Kriminalhauptkommissarin informierte im Elterntreff über soziale Netzwerke
Internet und Handy in der Lebenswelt von Kindern

Kriminalhauptkommissarin Bettina Frauenstein (52), bei der Kreispolizeibehörde des EN-Kreises zuständig für Prävention und Opferschutz, zeigte im Elterntreff auf, welche Gefahren es für Kindern beim Thema Internet und Smartphone gibt. Klar macht sie aber auch: Die Digitalisierung hat viele Vorteile und ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Entscheidend ist der richtige Umgang und die Vorbildfunktion der Erwachsenen.
Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) erhebt seit 1998 mit der repräsentativen Studienreihe „JIM“ (Jugend, Information, (Multi-)Media) Grundlagendaten zur Mediennutzung Jugendlicher in Deutschland. Die JIM-Studie wird vom mpfs, als Kooperation der beiden Landesmedienanstalten von Baden-Württemberg (LFK) und Rheinland-Pfalz (LMK), gemeinsam mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt. Für die aktuelle Ausgabe der Studienreihe wurden 1.200 Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren in ganz Deutschland im Zeitraum vom 6. Juni bis 19. Juli 2017 telefonisch befragt. Die Ausstattung der Familien mit Mediengeräten hat mittlerweile für Smartphone, Computer, Internetzugang und Fernsehgerät einen Sättigungsgrad von knapp 100 Prozent erreicht. Was den Gerätebesitz der Jugendlichen selbst betrifft, dominiert das Smartphone, mit 97 Prozent. Einen Computer oder Laptop besitzen 69 Prozent. Zwei Drittel können über eine eigene Spielkonsole verfügen (67 %). Jeder Zweite hat einen eigenen Fernseher (53 %), ein Laptop (52 %) oder ein Radio (51 %). Zwei Fünftel haben einen MP3-Player (42 %), jeder Dritte hat einen DVD-Player oder Festplattenrekorder (30 %). Jeweils 29 Prozent der Jugendlichen verfügen inzwischen über einen eigenen Tablet-PC bzw. besitzen einen Computer (Desktop-PC). Eher selten finden sich Smart-TVs (17 %), E-Book-Reader (12 %), eine eigene Streaming-Box (7 %) und Internetradios (5 %). Neben den positiven Möglichkeiten durch die Nutzung der Medien, ergeben sich natürlich auch Gefahren durch ihre Nutzung. Kettenbriefe beispielsweise. Generell tauchen Kettenbriefe immer in Wellen auf, insbesondere zu Schulbeginn – irgendwann ebbt der eine Kettenbrief wieder ab und der nächste erscheint auf der Bildfläche. Viele Kettenbriefe sind eigentlich schon sehr alt und sind früher schon per E-Mail kursiert. „Schicke diese Nachricht an mindestens 10 Personen weiter“: Das Ziel eines jeden Kettenbriefes ist, dass der Inhalt möglichst viele Personen erreicht. Meist wird dies ausdrücklich verlangt und – sollte man dem nicht nachkommen – mit einer Drohung verknüpft. Doch nicht immer ist dies der Fall, denn manchmal heißt es etwas kryptischer: „Warne deine Bekannten“ oder „Wenn du das nicht willst, dann sag es weiter“ etc. Die meisten Kettenbriefe haben in irgendeiner Form eine Falschmeldung zum Inhalt. Manchmal dienen Kettenbriefe aber auch als Instrument zur Messung der eigenen Beliebtheit. Je nach Inhalt können sie Angst und Panik bei Kindern auslösen.

Medien gemeinsam mit den Kindern ansehen - vor allem bei Kleinkindern

Bedienen sich vor allem kleine Kinder unbeaufsichtigt der („sozialen“) Medien, so können sie auch leicht mit Inhalten konfrontiert werden, die nicht altersgerecht sind oder sogar gewaltverherrlichend. Ebenfalls gibt es im Netz Seiten, die beispielsweise Essstörungen verherrlichen oder sogar zum Suizid aufrufen. Viele Kinder und Jugendliche haben auch bereits Erfahrung mit Cyber Mobbing gemacht. Mobbing im Internet kann für Jugendliche zu einer ernsten Belastung werden. Das haben sich auch die Mitglieder des klicksafe-Youth Panels gedacht und die Cyber-Mobbing Erste-Hilfe App entwickelt. In kurzen Videoclips geben Jugendliche hier Betroffenen konkrete Verhaltenstipps, sprechen ihnen Mut zu und begleiten sie bei ihren ersten Schritten, gegen Cyber-Mobbing vorzugehen. Neben rechtlichen Hintergrundinformationen und Links zu Beratungsstellen finden Jugendliche auch Tutorials zum Melden, Blockieren oder Löschen von beleidigenden Kommentaren auf Social-Media-Plattformen.
Die App ist in Deutsch, Englisch, Luxemburgisch, Französisch, Litauisch und Slowenisch über die gängigen App-Stores verfügbar. Sie hat bereits mehrere internationale Preise gewonnen, u.a. den Wettbewerb ENABLE Hackathon, bei dem sie sich gegen über hundert Konkurrenten aus der ganzen Welt durchsetzen konnte. Überhaupt empfiehlt die Expertin, sich unter www.klicksafe.de über Gefahren aus dem Netz zu informieren. Auch aus harmlosen oder partnerschaftlichen Momenten heraus, können spätere Bedrohungen und Demütigungen entstehen. Beispielsweise, wenn freizügige Fotos entstanden sind, die nach Ende der Beziehung missbräuchlich verwandt werden. Auch bei Fotos von unbekleideten Kindern und Säuglingen ist nach Aussage der Expertin im Netz Vorsicht geboten, denn Menschen mit pädophilen Neigungen sind oft im Netz unterwegs.
Zu den Straftaten im Internet gehören neben Beleidigung und Betrug auch üble Nachrede und Verleumdung. Mobbing ist kein expliziter Straftatbestand, sondern wird erst im Zusammenhang mit einem anderen Straftatbestand, oft auch der Körperverletzung, juristisch verfolgt werden können. Allerdings ist die Beweisbarkeit äußerst schwierig. Weitere Straftatbestände sind Stalking, das Verbreiten gewaltverherrlichender und pornographischer Inhalte sowie die Tatbestände der Urheberrechte. Auch hier müssen Eltern aufpassen: Hellhörig werden sollte man immer, wenn Musik oder Filme beim Downloaden nicht kostenpflichtig sind.
Über mögliche Schutzeinrichtungen auf den technischen Geräten kann man sich auch unter www.sicher-online-gehen.de informieren. Beraten lassen kann man sich auch direkt bei Bettina Frauenstein bei der Polizei unter Telefon 02336/9166-2951.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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