred Lümmer: Nach unseren beiden Aufstiegen hat mich der Vorstand gefragt, ob ich mich ein bisschen kümmern könne. Das mache ich jetzt mit unserer Heimspielzeitung, treffe mich regelmäßig mit den Mannschaftsräten und auch mit möglichen neuen Spielern. Was nicht immer ganz einfache Gespräche sind, weil die finanziellen Vorstellungen häufig doch weit auseinander liegen.
Sie sind also Manager ohne Geld?
Alle drei Lümmers nicken.
Einen Sieg und drei Unentschieden haben die Sportfreunde erst geschafft. Überrascht Sie das?
Fabian Lümmer: Etwas überrascht sind wir, ein bisschen mehr hatten wir uns schon erhofft. Aber ein paar Spiele sind auch unglücklich gelaufen.
Manfred Lümmer: Auf der einen Seite ja, weil wir uns schon ein paar Punkte mehr ausgerechnet hatten. Auf der anderen Seite aber auch nein, weil der Schritt, mit einer unveränderten, sehr jungen Mannschaft in die Landesliga zu gehen, ein schwieriger war. Mit sechs Punkten sind wir aber noch im Soll.
An dieser unveränderten Mannschaft wird sich auch in der Winterpause nichts ändern?
Manfred Lümmer: Es ist nicht auszuschließen, dass vielleicht der eine oder andere Spieler zu uns stoßen wird. Aber wir werden keine Klimmzüge machen. Wenn es nicht reicht, dann reicht es nicht.
Welche Faktoren sorgen dafür, dass es in der Landesliga so viel schwieriger ist als in der vergangenen Saison in der Bezirksliga?
Niklas Lümmer: Die Spieler in der Landesliga sind einfach abgezockter. Fast alle Mannschaften haben zwei, drei richtig gute Leute dabei, die die entscheidenden Dinger auch reinmachen.
Fabian Lümmer: Ein Unterschied ist auch die körperliche Robustheit. Die fehlt uns vielleicht ein bisschen.
Niklas Lümmer: Wir müssen ein paar Fehler abstellen und ein bisschen besser treffen.
Macht das denn überhaupt noch Spaß?
Fabian Lümmer: Auf jeden Fall. Die sportliche Herausforderung ist halt größer. Es macht eben mehr Spaß, wenn man mehr gefordert wird.
Niklas Lümmer (schmunzelt): Momentan ist es nicht so spaßig, weil man sich viel vornimmt, dann aber feststellen muss, dass es wieder nicht geklappt hat. Aber es ist schon so, dass es in der Landesliga mehr Spaß macht als in der Bezirksliga. Und ich hoffe, dass wir bald wieder mehr Spaß haben werden.
Manfred Lümmer: Der Spaß geht deshalb manchmal verloren, weil Fehler in der Landesliga eiskalt bestraft werden. Auch nach dem 1:4 gegen Osterfeld hingen die Köpfe schon ein bisschen.
Trainer Jürgen Margref spricht nach fast jedem Spiel davon, dass hochkarätige Chancen liegen gelassen worden seien. Warum treffen Sie so schlecht?
Fabian Lümmer: Das hat wohl auch etwas mit fehlender Erfahrung zu tun, dass ich das eine oder andere Mal vorbeischieße. Oder auch die anderen. Andere Mannschaften haben halt die Spieler, die die Dinger auch reinmachen. Meine vier sind da noch zu wenig.
Nervosität?
Fabian Lümmer: Wenn’s nicht läuft, steht man unter Druck und wird auch nervös.
Ist es eigentlich etwas Besonderes, einen Trainer zu haben, der schon einmal in Berlin im Pokalfinale gestanden hat? (Anm. d. Red.: Am 14. Mai 1994 gehörte Jürgen Margref zum Team von Rot-Weiß Essen, das dem SV Werder Bremen mit 1:3 unterlag.)
Fabian Lümmer: Ja. Er ist ein Trainer, der immer ziemlich präsent ist. Es hat immer Hand und Fuß, was er uns mit auf den Weg gibt. Aber auch Dietmar Klinger. Das ist auch immer lustig.
Manfred Lümmer: Es ist vor allem auch deren Erfahrung. Die Eckpfeiler unseres sportlichen Erfolges sind die Trainer und Abteilungsleiter Bertold Pieper.
(Anm. d. Red.: Dietmar Klinger, die andere Hälfte des SFN-Trainergespanns, ist Teil des Wunders von der Grotenburg: Bayer 05 Uerdingen besiegte am 19. März 1986 Dynamo Dresden mit 7:3, nachdem das Viertelfinal-Hinspiel des Europapokals der Pokalsieger in der DDR mit 0:2 verloren gegangen war und das Rückspiel zur Pause 1:3 gestanden hatte.)
Offensichtlich passend zur SFN-Kluft haben Sie bei Lieblingssportlern auf Ihrem Facebook-Profil Mario Götze und Marcel Schmelzer stehen.
Niklas Lümmer: Klar, weil ich Dortmund-Fan bin. Mario Götze ist einer der besten Fußball-Spieler überhaupt. Es macht Spaß, ihm zuzugucken. Marcel Schmelzer steht eher zufällig dort. Da könnte auch ein anderer Dortmunder stehen, das hat keinen tieferen Hintergrund.
Bei Ihnen sieht’s anders aus. Hinter religiösen Ansichten steht bei Ihrem Profil Schalke. Dabei gibt es im Dorf doch nur eine Religion: katholisch.
Manfred Lümmer (schmunzelt): Ja. Aber die Jungs sind evangelisch.
Fabian Lümmer: Früher wollte speziell mein Vater, dass ich auch Dortmund-Fan werde. Und als ich das noch gar nicht so richtig verstanden habe, hatte ich auch so eine Kappe auf. Aber meine Freunde sind zu Schalke gegangen, und ich habe gemerkt, dass es mein Verein ist.
Führt das zu Problemen in der Familie?
Fabian Lümmer: Vielleicht an zwei Spieltagen im Jahr.
Sie sind also auch Dortmunder?
Manfred Lümmer: Ich bin Ruhrgebietler. Dass ich Dortmund-Fan bin, hat sich 1995 eher zufällig ergeben. Niklas und ich hatten ganz kurzfristig Karten für den letzten Spieltag bekommen. Als der BVB dann durch das 2:0 gegen den Hamburger SV und das 1:3 Werder Bremens bei Bayern München erstmals wieder Deutscher Meister wurde, saßen wir da. Da war so eine tolle Stimmung, das hat mich total begeistert.
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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