Nachhaltigkeit
Was bringt die "Earth Hour" für den Klimaschutz?
Die Stadt Hattingen wirbt auf ihrer Homepage für die Teilnahme an der weltweiten Aktion "Earth Hour" des WWF unter dem Motto "Licht aus - Klimaschutz an" am 27. März um 20:30 Uhr, an der sie sich auch selbst beteiligt. Auch der Stadtspiegel Hattingen macht in einem eigenen Beitrag darauf aufmerksam. Doch was auf den ersten Blick wie eine tolle Idee aussieht, scheint mir im Effekt zunächst einmal fragwürdig zu sein.
Ich persönlich halte von solchen symbolischen Aktionen und gut gemeinten Gesten wenig. Jedenfalls, wenn sie für sich alleine stehen und nicht nachhaltig wirken. Dann bringt es kaum mehr als seinerzeit das Klatschen für Pflegekräfte vor dem Hamsterkauf.
Wo bei dieser Aktion die Nachhaltigkeit liegen soll, wird leider nicht ersichtlich, es sei denn, dass weitere Politiker*innen sich im Zusammenhang mit ihrer (Wieder-)Wahl ernsthaft mit der Höhe der Beteiligung daran auseinandersetzen.
Zudem könnte ich mir vorstellen, dass die Teilnahme an der "Earth Hour" unter Umständen sogar einen eher negativen Alibi-Effekt hervorruft: Eine Stunde Licht aus, vielleicht noch etwas Nettes dabei erlebt, und schon ist das Umweltgewissen wieder für eine Weile reingewaschen. Dann aber hoffentlich nicht gleich bis zur nächsten Earth Hour!
Und noch etwas ist, wenn man die Aktion genauer betrachtet, problematisch: Kerzen, die eine romantische und auf den ersten Blick auch ökologische Alternative zum elektrischen Licht zu sein scheinen, haben nur selten eine positive Klimabilanz. Darauf macht gerade der WWF selbst aufmerksam, der jährlich zu dieser Aktion aufruft. Unter der Überschrift "Was brennt denn da? 6 Fakten zu Kerzen, die jeder wissen muss" wird detailliert auf verschiedene Aspekte der Kerzenherstellung eingegangen - eine Überlegung übrigens, die auch für Veganer nicht unerheblich ist. Bilanz: Es gibt kaum klimaverträgliche Kerzen, und wenn, dann sind sie sehr teuer oder die Ressourcen sind begrenzt. Schwer, da ein gutes Gewissen zu behalten.
Was besser wäre
Wer nicht nur symbolisch, sondern wirksam seinen/ihren Stromverbrauch senken möchte, schaltet vermutlich auch bisher schon für mindestens eine Stunde das Licht aus - täglich. Oder noch besser: das TV-Gerät, den PC und/oder alle leerlaufenden Ladegeräte. Denn solche Geräte haben inzwischen einen höheren Energieverbrauch als viele der handelsüblichen LED- oder Energiesparlampen. Und vom Einsparpotential im Individualverkehr ist dann noch gar nicht die Rede gewesen.
Aber:
Trotz alledem möchte ich dazu ermutigen, sich an der Aktion zu beteiligen! Denn wenn auch eine Stunde Licht aus vermutlich keine unmittelbare Auswirkung im Sinne von Klimaschutz hat, bringt es doch immerhin eine bewusste Auseinandersetzung mit der Bedrohung unseres Klimas mit sich. Damit bewirkt es hoffentlich bei weiteren Menschen ein Umdenken und Umgewöhnen in Sachen persönlicher Energieverbrauch.
Und noch ein kleiner positiver Effekt liegt möglicherweise in dieser Aktion: Es könnte eine Stunde sein, in der manche Kinder spannende neue Erfahrungen mit ihren Eltern machen - oder Partner*innen miteinander. Nochmal anders als sonst seit Beginn der Pandemie. Und im besten Falle wiederholen sie das schon bald, auch wenn andernorts die Lichter weiterbrennen ...
Autor:Torsten Richter-Arnoldi aus Hattingen | |
Torsten Richter-Arnoldi auf YouTube |
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