Besinnliches von Susanne Schade: "Irokese und blau-grüne Haare"

Susanne Schade, Gemeindereferentin in St. Peter und Paul, Hattingen
  • Susanne Schade, Gemeindereferentin in St. Peter und Paul, Hattingen
  • hochgeladen von Roland Römer

Kurz vor Geschäftsschluss muss ich eben noch in die Stadt. Ungeduldig stehe ich an der Ampel, und warte, und warte…

Plötzlich taucht ein junger Mann auf. Beiläufiger Blick zur Seite, ich stutze: blaue-grüne Haare, Irokesenschnitt und schwarze Lederjacke, die Bierflasche in der Hand. In meiner Jugendzeit in den 80er Jahren hätte ich vermutlich gesagt: „Origineller Punk mit witzig gefärbten Haaren!“ Heute, Anfang 50, denke ich eher skeptisch: „Na, hoffentlich hat der nicht zu viel getrunken und randaliert gleich. Nicht besonders vertrauenerweckend...“
Die Ampel zeigt immer noch rot… Es will und will nicht grün werden! Egal, es sind keine Kinder in der Nähe, ich muss jetzt endlich weiter! Entschlossen gehe ich los.
Im gleichen Moment setzt sich auch mein Nachbar in Bewegung. Den Bruchteil einer Sekunde schauen wir uns erstaunt an, dann verziehen sich die Mundwinkel jeweils zu einem komplizenhaften Schmunzeln.
Die Ampel springt auf Grün. Ich höre mich sagen: „Hier wartet man aber auch immer ewig.“ Ein verständnisvolles Nicken des blau-grünen Kopfes, dann noch einmal eine Wendung zu mir, bevor er in eine andere Straße einbiegt, ein strahlendes Lächeln und die Worte: „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend!“
„Das wünsche ich Ihnen auch!“ Ich kann gar nicht anders, als fröhlich zurückzulächeln (und gut gelaunt sein).
Später denke ich: „O.k., etwas mehr Toleranz und ein paar Vorurteile weniger gegenüber anderen (egal, welcher Haar- und Hautfarbe) stehen jedem Menschen gut (an), mir eingeschlossen.“
In einem „Gebet um Toleranz“ des französischen Philosophen Voltaire heißt es: „…Gott aller Wesen und aller Zeiten…du gabst uns nicht ein Herz, dass wir einander hassen…Gib, dass wir einander helfen, die Last des kurzen, flüchtigen Lebens zu tragen; dass kleine Verschiedenheiten unter den Bedeckungen unsrer schwachen Körper, unter unsern unvollständigen Sprachen, … unter unsern törichten Meinungen,…dass alle diese kleinen Abweichungen der Atome, die sich Menschen nennen, nicht Losungszeichen des Hasses und der Verfolgung werden!... Möchten doch alle Menschen sich erinnern, dass sie Brüder (und Schwestern) sind!... Lass uns den Augenblick unsres Daseins anwenden… Deine Güte zu preisen, die uns diesen Augenblick gegeben hat.“
Eine sonnige Augustwoche mit (überraschend) guten Erlebnissen wünscht Ihnen allen (egal ob Sie blonde, braune, schwarze, rote, blau-grüne oder gar keine Haare haben)
Susanne Schade
Gemeindereferentin
in St. Peter und Paul

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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