Besinnliches von Birgit Crone: "Im weiten Raum"
22.30 Uhr. Ich sitze noch auf der Terrasse, es dämmert, am Tag war es sonnig und himmelblau, kein Wölkchen zu sehen, ideales Sommerwetter, nicht so schwül und so drückend, wie am letzten Wochenende.
Ich genieße die Abendkühle und den Blick in die Weite des abendlichen Himmels. Ob es sternenklar wird in dieser Nacht? Hoffentlich! Wie schön, dass ich noch draußen sitzen kann und einfach genießen.
„Du stellst meine Füße auf weiten Raum,“ ein Bild aus Psalm 31 geht mir durch den Kopf. „Stimmt,“ denke ich, „Gott stellt meine Füße tatsächlich auf weiten Raum.“ Ich bin eingeladen, den weiten Raum zu entdecken. Mit meinen Füßen, ganz bodenständig, ich kann gehen, laufen, rennen, stehenbleiben, durchatmen, da ist so viel Raum für mich.
Ich gehe barfuß ein paar Schritte auf dem frischgemähten Rasen, der Lavendel duftet schon, der Apfelbaum ist prall bestückt, Tauben gurren, ich schnuppere Holzkohlenfeuer, höre Lachen und Erzählen, in der Nachbarschaft wird gegrillt…
Was für ein weiter Raum!
Keine Enge, kein Termingeschäft, kein du musst, du solltest noch, es wäre aber gut, wenn du noch… Weiter, großzügiger Raum, ich genieße diesen Moment. Kein Telefon, kein Fernsehen, keine WhatsApp.
Ich staune! Über das, was ich schon kenne, und das, was ich genau jetzt entdecke. Ein Schneckenhaus an der warmen Hauswand, die erste Blüte am Oleander.
Ich denke an das, was mich ermutigt hat und getröstet, an Menschen, die mein weiter Raum sind und meinen Raum weiten, mit dem, was sie sagen und denken, mit dem, was sie mich fühlen lassen. Ich denke an das, was ich Andere an Weite spüren lassen kann.
Was für ein weiter Raum, auf den Gott meine Füße stellt. Nicht nur im Urlaub, wenn sich hoch oben im Gebirge bei klarer Sicht ein atemberaubender Blick auftut, oder am Strand, wenn mein Blickwinkel große Schiffe klitzeklein am Horizont vorüberziehen sieht.
Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Ich spüre, das ist alltagstauglich. Habe ich das zuletzt übersehen, beiseite gestellt, weil mir die Enge so viel vertrauter war? Alltagstrott, Augen zu und durch.
Sich auf die Weite einlassen, braucht Erdung, braucht Vertrauen, auch ins Losgehen, ins neue Schritte wagen. Geh, lauf los, wage Neues, mach den ersten Schritt, trau dich, trau Gott. Vertrau darauf, dass sich der Raum, dein Lebensraum, in allem, was sich ändert, weitet. Gott stellt deine Füße auf weiten Raum.
23.30 Uhr. Über mir weitet sich der Sternenhimmel. Wie schön, dass ich noch draußen sitzen kann und einfach genießen.
Weiten Raum für Deine/Ihre Füße wünscht,
Deine/Ihre
Birgit Crone,
Pfarrerin in den Ev. Kirchengemeinden
Winz-Baak und Welper-Blankenstein
Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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