Deutsche Sprache: Nöte mit der Löte
Neulich in meinem Pub, meinte Gast B., auf dem Bau würde schon mal gesagt „Gib mal die Löte!“, gemeint sei damit die Lötlampe, jeder wüsste, was gemeint sei.
Wie sich herausstellte, gibt es das Wort Löte aber nicht. Im Duden: Fehlanzeige. Auch Google kann damit nichts anfangen und schlägt „Flöte“ vor.
Mit einer Lötlampe wird gelötet, was laut Duden bedeutet „[Metallteile] mithilfe einer geschmolzenen Legierung miteinander verbinden“. „Synonyme zu löten sind anlöten, auflöten, einlöten, hartlöten, verbinden, verschweißen, zulöten, zusammenschweißen; (Technik) verlöten.“
Moment mal, gab es da nicht umgangssprachliche Konnotationen, „sich einen verlöten“, einen trinken? Klar. Auch der Duden weiss: „ Wendungen, Redensarten, Sprichwörter - einen verlöten (umgangssprachlich scherzhaft; etwas Alkoholisches trinken)“.
Na also, da waren wir doch im Pub genau richtig für diese Diskussion.
Also ich meinte, Löte macht Sinn, statt Lötlampe könne man mit gesundem Menschenverstand auch Löte sagen.
Den Einwurf von Gast D., das Wort gebe es nicht lasse ich nicht gelten. JETZT, ab sofort gibt es das Wort. Ich erkläre es stante pede zum Wort, besonders nach dem Verlöten von ein paar kalten Bierchen.
Warum sollte ich nicht ein Wort in die Welt setzen?
Gast D. konnte sich das partout nicht vorstellen, wie ich so ganz nonchalant Löte zum legitimen Wort machen konnte. Man fragt ja hierzulande immer gerne „Ja darf der das denn?“
Ich darf, denn wie kommt ein neues Wort überhaupt in die Realität, in die Sprache? Meines Wissens durch fleissige Redakteure beim Duden, die ihr Ohr am Mund der gemeinen Bevölkerung haben. Also entsteht es erst im Sprachgebrauch der Allgemeinheit, genauer gesagt: irgend JEMAND sagt es mal zuerst (z. B. an einer Theke), die Benutzung breitet sich aus, und irgendwann bemerkt es auch die Dudenredaktion. Man denke an simsen für die Sendung einer SMS.
Und –bums!- simsen steht tatsächlich schon im Duden (online).
Also erlaube ich mir, das Wort Löte zu einem, sagen wir mal Neologismus zu erklären. Ja darf ich das? Ja.
Sprache verändert sich, ich selbst höre nach 2 Jahrzehnten Abwesenheit aus Deutschland, dass man heute hier anders redet. Denglisch (noch so ein Neologismus) ist zu einer Plage geworden, der Genitiv ist fast ausgestorben, früher galt nur „wegen des/der“, heute gilt laut Duden auch „wegen dem“, wofür wir früher in der Schule einen Fehler angerechnet bekamen. Heute ist das gesellschaftsfähig geworden. Zumindest im Falle des Dativs hat sich die These der Linguisten bewahrheitet, dass sich die Sprache in den sozialen Schichten von unten nach oben entwickelt.
Im Netz:
http://www.youtube.com/watch?v=TzkLBjYQijE
http://www.duden.de/ueber_duden/wie-kommt-ein-wort-in-den-duden
Autor:Ulrich Jean Marré, M.A. aus Essen-Ruhr |
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