Besinnliches: Mensch, werde wesentlich

Viele Menschen haben in den letzten Monaten unbewusst ihren Speiseplan erweitert: Sie haben „Pferd“ gekostet, obwohl sie „Rind“ gekauft haben. Grundsätzlich kann man beide Huftiere verzehren, doch spielt das in diesem Zusammenhang keine Rolle. Als Verbraucher habe ich ein Recht zu wissen, was ich kaufe. Wo „Rind“ drauf steht, darf kein „Pferd“ drin sein. Diese Täuschung ist die eigentliche „Schweinerei“ - um im Bild der Nutztiere zu bleiben.
Aber seien wir ehrlich: Neu ist das Problem nicht. Aktuell wird die Sau in Gestalt von Pferden durchs Dorf getrieben, die als Rinder verkleidet sind. Davor hatten wir die Diskussion um „Antibiotika-Hähnchen“ oder dioxinbelastete Futtermittel. Kurzum: Meldungen über „Gammel-“ oder „Ekelfleisch“ schaffen es alle Jahre wieder in die Schlagzeilen.
Aber verdirbt uns das wirklich den Appetit? Führen alle diese geschmacklosen Enthüllungen wirklich dazu, dass ich mein Verhalten ändere? Als Verbraucher habe ich doch alle Möglichkeiten dazu. Ich allein entscheide, wofür ich mein Geld ausgebe. Ich allein entscheide darüber, was mir die Nahrung wert ist, die ich zu mir nehme. Ich allein entscheide darüber, was ich selbst mir wert bin.
Genau um diese Fragen geht es in der Zeit vor Ostern. Als Zeit der Vorbereitung lenkt sie unseren Blick auf das Wesentliche im Leben.
„Kehre um und glaube an das Evangelium“, heißt es, wenn wir als Christen am Aschermittwoch das Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet bekommen. Damit ist die Einladung verbunden, in den kommenden sieben Wochen bis Ostern das eigene Leben auf den Prüfstand zu stellen: Was ist mir wichtig im Leben? Wo liegen meine Prioritäten? Lebe ich eine vernünftige Balance oder gleiche ich eigentlich täglich nur noch eine Schieflage nach der anderen aus? Vor allem: Woran mache ich mein Leben fest? Kreise ich nur um mich selbst oder weiß ich mich in Gott verwurzelt und von ihm getragen? Um all diesen Fragen auf den Grund zu kommen, kann es sinnvoll sein, bewusst auf Manches zu verzichten. Wichtig ist, dass der Verzicht nicht zum Selbstzweck wird. Vielmehr dient er dazu, das Wesentliche meines Lebens sichtbar zu machen. Es geht darum, wieder achtsam zu werden: Für mich, für alle Geschöpfe (Menschen und Tiere), für die Welt, in der ich lebe. Und für Gott – sofern ich mich auf diese Wirklichkeit meines Lebens einlassen kann.

Eine gesegnete neue
Woche wünscht Ihnen
Sven Christer Scholven
Kaplan, St. Peter und
Paul, Hattingen

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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