Darüber spricht man doch nicht: Tabuthema Harninkontinenz

Marion Palenschat bietet mit dem Kneipp-Verein Hattingen Kurse für das Beckenboden-Training an. Sie ist von der Effektivität überzeugt. Eine Mappe mit speziellen Übungen gibt es natürlich auch.Foto: Pielorz
  • Marion Palenschat bietet mit dem Kneipp-Verein Hattingen Kurse für das Beckenboden-Training an. Sie ist von der Effektivität überzeugt. Eine Mappe mit speziellen Übungen gibt es natürlich auch.Foto: Pielorz
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Meistens sind Frauen betroffen. Geredet wird darüber nicht. Eher kauft man spezielle Einlagen oder Hosen und versucht damit zu leben. Die Rede ist von Inkontinenz, wenn man also Urin oder Stuhl nicht mehr halten kann. Regelmäßiges Training kann vorbeugen, aber auch Betroffenen so gut helfen, dass sie ihre Probleme wieder lösen können.

Eine schwache Beckenbodenmuskulatur, der Druck der Organe durch den aufrechten Gang auf den Beckenboden, Schwangerschaften – es gibt viele Gründe, die zu Inkontinenz führen.
„Verantwortlich ist eine unsichtbare Gruppe viel zu wenig bekannter Muskeln. Wie eine kleine Hängematte schließen drei Muskelschichten des Beckenbodens den Bauchraum nach unten hin ab. Durch diese Beckenbodenmuskeln hindurch ragen der Darm, die Vagina und eben die Harnröhre. Ist die Muskulatur intakt und straff, hält sie die Blase dicht. Wenn nicht, gibt es Probleme“, weiß Marion Palenschat, die mit dem Hattinger Kneipp-Verein Kurse zum Thema gibt.
Lisa und Gudrun (Namen der Redaktion bekannt; die Red.) sind zwei betroffene Frauen, die ihre Geschichte erzählen. „Bei mir begannen die Probleme in den Wechseljahren. Doch ich fühlte mich einfach zu jung dazu. Ich wollte eine schicke weiße Hose anziehen und nicht dieses Ding darunter. Ich fand es eklig“, so Lisa, die bei ihrer Frauenärztin einen Flyer mit dem Hinweis auf die Kurse fand. „Man wollte mich operieren, ich bekam ein Stimulationsgerät und Medikamente. Die musste ich wieder absetzen. Sie haben zwar bei der Inkontinenz geholfen, aber ich wurde depressiv. Nach ein paar Kursstunden spürte ich schon eine deutliche Verbesserung und heute geht es mir gut.“
Damit das klappt, muss man den Kurs aber als Hilfe zur Selbsthilfe verstehen. „Die Teilnehmer lernen bestimmte Übungen, die sie auf jeden Fall in den Alltag integrieren müssen. Sie müssen bereit sein, ihre Gewohnheiten zu verändern und auf sich und ihre Körpersignale hören“, so Marion Palenschat. Wichtig wäre auch, nicht erst das Leiden zuzulassen, sondern zur Vorbeugung zu kommen. In vielen Fällen übernehmen Krankenkassen einen Teil der Kursgebühren.
Auch Gudrun hat eine schwere Zeit hinter sich. „Ich verlor nicht nur Urin, sondern auch Stuhl“, erzählt sie. Skeptisch sei sie gewesen und erst durch einen Arztwechsel habe sie einen Infoflyer in die Hand bekommen und den Kurs ausprobiert. „Selbstdisziplin gehört auf jeden Fall dazu. Das ist sehr wichtig.“
„Die Muskulatur verliert bis ins hohe Alter nicht die Fähigkeit, sich zu kontrahieren und kann noch jederzeit wieder gekräftigt werden. Einige Kursteilnehmerinnen sind zu Beginn des Kurses nicht immer überzeugt, dass es wirklich etwas bringt. Nach zwei Wochen können einige Frauen – junge und ältere – nicht verstehen, dass sie nicht vorher von einer solchen Möglichkeit sich selbst zu helfen Gebrauch gemacht haben“, meint die Kursleiterin.
Neue Kurse starten Mitte Januar: Los geht es am Mittwoch 15. Januar, 16.45 bis 17.30 Uhr, oder am Freitag, 17. Januar, 10.30 bis 11.15 Uhr. Der Kurs wird jeweils in kleinen Einheiten angeboten. Anmeldung, Info und Kontakt beim Kneipp-Verein Hattingen, Heinz Brinker, 594242, oder per E-Mail unter maripalenschat@aol.com. Auch Männer können Probleme bekommen. Die Übungen sind die gleichen wie bei Frauen.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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