Mentale Vorbereitung auf E10

(von Cay Kamphorst)

Ob im TV, im Radio oder in der Presse, überall wird über E10 gesprochen und dass wir Autofahrer den neuen Sprit nicht annehmen wollen. Während einer Umfrage zu diesem Thema für den STADTSPIEGEL habe ich dann im Stadtgebiet Hattingen die ernüchternde Bilanz ziehen müssen, dass hier überhaupt kein E10 verkauft wird!
Es steht zwar bei einigen Tankstellen schon an der Säule, jedoch wird es noch gar nicht geliefert. Hattinger und Sprockhöveler Tankstellen werden frühestens im April beliefert, aber selbst den Betreibern ist noch gar nicht klar, wie der Verkauf dann laufen wird.
Rainer Massmann, Betreiber der „Total“ an der Burgaltendorfer Straße in Niederwenigern: „Unsere erste Lieferung E10 erhalten wir etwa Mitte April.“
Auch für Horst-Dieter Hudziak von der „Star“ Tankstelle an der Wuppertaler Straße in Sprockhövel ist die Frage nach E10 noch ein Rätsel: „Wir werden noch nicht beliefert. Es ist auch noch nicht abzusehen, ob und wie sich die Preise für Super-Benzin dann verändern werden.“
Von sieben Tankstellen in Hattingen verkaufen genau sieben KEIN E10. Da frage ich mich, warum das Thema dermaßen öffentlich angegangen wird, wenn es doch im Grunde noch gar kein Thema an den Tankstellen ist – zumindest bei vielen.
Wir werden öffentlich geschult, erfahren, dass zwar 90 Prozent der Autos den neuen Kraftstoff vertragen, aber ob unser Auto zu den verbleibenden zehn Prozent gehört, erfahren wir nur, wenn wir beim Hersteller nachfragen. Warum nicht einfach Listen an den Tankstellen aushängen, auf denen wir mit einem Blick sehen, ob wir E10 tanken können oder nicht?
Die meisten von uns würden das sicherlich machen. Wenn man am Benzinpreis sparen kann, dann sind wir doch sofort dabei! Aber unser Auto kaputtsparen, möchten wir dann auch nicht.
Da wird ein Riesenaufwand betrieben, um uns Autofahrern den neuen Sprit so schmackhaft wie möglich zu machen – dabei sind wir doch so einfach zu überzeugen: Benzinpreis runter und mit einem Blick erkennbar, am besten direkt auf die Zapfsäule schreiben, welche Autos E10 vertragen. Denn wenn dort nur die zehn Prozent aufgeführt sind, die es nicht vertragen, dann ist der deutsche Autofahrer schon wieder irritiert. Mein Auto steht nicht dabei? Dann darf ich das nicht tanken.
Es könnte alles so einfach sein, aber wenn es um unser Auto geht, dann wird es wirklich schwierig. Wir geben eher unseren Kindern ein neues Medikament, wenn es heißt, das sei verträglich, als unser Auto mit einem neuen Kraftstoff zu betanken, wenn auch nur der Hauch der Möglichkeit besteht, dass es ihn nicht verträgt. Dann boykottieren wir den Sprit lieber auf ganzer Linie. Offensichtlich muss deshalb das Autofahrerland schon lange, bevor es überhaupt E10 Biosprit zu tanken gibt, mental darauf vorbereitet werden.
Anders kann ich mir nicht erklären, warum ich seit Wochen ein Thema lesen und hören muss, das hier noch gar nicht richtig angekommen ist.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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