"Wir fühlen uns als Bauernopfer"
Die Realschule Grünstraße, seit 56 Jahren an der Straße in der Südstadt zuhause, soll in das Schulzentrum Holthausen umziehen. Nachdem eine politische Mehrheit (die Grünen sind als Einzige dagegen) im Fach- und Hauptausschuss diese Entscheidung getroffen haben, steht die endgültige Entscheidung für Donnerstag, 17. März, 17 Uhr, in der Sitzung der Stadtverordneten auf der Tagesordnung. Die Schulgemeinde ist gegen den Umzug, hat aber nicht mehr viel Zeit, dagegen Sturm zu laufen. „Wir fühlen uns als Bauernopfer und von der Politik verschaukelt“, sagt Schulpflegschaftsvorsitzende Nicole Hill.
„Natürlich haben wir im letzten Jahr die Diskussionen um die Schulentwicklung zur Kenntnis genommen und auch die verschiedenen Standortdiskussionen, die auf der Grundlage des Gutachtens von Biregio diskutiert wurden. Aber für uns stand die Realschule Grünstraße als gewachsene und im Stadtteil verankerte Schule nie zur Diskussion und war auch nicht Gegenstand der öffentlichen Debatte. Ausgerechnet in der Anmeldephase für die weiterführenden Schulen kam die Politik plötzlich und ohne die Schule zu informieren mit dieser Variante um die Ecke. Auch Schulleiter Jürgen Ernst wusste von nichts. Schüler, Eltern, Lehrer und die Verwaltung sind dagegen, aber die Politik will das trotzdem beschließen. Wir fühlen uns verschaukelt“, sagt Nicole Hill wütend.
Viele Denkmodelle hatte es zuletzt gegeben. Eine mögliche Zusammenlegung beider Gymnasien aufgrund der bestehenden Kooperationen in der Oberstufe scheiterte früh am massiven Widerstand der Waldstraße. Ein Tausch des Gymnasiums im Schulzentrum mit der Gesamtschule Welper aufgrund des hohen Raumbedarfes und der steigenden Schülerzahlen für die Gesamtschule wurde ebenfalls abgelehnt und scheiterte am Widerstand beider Schulen. Der Umzug der Grundschule Holthausen, die ebenfalls aus allen Nähten platzt und dringend saniert werden muss, wurde von der politischen Mehrheit als nicht vereinbar mit dem betonierten Gebäudekomplex Schulzentrum bewertet. Die Verwaltung hält dies nach wie vor für eine Lösung.
Jetzt also die Realschule Grünstraße. Für manchen Schüler und Schulleiter Jürgen Ernst wäre das ein Schritt zurück. Einige Schüler verlassen im Sommer zur weiteren Beschulung die dann aufgelöste Marie-Curie-Realschule im Schulzentrum, deren Schuleiter einst Jürgen Ernst hieß. Er ist jetzt Schulleiter der Realschule Grünstraße und könnte mit den Schülern 2017 zurück auf die „grüne Wiese“. „Niemand will dahin“, so Nicole Ernst. „Wir sind hier zentrumsnah eingebunden. Wir haben Kinder aus Bochum und Witten an unserer Schule, für die die Anfahrt dann noch komplizierter würde. Wir haben und bekommen Flüchtlingskinder, die in der Regal zentral in Mitte untergebracht sind und auf dem O&K-Gelände untergebracht werden – warum müssen die alle nach Holthausen ins Schulzentrum fahren?“ Sie selbst war übrigens Schülerin im Schulzentrum und kennt das Thema der Busanbindung nur zu gut.
Am meisten ärgern sich die Betroffenen aber über die Entscheidung über ihre Köpfe hinweg. „Ausgerechnet in der Anmeldewoche wurde die Entscheidung bekannt gemacht. Und am 17. März, 17 Uhr, im Rat wird sie festgezurrt. Dann sind ja erst mal Osterferien und das Thema Schule ist dann nicht mehr so interessant. Wir werden aber trotzdem protestieren. Am Donnerstag, 10. März, 19 Uhr, haben wir die Politik in die Aula der Realschule Grünstraße eingeladen. Und eine Demo wollen wir auch noch machen, Unterschriften sammeln wir sowieso. Wie kann man eine gewachsene, modern und gut ausgestattete Schule vor so eine Entscheidung stellen!“
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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