Besinnliches von Ludwig Nelles: "Ich muss Sie warnen!"

Ludwig Nelles, Pfarrer in der Ev. Kirchengemeinde St. Georg, Holthausen
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  • hochgeladen von Roland Römer

Passen Sie gut auf, bitte! Das meine ich ganz im Ernst und mit allem Nachdruck. Ich muss Sie ganz ausdrücklich warnen, und das ist kein Witz! Seien Sie vorsichtig, sonst kann das böse enden!
Also, sollten Sie sich überlegen, Morgen in den Gottesdienst zu gehen (gleich, welcher Konfession), lassen Sie es lieber bleiben! Sollten Sie sich nach langer Zeit mal wieder mit Gott beschäftigen wollen, in Gedanken oder im Gebet – lassen Sie die Finger davon! Und möchten Sie mal wieder in der Bibel leben und nachschauen, wer dieser Jesus eigentlich war und ob er ihnen was zu sagen hat – klappen Sie das Buch ganz schnell wieder zu! Jetzt gleich, sofort!
O weiah, das ging ja gerade noch einmal gut. Mensch, wie kann man nur so leichtsinnig sein! Wissen Sie denn nicht, wie gefährlich das ist?
Jetzt schauen Sie nicht so überrascht, das weiß doch jedes Kind: Wer sich mit Gott einlässt, der bleibt nicht, wie er ist! Gott verändert! In der Bibel lese ich Geschichten, die mich treffen und bewegen können, im Gottesdienst höre ich Worte, die mich nicht in Ruhe lassen, die mir im Kopf und im Herzen rumgehen.
Und das ist anstrengend, denn dann kann ich nicht mehr gleichgültig durchs Leben gehen, dann bekomme ich plötzlich was zu tun: Zu lieben zum Beispiel, mich mit Menschen zu versöhnen, mit denen ich mich schon lange in den Haaren liege, nach Menschen zu fragen, die neben mir wohnen, nach ihnen zu schauen, ob es ihnen gut geht, ob ich ihnen helfen kann mit einem guten Wort oder einem liebenden Lächeln. Ich werde aufs Wesentliche gestoßen, auf das, was meinem Leben Sinn gibt und Halt. Und auf einmal gebe ich mich nicht mehr mit weniger zufrieden als mit „Leben in Fülle“ (Jesus) oder mit „Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes“ (Paulus). Echt!
Das wollen Sie doch nicht wirklich, dass der liebe Gott die gut eingefahrenen Kreise des Lebens und dieser Welt stört und alles durcheinander bringt. Mag sein, das macht das Leben reicher und spannender, aber wer will das schon?
Wie? Sie wollen das? Sie wollen wirklich ein Leben, das den Namen verdient? Sie wollen sich aufmachen, und Halt und Geborgenheit finden, einen Sinn für ihr Leben, einen Platz in der Welt, wollen Liebe erfahren und Liebe geben? Sie wollen wirklich Gott begegnen?
Okay, tun Sie, was sie nicht lassen können: Gehen Sie mit Gott! Aber sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt! Also echt jetzt? Wir sehen uns wirklich am Sonntag im Gottesdienst?
Ihr
Ludwig Nelles
Pfarrer in der
Ev. Kirchengemeinde St. Georg,
Holthausen

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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