„Engel für Alte“ hilft Demenzkranken

„Demenz im Alter wird noch wie eine große Lawine auf uns zurollen“, orakelt Udo Polenske. „Schon jetzt sind rund ein Drittel unserer Bewohner im Haus der Diakonie und im Heidehof dement.“

Es habe sich jedoch gezeigt, dass Menschen mit Demenz wahrnehmen, auch wenn sie ihre Wahrnehmung nicht äußern können. Und genau hier setzt „Engel für Alte“ an – mit Musik.
„Wir haben herausgefunden, dass Menschen, die keine ,vernünftigen‘ Sätze mehr zu Stande bringen, mit ihren Gefühlen ,reden‘“, beschreibt der Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde St. Georg.
„Demenzkranke teilen sich mit Gefühlen in der Musiktherapie mit“, ergänzt Musiktherapeutin Caroline Vogenreiter-Schaadt. „Zunächst einmal gehen dabei zwei Menschen miteinander in Resonanz, sie schwingen sozusagen gemeinsam. Klänge ermöglichen Kontakt, Sinneserleben baut Brücken. Somit werden Unerreichbare wie Demenzkranke durch Musik erreicht.“
Dadurch, so die Therapeutin, die bereits auf jahrelange Erfahrung in diesem Bereich zurückgreifen kann, werde ihr Selbstwert wiederentdeckt, durch Bewegung, Musik und Tanz vergessen Geglaubtes wieder hervorgeholt sowie Fähigkeiten und Kompetenz gewürdigt.
Udo Polenske: „Die Musiktherapeutin hat ganz spezielle Instrumente zur Verfügung, mit denen sie die Patienten Musik hören, aber auch fühlen lässt. Bereits nach vier bis fünf Wochen gibt es erste positive Reaktionen.“
Erfahren hat der Pfarrer von dieser Möglichkeit mehr oder minder durch Zufall: „Wir hatten Caroline Vogenreiter-Schaadt bei einem unserer St.-Georgs-Konzerte. Anschließend setzen wir uns mit den Künstlern immer noch ein wenig zusammen. Dabei erzählte die diplomierte und renommierte Flötistin von ihrer Arbeit als Musiktherapeutin mit Demenzkranken in Altenheimen. Da meinte unsere Organistin Maria-Cristina Witte, das wäre doch auch was für uns. Eine Anfangsfinanzierung könnten wir doch aus dem Erlös der Drehorgelkonzerte aus der Vorweihnachtszeit übernehmen. Je länger ich darüber nachdachte, desto besser gefiel mir die Idee.“
Nicht nur ihm. Denn „Engel für Alte“, wie die Aktion inzwischen heißt, kam allgemein gut an. Es gab Spontanspenden in dreistelliger Höhe, so dass schnell 3.200 Euro zusammen waren. Dieses Geld und alle weiteren Spenden werden 1:1 eingesetzt, um Demenzkranken in beiden Ev. Häusern Musiktherapie zu ermöglichen.
„Wir haben zwar immer schon viel gesungen in unseren Häusern“, so Udo Polenske, „und Walter Schulte spielte dort am Klavier auf oder ich kam mit meiner Drehorgel. Aber jetzt soll es eine gezielte Therapie geben von einer Frau, die dafür ausgebildet ist. Das ist wirklich etwas ganz Neues. Es gibt dabei eine qualifizierte Einzelbehandlung, bei der die Therapeutin echte Nähe zu den Patienten aufbaut.“
„Engel für Alte“ – das gefiel der Volksbank so gut, dass sie, die bereits die Drehorgelkonzerte unterstützt, hier für eine Anschubfinanzierung gesorgt hat. „Engel für Alte“ soll aber eine dauerhafte (Spenden-)Aktion sein, mit der Idee, Demenzkranken eine Stunde Musiktherapie zu ermöglichen. Dies kostet rund 50 Euro pro Patient.
„Für Menschen, die den Kontakt zur Außenwelt verloren haben, ist dies eine Möglichkeit, sich nicht im Stich gelassen zu fühlen“, beschreibt Udo Polenske den Gedanken hinter „Engel für Alte“.
uBei der Volksbank gibt es ab sofort ein Spendenkonto, auf dem jeder eingezahlte Betrag willkommen ist und dem neuen Projekt in den beiden Seniorenheimen ohne Abzüge zugute kommt: Konto 140 310 000 bei der Volksbank (BLZ: 452 615 47).