Besinnliches: Ein Spaziergang
Es ist April. Ich gehe spazieren. An einer kleinen Lichtung halte ich inne. Ich sehe, wie sich die Knospen an den Zweigen der Bäume langsam öffnen, und mitten auf der Lichtung recken sich die ersten Blumen gen Himmel; sie blühen noch nicht, aber es nicht zu übersehen, dass sie bald blühen werden. Es ist April – der Monat des Aufblühens. Ich setzte meinen Spaziergang fort. Es geht bergauf, der Weg wird anstrengender. Ich steige über dicke, alte Baumwurzeln weiter den Hügel hinauf. Ich erinnere mich an meinen Opa. Der sagte mir, solche Wurzeln erinnerten ihn an Treppenstufen – die Wurzeln seien zwar unregelmäßig, mal weiter, mal höher, mal kürzer, mal tiefer – aber es ließe sich gut auf ihnen gehen. So sei es auch mit dem Leben: Es ist ein Weg, und der geht sich gut. Anstrengend, wenn es bergauf geht – aber dann gibt es diese alten, kräftigen Wurzeln, aus denen jeder Zweig, jede Knospe das bekommt, was sie braucht. Ohne Wurzeln keine Knospen.
Die Hälfte meines Weges liegt inzwischen hinter mir und ich steige weiter bergan – über all‘ diese Wurzelstufen, die mir nun zu Erinnerungen werden. Und so werden die Bäume an meiner Seite zu den Menschen, die mich in meinem Leben begleiten oder begleitet haben. Jeder Ast gleicht ihren vielen verschiedenen Facetten.
Wind und Wetter formten diese Bäume – das Leben formte sie. Wie ein Segen streicht der Wind hörbar durch die Äste, die Sonne scheint durch die knospenden Baumkronen. Ich gehe unter diesem Dach aus Segen weiter und freue mich über das Licht Gottes, das mich auf meinem Weg begleitet.
Ich komme oben an und schaue auf die Wipfel der Bäume. Sie schauen nicht mehr grau und knorrig aus, sondern hier und da kann ich sehen, wie das Grün der Knospen durch das Geflecht der Äste bricht. Was für eine Kraft, denke ich – und setze mich. Die Sonne scheint mir ins Gesicht.
„Die den Herrn aber lieben, sind wie die Sonne, wenn sie aufgeht in ihrer Kraft.“ Richter 5,31
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag
Ihr
Andreas Herzog
Vikar in der Ev.
Gemeinde Sprockhövel
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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