Besinnliches von Brigitte Leibold: "Neu sehen"
Vor einigen Tagen bin ich aus dem Urlaub zurückgekommen und wie fast immer wirkte beim Heimkommen die vertraute Umgebung irgendwie neu und fremd auf mich.
Dabei war ich doch nur zwei Wochen fort. Herz und Kopf sind voll neuer Eindrücke und Erfahrungen, die mich über den Urlaub hinaus begleiten. Bilder von beeindruckender Natur, Erinnerungen an gastfreundliche Menschen, kuriose und lustige Situationen sowie Begegnungen, die nachdenklich stimmen. Das alles klingt – wie ein Echo – noch ein wenig in uns nach. Und für eine gewisse Zeit kommt uns das „Gewohnte“ neu vor.
Ein Phänomen, das wir auch in Bezug auf Menschen kennen, die wir eine Zeitlang nicht gesehen haben. Am Ende sind wir doch überrascht, wie schnell Kinder größer werden. Oder wir bemerken deutlicher, dass die Eltern gebrechlicher geworden sind.
Wie entsteht dieser Eindruck des Fremden im Vertrauten?
Ich denke, der Abstand macht es, weil er uns Dinge, Orte und Menschen „neu“ sehen lässt. Es lohnt sich, ab und zu bewusst Abstand zu nehmen und Vertrautes „neu“ an zu schauen. Dann kann sich im allzu Gewohnten auch Neues zeigen. Oder es klärt sich eine Situation, die völlig durcheinander schien. Die Bibel kennt das Bild von den „Augen Gottes“, mit denen er uns Menschen anschaut.
Uns trifft dabei allerdings kein flüchtiger Blick, der schon alles weiß und kennt. Ich glaube, Gottes Augen schauen täglich neu auf uns und unser Leben. Sein liebevoller Blick trägt und hält uns und hat zugleich immer den nötigen Abstand, um hinter dem Gewohnten und Bekanntem das Neue und Unbekannte in jedem Menschen zu entdecken.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche, und vielleicht probieren Sie es einmal aus, das Vertraute neu zu sehen.
Brigitte Leibold
Gemeindereferentin,
St. Mauritius Niederwenigern
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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