Besinnliches von Hansjörg Federmann: "Gehen Sie auch zum Friedhof?"
„Gehen sie auch zum Friedhof?“, höre ich eine Passantin eine andere Frau fragen, die gerade mit ihr auf den Gehweg im Welperaner Friedhofsweg einbiegt. Aus den Taschen, die beide tragen, schaut Grabschmuck hervor. Die angesprochene Frau nickt und beide gehen miteinander dem Friedhofstor entgegen.
Ich höre nicht mehr, worüber sie sprechen, aber ich kann mir vorstellen, dass es um die Lieben geht, die sie dort „besuchen“, und dass man aus den Worten hören kann, was ihnen diese Menschen bis heute bedeuten.
Gehen Sie auch zum Friedhof, liebe Leserin, lieber Leser?
Haben Sie es am Allerseelentag getan, der in der katholischen Tradition der Erinnerung an die Verstorbenen gewidmet ist, oder haben sie es am Totensonntag vor, an dem die evangelischen Kirche der Menschen gedenkt, die uns verlassen haben?
Der Gang zum Grab oder das Entzünden einer Kerze in der Kirche– all das sind Wege und Gesten, die uns in die Nähe der Verstorbenen führen.
Ist es gut, diese Nähe zu suchen? Manche vermeiden den Weg zum Friedhof und die Gedanken an die Verstorbenen. Aber die Dichterin Mascha Kaleko trifft eine tiefe Wahrheit, wenn sie schreibt: „Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod der andern muss man leben.“
Jede Lebensgeschichte, die mit unserem Leben verbunden ist, prägt uns, auch über den Tod eines Menschen hinaus. Es ist gut, wenn wir tatsächlich einen Weg finden, damit zu leben. Orte und Zeichen, der Gang zum Grab, die Kerze der Erinnerung können dabei helfen, den Verstorbenen einen guten Platz in unserem Leben zu geben.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diesen Tagen der Erinnerung solche Wege gehen können und Trost darin finden, die Verstorbenen in Gottes Ewigkeit geborgen zu wissen.
Ihr
Pfarrer Hansjörg Federmann,
Ev. Kirchengemeinde Welper-Blankenstein
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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