Hedefspor und die Zukunft: Gespräch mit Trainer Kursinski

Hedef-Trainer Peter Kursinski inmittenn einer Spielertraube wenige Minuten nach dem Schlusspfiff und dem damit verbundenen Landesliga-Aufstieg.  Foto: Biene
  • Hedef-Trainer Peter Kursinski inmittenn einer Spielertraube wenige Minuten nach dem Schlusspfiff und dem damit verbundenen Landesliga-Aufstieg. Foto: Biene
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(von Toni Bertrams)

Es ist der Tag danach, und der „geheimnisvolle Peter“, wie Orhan Terzi, der Vorsitzende von Hedefspor Hattingen, Trainer Peter Kursinski im Moment des Triumphes genannt hat, sitzt schon wieder an seinem Schreibtisch in Bochum und arbeitet. Ein paar SMS aus den frühen Donnerstagmorgen-Stunden signalisieren ihm aber, dass es zumindest ein paar seiner Spieler nach dem 2:0 (0:0) über den FSV Gevelsberg und dem damit verbundenen Aufstieg in die Landesliga mächtig haben krachen lassen.

„Unsere sieben Studenten“, sagt Peter Kursinski und lacht. „Aber das haben sie auch verdient.“
Und obwohl er auf und an Fußball-Plätzen schon so viel erlebt hat, ist er begeistert. „Das ist eine Sensation für den Verein“, erklärt der 56-Jährige und erzählt von den ersten Minuten nach dem Schlusspfiff, „als ich erst mal die Bälle und Hütchen eingesammelt habe, um zu entspannen“, sagt er. „Diese Saison hat unheimlich viel Energie gekostet.“
Für die Signalwirkung auf dem Weg in die Landesliga hat Peter Kursinski das Spiel vom 1. Mai beim SC Obersprockhövel ausgemacht, dieses 2:2 nach einem 0:2-Pausenrückstand. „Da haben sich die Leute Gedanken gemacht, dass es für ganz nach oben reichen könnte“, berichtet der Hedef-Coach. „Das haben wir in positive Energie umgewandelt und in dieser Zeit unsere beste Leistung gezeigt, als wir alles weggefegt haben.“
Zwar gingen die Bezirks­liga-Meister von der Mun­scheidstraße (69 Punkte, 63:27 Punkte) nicht mehr ganz so überzeugend über die Ziellinie, letztlich aber überquerten sie diese doch souverän. Und da wird auch deutlich, dass Peter Kursinski – der Mann, der 40 Punkte und den Klassenerhalt schaffen wollte – bekennender Statistik-Fan ist.
„Wir haben 18-mal zu null gespielt, in 33 Spielen“, beginnt er, aufzuzählen. „Wir haben 2013 von 57 Punkten 45 geholt. 43:13 Tore. Wir sind die beste Heimmannschaft, wir sind die beste Auswärtsmannschaft, und wir haben im Schnitt mehr als zwei Punkte geholt.“
Das alles schaffte Hedefspor mit einem Team, das schon wegen seiner Zusammensetzung eine sehr, sehr reizvolle Aufgabe darstellt. Und Peter Kursinski ist ein bisschen erstaunt, dass es ihm in nur zwei Jahren gelungen ist, eine Gemeinschaft zu formen, „die sich trotz der vielen Charaktere und Kulturen als Mannschaft gezeigt hat“, sagt er. „Alle haben am Erfolg gearbeitet, alle 17.“
Ein kleiner Kader, der deshalb nicht zu einem Risiko wurde, weil langwierige Verletzungen ausblieben und Sperren überhaupt kein Thema waren. „Wir haben“, freut sich Peter Kursinski, „mit unserer Disziplin ein Markenzeichen gesetzt.“
Die Treffer zum 2:0 auf dem Weg in die Landesliga schossen am Mittwochabend gegen den FSV Gevelsberg übrigens Orhan Yigit (53.) per Handelfmeter und Max Claus (59.). Der STADTSPIEGEL berichtete am Mittwochabend direkt nach dem Schlusspfiff ausführlich auf seinem Internet-Portal www.lokalkompass.de/hattingen in Wort und vielen Bildern über den Spielverlauf.
Zum Saisonfinale tritt Hedefspor am Sonntag (15 Uhr) im Stadion Schützenhof an der Schützenstraße 30 beim Tabellenvierten VfB Schwerte an (55 Punkte, 60:51 Tore). „Die Spannung ist raus, aber wir wollen uns dort als Spitzenreiter präsentieren und die Sache seriös beenden“, sagt Peter Kursinski, der sich anschließend in den Urlaub verabschieden wird. Fehlen wird Marvin Klink, der sich am vergangenen Sonntag einen Knöchelbruch und Bänderriss zugezogen hat.
Urlaub zum Erholen, aber auch Urlaub zum Nachdenken. „Die sind völlig aus dem Häuschen und völlig ausgeflippt“, sagt Peter Kursinski. „Und die werden auch in den nächsten Tagen noch ein bisschen ausflippen.“ Die Hedef-Fußballer halt – und deren Anhang. Aber der geheimnisvolle Peter wird nicht mitflippen, sondern abhauen.
Ob er auch im dritten Jahr Trainer von Hattingen sein wird, weiß Peter Kursinski nicht, zumindest verrät er es niemandem. Für seine Entscheidungsfindung will er sich sogar für eine Woche auf einer Almhütte isolieren. „Es kann aber auch sein, dass mir nach zwei Tagen schon langweilig wird“, sagt er. „Vielleicht haben die ja auch schon einen neuen Trainer, wenn ich aus dem Urlaub zurückkomme.“
Er lässt aber schon durchklingen, dass er nicht abgeneigt ist, weiter an der Aufbauarbeit des Klubs, der am Mittwoch den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte perfekt gemacht hat, mitzuarbeiten: „Da liegt noch vieles im Argen.“
Von maximal drei Jahren hatte er vor zwei Jahren gesprochen. „Ob ich jetzt noch ein Jahr mache? Ich hätte nicht in meinen kühnsten Träumen gedacht, dass so etwas in zwei Jahren möglich ist.“ Der Aufstieg in die Fußball-Landesliga.
Was Hedefspor jetzt vor allem fehlt, ist ein besseres sportliches Umfeld, das Landesliga-Ansprüchen genügt. „Die Anlage ist unterste Schublade“, sagt Peter Kursinski. „Ich bin mal gespannt, ob die Stadt das ein bisschen honoriert und einem Landesliga-Verein unter die Arme greift. Der Verein leistet doch auch eine riesige Integrationsarbeit, die die Stadt null Euro kostet.“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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