Nach Anfängen bei Märkisch Hattingen jetzt bei Teutonia Riemke und in der Kreisauswahl
Hattingen: Die Handballgeschwister Tjorven und Bjarne Krans
Handball ist ein Familiensport: Wenn Papa oder Mama oder sogar beide Handballspieler sind, saugt es der Nachwuchs meistens mit der Muttermilch auf und steht dann meistens selber auf der Platte. Dass dies bei den Hattinger Geschwistern Tjorven (16) und Bjarne (13) Krans einmal so sein würde, war ihren Eltern klar, als sie während Papas Handballspielen nicht gegen einen Ball traten, sondern ihn in die Hand nahmen und warfen. Klar war allerdings nicht, dass es die beiden bis in den Handall-Leistungssport bringen würden.
Angefangen haben beide bei der DJK Märkisch Hattingen, doch bald wurde deutlich, dass beide Kinder mehr konnten und auch mehr wollten. Tjorven wechselte 2016 zum SV Teutonia Riemke.
Als Kreisläuferin zu Teutonia, aber jetzt ist Tjorven eine Top-Torfrau
Was dort passierte, überraschte besonders ihren Vater Jens Ristock sehr: „Eigentlich ist sie als Kreisläuferin dorthin gewechselt. Doch der Trainer sprach mich aufgeregt an, ob er sie mal ins Tor stellen dürfe, er hätte da so eine Ahnung.“ Gesagt getan und schon nach kurzer Zeit war eindeutig:Das Mädel gehört in den Kasten! Innerhalb von neun Monaten kam die Nachnominierung in die Kreisauswahl und dann auch gleich die Einladung zum WHV-Sichtungslehrgang für die Westfalenauswahl. Dies bedeutete, dass Tjorven nicht nur dreimal die Woche regulär in Riemke trainierte, sondern auch alle zwei Wochen im Leistungsstützpunkt in Dortmund.
Da wurde auch der Bundesligist HSG Blomberg Lippe hellhörig und lud sie mehrfach zum Probetraining ein. Ein dreifacher Fußbruch zwang Tjorven zu einer Saison Pause, was sie aber nicht davon abhielt, in der vergangenen Saison wieder voll durch zu starten. Mit der weiblichen B-Jugend des SV Teutonia Riemke spielte sie Oberliga, der höchsten Liga für diese Altersklasse, in der sie es bis ins Halbfinale der Westfalenmeisterschaft schaffte.
„Das ist noch lange kein Grund, mich jetzt darauf auszuruhen. Die Saisonvorbereitung steht an und ich habe nächste Saison eine Menge vor“, lacht Tjorven. In ihrer Stammmannschaft, der weiblichen B-Jugend, ist sie zur Zeit alleinige Torhüterin, des weiteren gehört sie zum Kader der weiblichen A-Jugend und beide Mannschaften werden in der nächsten Saison wieder Oberliga spielen.
Außerdem hat sie seit Kurzem die Doppelspielberechtigung, die ihr erlaubt, auch bei den Damenmannschaften auszuhelfen. „Das Training bei unseren Verbandsliga-Damen macht mir großen Spaß, weil ich dort ganz viel lernen kann,“ freut sich Tjorven. Außerdem schließt sich damit der Kreis, dass sie wieder von dem Trainer betreut wird, der sie überhaupt erst ins Tor gestellt hat.
Linkshänder stellt man eigentlich nicht in den Kasten
Auch Tjorvens Bruder Bjarne kam ins Tor wie die Jungfrau zum Kinde. „Ich bin Linkshänder und die stellt man ja eigentlich nicht in den Kasten“, schmunzelt Bjarne. Aber für seinen verletzten Torwartfreund wollte er unbedingt einspringen. Doch auch bei ihm staunten alle nicht schlecht, als Bjarne wie ein Weltmeister die Bälle abwehrte.
Auch er wechselte zum SV Teutonia Riemke. In der D-Jugend spielte er Kreisklasse und wurde zwei Saisons hintereinander mit seiner Mannschaft Kreismeister.
Genau wie Tjorven schnupperte auch Bjarne schon früh in ältere Mannschaften rein: Immer wieder kam die Nachfrage, ob er in der C-Jugend aushelfen könne. In der letzten Saison gehörte er dann zum erweiterten Kader der männlichen C-Jugend und spielte somit wie die große Schwester in der Oberliga. Und genau wie bei ihr kam auch bei Bjarne der Ruf in die Kreisauswahl.
„Wie es mit Stützpunkt Training aussieht kann ich jetzt noch nicht sagen, ich bin ja noch nicht alt genug“, meint Bjarne. „Aber wenn die mich wollen, mache ich das natürlich!“ Auch Bjarne freut sich auf die neue Saison, die er auch weiterhin beim SV Teutonia Riemke spielen wird. „Das war in den Osterferien gar nicht mehr so sicher, denn der TUSEM in Essen hätte mich gerne gehabt. Aber ohne Hubschrauber schaffe ich es da nicht pünktlich zum Training“, grinst Bjarne.
Ihre Teams sind ihre Familie und ihr Rückhalt
Pünktlich beim Training zu sein ist für beide Geschwister wichtig. Sie sind sogar gerne eher in den Halle, denn ihre Teams sind ihre Familie und ihr Rückhalt. Da werden auch schon einmal kleine oder größere Sorgen, die das Teenagerleben so mit sich bringen, besprochen.
Und ganz normale Teenager sind Tjorven und Bjarne eben auch noch. Sie besuchen beide die Gesamtschule Hattingen und fühlen sich dort sehr wohl. Dass beide sehr gute und disziplinierte Schüler sind, darf an dieser Stelle auch gern erwähnt werden. „Tjorven hat jetzt die 10 Klasse als Jahrgangsbeste mit 1,18 abgeschlossen“, berichtet Bjarne stolz von seiner Schwester. Dass er mit einem Notendurchschnitt von 1,9 auch nicht gerade ein schlechter Schüler ist, lässt er bescheiden unter den Tisch fallen.
Eigentlich kann bei solch einem Pensum aus Schule und Sport nicht mehr viel anderes kommen - oder? „Klar habe ich noch Zeit für meine Schulfreunde. Wir treffen uns immer zum Fahrradfahren.“, erzählt Bjarne. Und auch Tjorven hat neben Training und Schule (demnächst Oberstufe) noch Zeit übrig, besonders für ihren Freund. Der ist - wie sollte es auch anders sein – Handballtorwart beim SV Teutonia Riemke.
„Ob wir in Sachen Handball jemals Ruhe bekommen werden?"
„Ob wir in Sachen Handball aber jemals Ruhe bekommen werden, wage ich zu bezweifeln“, schmuzelt Vater Jens Ristock. „Wir haben da noch so einen kleinen vierjährigen Nachzügler namens Kjetil, der nun wirklich nichts anderes kennt als Handball“, lacht er. Und auch der weiß schon ganz genau, wo er später mal spielen wird: „Im Tor!“
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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