Seit Mai keine Beratung für Bahnfahrkarten
Seniorenfordern Mobilitätszentrale
Die Hattinger Seniorinnen und Senioren sind sauer. Sie fühlen sich von der Bundesbahn im Stich gelassen. Seit Mai ist die letzte persönliche Fahrkartenberatung geschlossen. Der S-Bahnanschluss und S-Bahnhof Hattingen-Mitte wird nach Meinung des Seniorenforums der Stadt schon seit langem vernachlässigt.
„Es kann doch nicht sein, dass man ewig vor einem Automaten steht, wenn man eine weite Reise plant und keinen Internetanschluss hat“, klagt Kornelia Wendt, Vorsitzende des Hattinger Seniorenforums. „Oder man muss erst in die Nachbarstadt fahren, wenn man dann eine Platzreservierung haben möchte“, pflichtet ihr Stellvertreter, Hans Hartung, bei. „In einer Stadt mit zwei Bahnhöfen und fast 60 000 Einwohnern muss es auch eine persönliche Beratung für den DB-Fahrkartenverkauf geben!“ fordern beide. Sie befürchten, dass Hattingen allmählich vom Bundesbahnnetz abgebunden wird.
Wendt und Hartung begründen dies mit den ständigen Verschlechterungen des Bahnservices: Bei der Fahrplanumstellung 2019 wurde der Takt der S-Bahn nach Oberhausen von 20 auf 30 Minuten ausgedehnt. Danach fielen ständig Züge des niederländischen Betreibers Abellio aus und auch nach dem Wechsel zur Deutschen Bahn fuhren zu manchen Zeiten und Wochenenden keine Personenzüge mehr. Am Bahnhof Hattingen-Mitte können Rollstuhlfahrer nur mit einer Klappe an der Tür den 30cm großen Unterschied zum Bahnsteig überwinden und scheitern dann häufig noch an dem nicht betriebsfähigen Fahrstuhl. Für Fahrräder fehlt eine Gleitrinne über die langen Treppen. Der zuständige VRR bezeichnet selbst die Aufenthaltsqualität des Bahnhofs Hattingen-Mitte als „unzureichend“.
Grund für die ab Mai vorgenommene Schließung der persönlichen Zugberatung und Fahrkartenausgabe im Ruhrpress-Reisebüro ist nach Angaben des Büroleiters Werner Schardt die Kürzung von Provisionen und zusätzlichen Auflagen. Wendt und Hartung beklagen, dass von den Unzulänglichkeiten hauptsächlich die Senioren betroffen sind, die keinen Internetanschluss haben und mit den komplizierten Fahrkartenautomaten nicht zurechtkommen. Sie müssten für eine Fernfahrt zu den Enkeln erst eine Nahverkehrsfahrkarte eine zusätzliche Fahrkarte in eine der Nachbarstädte lösen.
In ihrem Antrag an die Bundesbahn, die Bogestra und den VER schlägt das Seniorenforum vor, die bestehende Servicestelle für den Nahverkehr am Reschop-Carré gemeinsam zu einer allgemeinen Mobilitätszentrale auszubauen. Dort könnten neben Fahrkarten für den Nah- und Fernverkehr eventuell auch Carsharing und Taxen vermittelt werden. Von der Stadtverwaltung Hattingen wurde schon Unterstützung für den Antrag signalisiert.
Autor:Hans Hartung aus Hattingen |
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