Ausbildungsmarkt im Ennepe-Ruhr-Kreis
"Jetzt den Mut zur Ausbildung haben"
Die Agentur für Arbeit Hagen zieht eine Zwischenbilanz im Ausbildungsmarktjahr 2020/2021, das bereits im vergangenen Oktober begonnen hat. In diesem beispiellosen, komplett von der Pandemie betroffenen Zeitraum haben sich im Ennepe-Ruhr-Kreis fast 1400 Jugendliche gemeldet (- 3,1 Prozent in Relation zum Vorjahr), während nur rund 1300 Ausbildungsstellen von den Unternehmen zur Verfügung gestellt wurden (- 16,1 Prozent).
Aktuell suchen noch 704 junge Männer und Frauen einen Ausbildungsplatz. Ihnen stehen derzeit 785 unbesetzte Ausbildungsstellen zur Verfügung und damit statistisch 1,12 Stellen pro Bewerber. Die Chancen für junge Menschen in der Region haben sich im Vergleich zum Vorjahr damit verschlechtert. Damals war die Stellen/Bewerber-Relation 1,29.
"In diesem Jahr ist auch auf dem Ausbildungsmarkt alles anders. Angebot und Nachfrage sind durch Corona geprägt", fasst Katja Heck, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen, die Entwicklung zusammen. "Nach gut einem Jahr Pandemie sind viele Jugendliche maximal verunsichert. Anfangs waren durch die Schließungen der Schulen und bei uns selbst die Kontaktwege versperrt, die Jugendlichen kaum noch zu erreichen. Vieles musste sich erst über andere Kanäle finden, digitale Wege wurden mehr und mehr etabliert.
Knapp 15 Prozent haben Vertrag unterschrieben
Auch wussten viele Schülerinnen und Schüler nicht, ob und wie der Schulabschluss überhaupt erreicht werden kann. Gleichzeitig hatten die Unternehmen im Lockdown vielfach andere Sorgen, als sich frühzeitig um den betrieblichen Nachwuchs zu kümmern. Bisher konnten erst knapp 15 Prozent aller Bewerber einen Ausbildungsvertrag unterschreiben."
Die Ausbildungsmarkt-Expertin appelliert an Jugendliche wie auch an die Betriebe, gerade in der aktuellen Situation Mut zur Ausbildung zu haben: "Der Fachkräftebedarf ist weiterhin da und er wird nach der Krise wieder voll durchschlagen. Qualifizierte Arbeitnehmer werden immer gebraucht. Derzeit schließen wir Lücken in der Versorgung mit alternativen Angeboten. Wir unterstützen mit Prämien aus dem Bundesprogramm 'Ausbildungsplätze sichern' von der Krise betroffene Unternehmen, die trotzdem oder sogar zusätzlich ausbilden." Auch könne man den Ausbildungserfolg mit speziellen Förderleistungen sichern. Eine "Einstiegsqualifizierung" könne für beide Seiten ein erster Schritt sein.
Ausbildungsrennen geht viel später
auf die Zielgerade
"Aufgrund der genannten Besonderheiten in diesem Jahr geht das Ausbildungsrennen erst viel später auf die Zielgerade als in früheren Jahren", veranschaulicht die Agenturchefin abschließend. "Es gibt eine Verzögerung von mehreren Monaten. Viele Jugendliche beginnen jetzt erst richtig mit der Suche, viele Betriebe haben sich noch nicht entschieden. Da kommt noch sehr viel in Bewegung. Jetzt heißt es aktiv werden!"
Autor:Lokalkompass Hattingen aus Hattingen |
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