Zugewandert, schnell in eine deutsche Schule

Lale Arslanbenzer leitet das Kommunale Integrationszentrum Foto: Pielorz
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Das Kommunale Integrationszentrum (KI) des Ennepe-Ruhr-Kreises wird zukünftig eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, Kinder aus Familien, die aus dem Ausland zugewandert sind, an den Besuch einer Schule heranzuführen und Lehrer bei ihrer Arbeit mit diesen Schülern zu unterstützen. Grundlage dafür ist ein Konzept, das der Kreistag jetzt einstimmig verabschiedet hat. Im Kern geht es darum, Kinder und Jugendliche möglichst schnell in geeignete Schulen zu vermitteln und die Schulen darin zu unterstützen, individuelle Sprachförderung anbieten zu können. Leiterin des Zentrums ist die Hattingerin Lale Arslanbenzer.

Die Ausgangslage ist herausfordernd: Seit Monaten steigt auch im Ennepe-Ruhr-Kreis insbesondere die Zahl der Flüchtlinge unter den Zuwanderern stetig an. Die meisten Kinder und Jugendlichen unter ihnen sprechen in der Regel kein oder nur sehr wenig Deutsch, sind zum Teil nicht alphabetisiert und bringen sehr unterschiedliche schulischen Erfahrungen und Bildungsstände mit. „Als so genannte Seiteneinsteiger müssen sie in den Unterricht integriert werden. Aus Umfragen wissen wir, dass Schulen im laufenden Schuljahr kreisweit bisher 400 Seiteneinsteiger aufgenommen haben. Im nächsten Schuljahr ist mit einer höheren Zahl zu rechnen“, erläutert Lale Arslanbenzer, Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums. Zusätzliche Schwierigkeit: Wann wo wie viele Kinder zu vermitteln sind, ist so gut wie nicht vorhersehbar.
Nach dem Beschluss des Kreistages übernimmt das Kommunale Integrationszentrum insbesondere die Erstberatung und gibt Schulempfehlungen ab. „Schulämter, Bürgerbüros, Einwohnermeldeämter, Sozialämter, Schulen oder Beratungsstellen verweisen die Seiteneinsteiger und ihre Eltern mündlich und schriftlich auf unser Angebot“, so Arslanbenzer. Danach soll es im Kommunalen Integrationszentrum ein Beratungsgespräch geben. Dort gibt es eine Ersteinschätzung hinsichtlich der passenden Schulform und Schule. „Natürlich informieren wir auch über den Ablauf der Einschulung und der Schuleingangsuntersuchung“, nennt Arslanbenzer weitere Beratungspunkte. Nach einer Abstimmung mit der ausgewählten Schule erhalten die Eltern einen Brief des KI mit Hinweisen zu Schule und Ablauf der Anmeldung.

Schnell eine Schule finden

Das Vermitteln der Deutschkenntnisse und das Fördern der Kinder und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien bleibt Aufgabe von Schule und Lehrern. Unterstützung finden die Akteure zukünftig beim Kommunalen Integrationszentrum. So wurde unmittelbar nach dem Kreistagsbeschluss der „Arbeitskreis Seiteneinsteiger“ ins Leben gerufen.
In Zusammenarbeit mit Bildungsbüro und Kompetenzteam des Ennepe-Ruhr-Kreises sind zudem Fortbildungs- und Qualifizierungsveranstaltungen für Lehrer geplant. Ein Beispiel: Ab Mai wird es eine Reihe mit dem Schwerpunkt Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache geben.

Zur Person Lale Arslanbenzer:

Mit 18 Jahren kam Lale Arslanbenzer nach Deutschland. Sie lebte in Duisburg bei ihrem Vater, der damals in Deutschland Arbeit fand, mittlerweile aber längst zurück in der türkischen Heimat ist. Zuerst musste sie Deutsch lernen, dann absolvierte sie eine Ausbildung zur Erzieherin, holte ihr Fachabitur nach, weil ihr türkisches Abitur in Deutschland nicht anerkannt wurde. Danach studierte sie in Duisburg Sozialwissenschaften.
Nach dem Studium arbeitete sie zunächst bei der Duisburger Stadtentwicklung, bevor sie dann in das Landes- und Bundesprogramm „Soziale Stadt“ in Dinslaken wechselte. Seit Anfang 2013 leitet sie das Kommunale Integrationszentrum.

Hintergrund:

In der Vergangenheit hatten sich die Schulen mit viel Eigeninitiative der Aufgabe gestellt, externe Fördertöpfe genutzt, Studenten in die Arbeit eingebunden und Fördermaterialien organisiert.
Häufig galt die Devise „Jeder für sich“. Diese Herangehensweise war auch von dem Hintergrund der steigenden Zahl der Seiteneinsteiger nicht mehr sinnvoll. Mit dem vom Kommunalen Integrationszentrum erarbeiteten und vom Kreistag verabschiedeten Konzept gibt es nun kreisweit geltende Grundstrukturen für Erstberatung und -betreuung der Betroffenen sowie die Lehrerfortbildung. Zielgruppe der Beratung sind neben Kindern aus Familien, die aus Kriegsgebieten geflohen sind, auch Kinder von Familien aus EU-Mitgliedsstaaten, die die Möglichkeit der Freizügigkeit nutzen, sowie Kinder aus Ländern in Europa, die nicht zur Europäischen Union zählen.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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