Elternreihe zum Thema "Stress in der Familie"

Kathrin Seibel-Schreck von der städtischen Erziehungsberatungsstelle. Foto: Pielorz
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Was war das wieder für ein Tag! Ich bin total gestresst! Stress in der Familie ist ein oft auftretendes Phänomen, weil Anspruch und Wirklichkeit manchmal weit auseinander liegen. Darüber referierte Kathrin Seibel-Schreck, Diplom-Psychologin und Familientherapeutin in der Erziehungsberatungsstelle der Stadt Hattingen.

Was ist Stress eigentlich? „Darunter versteht man die Beanspruchung des Menschen durch innere und äußere Reize oder Belastungen. Ihre Bewältigung ist von individuellen Voraussetzungen abhängig, der Umgang mit einer Bedrohung wird auch Coping genannt. Stress wird oft negativ bewertet, weil man Angst hat, mit der Situation nicht fertig zu werden. Es gibt aber auch positiven Stress. Dieser erhöht die Aufmerksamkeit und fördert die maximale Leistungsfähigkeit des Körpers, ohne ihm zu schaden“, erklärt Seibel-Schreck.
Wird Stress aber als negativ empfunden, so ist der Körper stark angespannt. Neurotransmitter und Hormone werden ausgeschüttet und auf Dauer sinkt die Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit. Gesundheitliche Einschränkungen sind die Folge. Ist man nicht in der Lage, Stress auf die „richtige Art“ zu bewältigen, werden die gesundheitlichen Folgen noch verstärkt. Ungeeignet für die Stressbewältigung sind beispielsweise Tabletten, Alkohol, Rauchen und mangelnde Bewegung.
Ausgelöst werden kann Stress durch schwerwiegende Lebensereignisse. Dazu gehören beispielsweise Tod eines Angehörigen, Ehescheidung, chronische Konflikte, finanzielle Sorgen, Mobbing, Perfektionismus, Reizüberflutung oder soziale Isolation. Zu viel Stress kann zum sogenannten „Burnout“ führen. Ein großes Gefühl von Erschöpfung, verbunden mit Gleichgültigkeit und dem Gefühl von Wirkungslosigkeit lassen jeden Antrieb im Keim ersticken. Nicht nur Manager können davon befallen werden. Mütter sind durch die Belastungen im Beruf und der Familie ebenfalls oft betroffen. Dabei kann sich die Entwicklung über Jahre hinziehen, bis es zu einem Burnout kommen kann.
Mehrfachbelastungen in der Familie, zum Beispiel auch durch zu pflegende Angehörige, führen zu einer negativ empfundenen Stress-Situation. Persönliche Faktoren, zum Beispiel Perfektionismus, können eine solche Situation negativ beeinflussen.
„Stress haben vor allem jene Eltern, die es gut machen wollen. Manche machen sich mit ihrer aufopferungsvollen Liebe geradezu zu Sklaven ihrer Kinder, reagieren wie eine Reflexamöbe auf jedes Zeichen von Unwohlsein oder Belastung des Kindes, um zu helfen und es dem Kind recht zu machen“, so Seibel-Schreck. Diese Eltern stellen die Bedürfnisse ihres Kindes über ihre eigenen und die der Mitmenschen. Dadurch lernt das Kind aber nicht, selbst ein Problem zu lösen, negative Emotionen auszuhalten und damit umzugehen, seine Grenzen zu erfahren und zu verändern. Wenn Erziehung zum Leistungssport wird, entsteht Stress. Dann geht es nicht mehr um Fördern, sondern um Optimieren. Sie wollen das Beste für ihr Kind, nehmen ihm aber genau dieses.
Was hilft, um diesen Stress zu verringern? „Zunächst einmal sollte man Anforderungen und Erwartungen an sich selbst überprüfen. Was brauchen wir nicht? Was macht mehr Stress als es uns nutzt? Wer kann uns Aufgaben abnehmen?

Was hilft?

Man ist nicht für alles verantwortlich, schon gar nicht für das Glück seines Kindes oder seines Partners. „Ich kann entsprechende Voraussetzungen schaffen und helfen, aber ich bin nur für mein eigenes Glück verantwortlich“. Positives Denken und das Kind loslassen können gehören ebenfalls in die Reihe der Faktoren, die Stress minimieren können. Ich muss nicht alles schaffen.
„Sich in der Familie zusammen an einen Tisch setzen und eine Familienkonferenz abhalten, das kann viel bewegen.“ Gegenseitig die Erwartungen und Realitäten aufschreiben, gemeinsam überlegen, wie man einen Kompromiss erreichen kann und wie eine Verbesserung der Situation möglich ist – das schafft eine gelassenere Perspektive des Seins im Hier und Jetzt.
Übrigens: Ob Sie ein Risiko für einen Burnout haben, kann man in einem ersten Schritt auch durch die Beantwortung der Fragen eines Testes von Diplom-Psychologin Dr. Doris Wolf erfahren.
Kontakt: Kathrin Seibel-Schreck, städtische Erziehungsberatungsstelle, Bahnhofstraße 51, 45525 Hattingen; Telefon 02324/24306; E-Mail erziehungsberatungsstelle@hattingen.de.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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