Besinnliches von Winfried Langendonk: "Die Osterkerze, das Licht der Welt"
Bald brennen sie wieder, überall in Hattingen – die Osterfeuer…Sie sind aus der Stadt nicht wegzudenken und wollte man sie verbieten oder eindämmen, wie die Stadt es wegen der hohen Emission immer wieder mal andeutet, gibt es regelmäßig Proteste.
Und wenn – wie jüngst geschehen – feurige Osterhasen zu einer heißen Veranstaltung eingeladen sind, dann frage ich mich schon: „Was hat das mit Ostern zu tun?“
Ist Ostern nicht schon längst ein verlängertes Wochenende, dessen religiöser Hintergrund nicht mehr allen Menschen klar ist? Denn nach dem Sinn gefragt, höre ich Antworten wie: „Ist da nicht der Osterhase gestorben?“ Da möchte der religiöse Zeitgenosse doch mit den (Hasen-)Ohren schlackern.
Aber zurück zum beliebten Osterfeuer. Es ist zum Treffpunkt geworden. Die Menschen kommen miteinander ins Gespräch. Das hat auch eine gute Seite.
Für die Christen ist das Osterfeuer der Beginn einer ganz spannenden und aufregenden liturgischen Feier. In der Osternacht feiern wir die Auferstehung Jesu Christi aus dem Tod. Die Überwindung des Todes. Die Osterkerze ist das Symbol – das Lumen Christi, das Licht Christi.
Das Osterfeuer brennt vor der Kirche. Es wird gesegnet. Die Kerze wird mit den entsprechenden Zeichen, dem Kreuz, den Jahreszahlen und den fünf Wundmalen bereitet (fertig zu sehen in fast jeder Kirche, auch in unseren evangelischen Nachbarkirchen). Am Osterfeuer vor der Kirche wird sie entzündet. Dann wird sie feierlich in die dunkle Kirche getragen.
Als Symbol für Christus wird über die Kerze gesungen: „Sie leuchte, bis der Morgenstern erscheint, jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht: dein Sohn, unser Herr Jesus Christus, der von den Toten erstand, der den Menschen erstrahlt im österlichen Licht: der lebt und herrscht in Ewigkeit.“
Mittlerweile wurde das Licht geteilt mit den Menschen, die ihrerseits Kerzen in den Händen hielten. Nun ist die ganze Kirche vom Lichtglanz erfüllt. Dann hören wir die alten Geschichten. Die Geschichten, die Gott mit seinem Volk erlebt. Die Erschaffung der Welt, das Opfer Abrahams, der Durchzug durch das Rote Meer, das neue Herz und der neue Geist.
Und dann ist es soweit: Das Gloria erschallt, das Licht geht an, die Orgel braust auf – war sie doch, nach alter Tradition seit Gründonnerstag in der Kirche verstummt. Genauso wie in dieser Zeit keine Glocke zu hören war. Jetzt läutet sie umso heftiger. Jesus ist auferstanden. ER lebt.
Nach der Erinnerung an unsere Taufe und der Eucharstiefeier sind dann alle Menschen eingeladen, am Osterfeuer miteinander in Gespräch zu kommen. Das ist der Treffpunkt nach der wichtigsten und größten Feier des Christentums.
Und dann dürfen wir uns am nächsten Sonntag den Gruß zusagen: Frohe Ostern!
Winfried Langendonk,
Pfarrer der Kath. Kirchen-
gemeinde St. Peter und
Paul, Hattingen
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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