Besinnliches von Ludwig Nelles: "Reiseapotheke"

Ludwig Nelles, Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Niederwenigern
  • Ludwig Nelles, Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Niederwenigern
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Und, waren Sie schon im Urlaub? Wenn ja, hoffe ich, dass Sie sich gut erholt haben.

Und wenn der Urlaub noch vor Ihnen liegt, dann möchte ich Ihnen ein paar Tipps weitergeben, die ich kurz vor meinem Urlaub gefunden habe, eine geistliche „Reiseapotheke“, aber nicht für den Notfall, sondern für das Normale:
1. Sollten Sie ins Ausland reisen, wechseln Sie doch einmal die Perspektive: Jetzt sind Sie nämlich dort Ausländer. Wie behandelt man Sie? Und könnten Sie etwas lernen für Ihre Einstellung Ausländern gegenüber hier bei uns?
2. Das Land, wo Sie Gast sind, ist die Heimat der Menschen, die Sie bewirten. Vermutlich sind die Menschen stolz auf ihre Heimat so wie Sie vielleicht auf die Ihre. Sie sollten daher diesen Stolz achten, statt Rückständigkeit zu beklagen.
3. Nutzen Sie Ihre Freiheit und lernen Sie wieder, langsam zu sein. Langsam zu essen und zu genießen, langsam zu schlendern und vieles am Rand wahrzunehmen, geduldig zu warten und sich auf das, was kommt, zu freuen.
4. Am schwersten trägt man oft nicht an seinen Koffern, sondern an sich selbst. Sie haben vieles, was Sie beschäftigt, mitgenommen. Es einfach wegzudrängen, bringt nichts. Schauen Sie sich das lästige Gepäck in Ruhe an, und entscheiden Sie dann: „Das packe ich in mir weg bis zur Rückreise, das aber packe ich jetzt an, weil ich Zeit habe.“
5. Manchmal ist die größte Sehenswürdigkeit, die Sie entdecken können, der Mensch, der mit Ihnen reist. Jetzt haben Sie Zeit, ihn oder sie neu zu entdecken.
6. In der Bibel heißt es: „Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut!“ Ich kenne keine bessere Einstellung für Reisende, wenn es darum geht, völlig unbekannte Gerichte auf dem Teller zu haben oder mit Menschen zusammen zu sein, die man sich nicht ausgesucht hat.
7. Sie müssen auch wieder zurück. Versuchen Sie doch einmal, etwas mitzunehmen, was Sie nicht kaufen können und auch nicht nur ein Foto ist. Vielleicht einen Klang oder einen Geruch, der Sie zu Hause wieder an den Urlaubsort versetzt, oder eine Urlaubsgewohnheit, die Sie in den Alltag übertragen können.
8. Sagen Sie Gott „Danke“. Sie haben genug Geld, sind gesund und kräftig genug, um zu verreisen – schon das ist ein Grund, dankbar zu sein!
Mir hat diese Urlaubs­apotheke gut getan in meinem Urlaub und ich hoffe, denen, die jetzt noch in den Urlaub fahren, tut sie auch gut.
Und den anderen, zu denen ich ja jetzt nach meinem Urlaub auch gehöre, sage ich: Der nächste Urlaub kommt bestimmt! Vergessen Sie also ihre „Reiseapotheke“ nicht.
Ihr
Ludwig Nelles,
Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Niederwenigern

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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