Sanierung der denkmalgeschützten Hattinger Kirche fast beendet
Peter und Paul bald wieder unverhüllt

Die im Mai begonnenen Sanierungsarbeiten an der denkmalgeschützten Kirche St. Peter und Paul sind so gut wie beendet. Nachdem die meisten der Handwerker ihr Werkzeug eingepackt haben, sind noch die Gerüstbauer gefragt. Dann ist das über Monate verhüllte Gotteshaus wieder sichtbar.

Ab Ende März war das Gerüst an der Kirche aufgebaut worden. Sechs Wochen später begannen dann die Arbeiten vor allem an der Fassade und am Dach. Von den rund 1,2 Millionen Euro, die die Pfarrei St. Peter und Paul bisher in diese Sanierung investiert hat, lagen die Kosten fürs Dach allein bei rund 572.000 Euro, für die Fassade bei 285.000 Euro.

Finanzieller Kraftakt

"So eine Sanierung ist für uns finanziell ein Kraftakt. Aber mit der Sanierung von Dach und Fassade ist unsere Kirche jetzt äußerlich für die Zukunft gerüstet", sagt Andreas Lamm, leitender Pfarrer der Pfarrei St. Peter und Paul mit ihren zahlreichen Kirchorten im ganzen Hattinger Stadtgebiet. Unterstützt wird die Gemeinde bei der Finanzierung durch das Bistum Essen. Es stellt einen Betrag in Höhe von 770.000 Euro als "zinsloses Langzeitdarlehen" zur Verfügung, wie Guido Friderici von der Katholischen Gemeindeverwaltung erklärt.

831 Ziegelsteine ausgetauscht

Gestartet waren die Arbeiten an der Fassade an der Westseite zum Pastor-Schoppmeier-Haus hin. Diese Seite der "Außenhülle" des Sakralbaus war am stärksten beschädigt. Auf den insgesamt zirka 750 Quadratmetern Fassadenfläche, die in den vergangenen Monaten saniert wurden, mussten genau 831 Ziegelsteine ausgetauscht werden.
"Die meisten deshalb, weil sie in der Mitte durchgebrochen waren", berichtet Luisa Puls von "ptd ingenieure + sachverständige" aus Dormagen. Sie hatten dem betonähnlichen Fugmörtel nicht standgehalten, der beim Verfugen benutzt worden war. Die zum Teil drei bis vier Zentimeter breiten Fugen auszustemmen, um sie neu zu verfugen, sei selbst mit einem Pressluft-Stemmhammer "ein echter Knochenjob" für die Arbeiter gewesen, sagt die Bauleiterin. "Normalerweise sind die Fugen nur daumenbreit." Ebenfalls ersetzt wurden 125 sogenannte Formsteine, also Steine, die eine besondere Form aufweisen und als Schmuck an den Fensterbögen und ähnlichem dienen.
An der Fassade des Kirchturms hatten die Experten "weniger Schlimmes erwartet", blickt Luisa Puls zurück. Hier wurde lediglich punktuell repariert. In schlechtem Zustand waren hingegen die sogenannten "Scheingiebel". Das sind die Vorbauten rechts und links des Kirchturms, auf der Höhe des Dachs und über den Eingängen der Kirche, die die Kirche größer wirken lassen als sie eigentlich ist. In den 1970er Jahren waren die Scheingiebel auf der Rückseite neu verputzt worden. "Aber der Putz war rissig, wirklich desolat, von breiten Rissen durchsetzt. Er war stark saugfähig. So, dass Wasser in die Konstruktion gedrungen ist und sie geschädigt hat", so die Bauleiterin.

Dach muss komplett erneuert werden

Parallel zu den Maurern waren die Dachdecker im Einsatz: erst am Chordach, dann an der Westseite, dann an der Ostseite des Hauptdachs im Bereich des Kirchenschiffs. Überall wurde der Schiefer entfernt. "Das Dach musste altersbedingt komplett erneuert werden. Schiefer verliert mit der Zeit das Bindemittel und damit an Substanz und Kraft", erläutert Luisa Puls.
Von 1.300 Quadratmetern Dachfläche sind bereits rund 900 Quadratmeter saniert. Nur die tiefergelegten Chordachflächen an der Rückseite der Kirche Richtung Pfarrhaus müssen im kommenden Jahr erneuert werden. "Das schaffen wir dann, wenn der Winter warm sein sollte oder eben ab dem Frühling 2021", stellt die Bauleiterin in Aussicht.

Bedeutendes Denkmal

Mit dem Ergebnis ist Jürgen Uphues, Denkmalpfleger der Stadt Hattingen, aber schon jetzt zufrieden. "Die Kirche St. Peter und Paul ist ein bedeutendes Denkmal des neugotischen Kirchenbaus im 19. Jahrhundert. Dank der erfahrenen Fachfirmen ist das Erscheinungsbild der Kirche mit großer Sorgfalt wiederhergestellt worden. Alle haben konstruktiv und produktiv gearbeitet, um ein gutes und denkmalgerechtes Ergebnis zu erreichen. Das ist längst nicht selbstverständlich."

Keine "nassen Füße" mehr

Nun steht fürs kommende Jahr noch eines an: die Dachentwässerung an das Kanalnetz anzuschließen und den Weg zwischen Kirche und Pastor-Schoppmeier-Haus zu erneuern. Angebote von Tiefbauern liegen bereits vor. Bei der Kalkulation wurden rund 400.000 Euro an Kosten angesetzt. In Zukunft soll das Regenwasser von den Fallrohren in den Kanal geleitet werden. Das ist bisher nicht der Fall und hat bei St. Peter und Paul für "nasse Füße" gesorgt. Das Wasser stand bis zu einem halben Meter hoch an den Sockelflächen. Die dadurch entstandenen Schäden sind von Innen gut sichtbar. Wenn dieser Punkt Geschichte ist, können die Sockel der Kirche trocknen. "Das wird allerdings einige Jahre dauern", weiß Luisa Puls aus Erfahrung. Erst danach kann dann im Innern der Kirche neu verputzt werden.

Autor:

Lokalkompass Hattingen aus Hattingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

9 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.