Intensive Ausbildung bei der Feuerwehr
Eine ganz heiße Sache
Der erste klirrend kalte Morgen in diesem Jahr. Die Autofahrer kratzen ihre Scheiben frei. Auf der Hauptwache der Feuerwehr qualmt's. Aber keine Sorge, die haben alles im Griff, es handelt sich um eine Übung.
"Wir haben erstmals hier eine solch umfangreiche Ausbildung", erklärt Tomás Stanke, Leiter der Feuerwehr Hattingen. Denn in den nächsten drei Wochen werden 120 Einsatzkräfte das intensive Training für die Realbrandbekämpfung durchlaufen. Dazu gehören unsere 30 sogenannten Atemschutzgeräteträger, die hauptamtlichen Feuerwerhrkräfte und 90 Ehrenamtliche von den freiwilligen Feuerwehren", so Tomás Stanke.
Brandsimulationsanlage von "Heat"
Dafür steht eine mobile Brandsimulationsanlage mit drei Überseecontainern auf dem Hof der Feuerwehr-Hauptwache am Wildhagen von der Firma "Heat". Der Name ist natürlich Programm: Hier findet eine "Heiß-Ausbildung" statt. Auf zirka 45 Quadratmetern wird ein Wohnungsbrand simuliert.
"Mit Feuer und Flammen wie im Realeinsatz", sagt Michael Groß von der Düsseldorfer Firma "Heat". Und jeder Menge Rauch. Der ist auch echt, allerdings ist es kein Brandrauch. Und vor allem mit infernalischer Hitze, wie sie bei einem Brand eben ensteht.
Die Teams haben zunächst die Aufgabe, Personen zu finden und zu retten, dann den Brand zu löschen. Im Kommandostand versteht man, was die Feuerwehr meint, wenn von "Nullsicht" die Rede ist: Es ist stockdunkel und überall ist Rauch, man kann die berühmte Hand vor Augen nicht erkennen. Wie sie es gelernt haben, gehen die Feuerwehrleute rückwärts die Treppe hinunter - das ist sicherer, sollte es etwa zu einem Sturz kommen, wird erklärt. Mit Gas werden Flammen erzeugt, plötzlich steht die Decke der simulierten Wohnung in Flammen. Die Teams reagieren blitzschnell. Das Feuer haben sie schnell unter Kontrolle.
Echte Knochenarbeit
Das Ganze dauert nur wenige Minuten, doch wenn sie aus der heißen und verqualmten Anlage kommen, sieht man ihnen an, dass das Knochenarbeit ist. "Das ist sehr anstrengend", sagt Marlin Grotensohn, der gerade schweißgebadet aus der Simulation kommt. "Da ist so einiges, was man nicht erwartet." Auch sein Kollege Ibrahim Baspinar zeigt sich überrascht, wie realitätsnah die Ausbildung in den Containern ist.
Für die beiden jungen Feuwerwehrmänner ist das intensive Training der Ausbildung noch nicht allzu lange her. Bei anderen Haupt- oder Ehrenamtlichen sieht das anders aus. "Die Realeinsätze verringern sich", erklärt Tomás Stanke. "Zum Glück. Auf der anderen Seite fehlt vielen die Routine. Deshalb sind solche Simulationen enorm wichtig."
Durch gute Vorbeugung und zum Beispiel auch Rauchmelder in den Wohnungen käme es nicht mehr zu so vielen Bränden. Trotzdem sind Wohnungsbrände immer noch die Regel - und eine große Herausforderung für die Feuerwehr. Tomás Stanke: "Sie müssen sich vorstellen, dass wir in einem solchen Einsatz eine Wohnungstür gewaltsam aufbrechen müssen und nicht wissen, was uns dahinter erwartet." Man kennt die Räumlichkeiten nicht und muss bei stark eingeschränkter Sicht erst einmal sicherstellen, dass keine Menschen mehr in der Wohnung sind. Genau diese Anforderungen werden in der Simulation geübt.
In Hattingen gibt es zudem die denkmalgeschützte Altstadt im Innenstadtbereich. "Da gibt es auch Winkel und Ecken, wo man nicht so leicht hinkommt", erklärt Tomás Stanke. Dann gibt es aber andererseits auch viele Hochhäuser, Bettentürme wie das Krankenhaus sowie Gewerbegebiete mit teils (aus Feuerwehrsicht) brisanten Betrieben. "Und nicht zu vergessen die Wasserstraßen", erinnert Tomás Stanke an Einsätze zur Rettung von Personen am Ufer. In diesem Jahr kamen viele Einsätze durch die enorme Trockenheit in Wald und Flur hinzu. Mit Atemschutzgerät geht es in den Container. Wie in einem echten Einsatz wissen die Feuerwehrleute nicht, was sie erwartet. Drinnen ist durch den Rauch so gut wie nichts zu sehen.
Autor:Annette Schröder aus Bochum |
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