Ausprobiert: die Onleihe in Hattingen
Seit knapp zwei Wochen, genauer seit Montag dem 23. April 2012, gibt es auch in Hattingen die Onleihe, mittels der man sich Videos, Audiodateien, Buecher und Zeitschriften in ihrer digitalen Form jederzeit, unabhaengig von den Oeffnungszeiten der Bibliothek ausleihen kann; ueber das Internet und mit einem Leserausweis der Buecherei.
Es bedeutet, dass Sie sich elektronische Medien aller Art auf Ihren Computer herunterladen koennen, wo sie nach der Leihfrist aufhoeren zu funktionieren.
Um also z.B. ein Audiobuch von Stieg Larsson auszuleihen, muessen Sie nicht in die Bibliothek, sondern koennen es von zu Hause aus tun oder wo Sie gerade sind, via WWW mit Ihrem elektronischen Endgeraet wie Laptop, Tablet, Ebookreader, Smartphone usw.
Onleihe gibt es seit 2007 in Deutschland, und es ist tatsaechlich eine Wortmarke der Wiesbadener Betreiberfirma DiViBib GmbH, was absurd ist, aber "haute couture" ist ja auch geschuetzt.
Die Idee kommt aus der USA, wo es Onleihe schon seit 2005 gibt.
Nach Ablauf der Ausleihfrist braucht man sich nicht weiter um die Medien zu kuemmern, man kann sie loeschen, Fristueberschreitungen werden obsolet.
Bedauerlich ist, dass hierzulande die digitalen Medien wie physische Medien behandelt werden; wenn von einem Buch nur vier digitale Exemplare vorhanden sind, kann man auch nur vier gleichzeitig ausleihen. Das haengt mit den Lizenzvertraegen zusammen, bleibt aber unverstaendlich und widerspricht vollkommen den realen Moeglichkeiten des digitalen und somit beliebig reproduzierbaren Mediums.
Ebenso unverstaendlich und unsinnig ist es, dass in den jeweiligen Onleihen auf regionaler Ebene (z.B. Bochum, Herne, Hattingen, Witten, Ennepetal und Schwelm) nur ein Bruchteil des totalen Bestandes ausleihbar ist, in Hattingen etwa 6.000 Medien, die aber jaehrlich aufgestockt werden sollen.
Also habe ich es an einem Feiertag mal schnell ausprobiert:
http://www3.onleihe.de/verbund_ruhrgebiet/frontend/welcome,51-0-0-100-0-0-1-0-0-0-0.html
Man findet sich auf der Webseite schnell zurecht, alles ist durchaus benutzerfreundlich gemacht; was fehlt ist eine Suchfunktion fuer die Seite selbst, wenn man bspw. nach dem Stichwort "Leihfristen" suchen moechte. Die vorhandene Suche bezieht sich nur auf den Medienbestand.
[In der USA (New York Public Library) steht Tag und Nacht, 7 Tage pro Woche ein Bibliothekar im Chat online zur Verfuegung - ich habe es soeben ausprobiert - siehe Abbildung.]
Ich leihe ein Ebook als PDF Datei, einen Film (Video), eine Audiodatei, und zur Abwechslung mal eine Ausgabe der "Zeit". Alles geht reibungslos und fix;
12 Minuten brauchte ich fuer ein eVideo (wmv) von 640 MB.
Leider sind manche Zeitungen/Magazine nicht aktuell, die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" ist z.B. stets eine Woche alt, was wohl wieder mit ungluecklichen Lizenzen zusammenhaengt.
Die Leihfrist ist m.E. zu kurz, waehrend man in der USA ein Ebook fuer 3 Wochen ausleihen kann, sind es hierzulande nur zwei Wochen, Hoerbuecher 14 Tage, Viedos 1 Woche, Zeitschriften 2 Stunden.
Hat man ein Ebook vor Ablauf gelesen, kann man es nicht vorzeitig zurueckgeben. Leider, denn es wird ja dann relevant, wenn die Anzahl der auszuleihenden Medien pro Nutzer begrenzt ist; man kann dann sozusagen nichts freimachen, um ein weiteres Medium auszuleihen.
Nebenbei: ich bin gefragt worden, ob man den DRM Schutz (digital rights manangement) knacken kann. Natuerlich muss ich Ihnen davon abraten, denn das waere illegal. Aber natuerlich geht es; am einfachsten bei PDF und ePub Formaten.
Fazit:
Die Inauguration der Onleihe in Hattingen (und anderswo) ist vorbehaltlos zu begruessen. Onleihe ist ein grosser Schritt in die richtige Richtung, wenn auch noch zu sehr mit unsinnigen Restriktionen behaftet, die vielfaeltige Ursachen haben: Budgetknappheit, ueberholtes Urheberrecht, Vielfalt der Formate, Eigenbroeteleien (Amazon, Apple) usw. Das wird sich eventuell aendern, das hofft man stark, denn zweifelsohne ist es eine zukunftstraechtige Art, sich Medien auszuleihen.
Autor:Ulrich Jean Marré, M.A. aus Essen-Ruhr |
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