Wann kommt er endlich, der Mindestlohn ?

Seit Jahren sinken die Realeinkommen der abhängig Beschäftigten. Viele Arbeitgeber nutzen Lücken in den Gesetzen um die eigentlichen Tariflöhne zu umgehen. Oft geschieht das auch, in dem man aus der Tarifbindung aussteigt. Manche Verbände der Arbeitgeber bieten heute eine Mitgliedschaft ohne Tarifbindung an. Der Einzelhandel ist ein deutliches Beispiel zu diesem Thema. Niedrigpreise bei den Discoutern sind nur noch möglich, weil das Personal in Minijobs zu viel zu niedrigen angesetzten Stundenlöhnen eingesetzt wird. Das gilt natürlich auch für andere Branchen. Die Zahl der Menschen, die trotz eines Vollzeitjobs noch ergänzende Hilfe bei der Jobagentur (ARGE) beantragen muss, um überhaupt vernünftig Leben zu können, ist nach wie vor sehr hoch.

Hart trifft es Menschen, die einen sogenannten Job "400 Euro- Basis" haben. Hier wird in der Regel ein tiefer Stundenlohn ausgehandelt, damit die 400 € erst nach einer hohen Stundenzahl ausgeschöpft werden. 2,50 bis 4 Euro sind keine Seltenheit, obwohl eine Putzfrau heute mindestens 8,25 Euro je Stunde haben sollte. Das Zimmermädchen im Hotel muß oft eine Leistung erbringen, die den eigentlich ausgehandelten Stundenlohn in weite Ferne rücken läßt. Besonders Frauen sind von diesen Praktiken betroffen.
Nur wie ist Abhilfe zu schaffen? Die Mehrheit der Politiker tut sich seit Jahren schwer mit dem Thema "flächendeckender Mindestlohn". Mit den Liberalen, aber auch mit grossen Teilen von CDU/ CSU ist wenig zu machen. Hier heißt es oft stur:" Sozial ist was Arbeit schafft!" Man hört auch Meinungen wie: " Der Mensch ist mit seiner Arbeit erst befrieigt. Das Geld ist nur zweitrangig." Welche Sorgen die Menschen tatsächlich haben, interessiert nur wenige dieser Polititiker. Dabei verstärken viele die Stimmung gegen einen flächendeckenden Mindestlohn noch mit der Befürchtung, dass mit einem Stundenlohn von 8,50 Euro viele Arbeitsstellen nicht mehr angeboten werden. Geringer Qualifizierte würden dann auf dem Arbeitsmarkt überhaupt keine Chance mehr bekommen. Niemand aber achtet darauf, daß Dumpinglöhne für die finanzielle Absicherung im Alter fatale Folgen haben. Jedes Arbeitsjahr im Minijob oder zu Dumpinglöhnen sind ein Schritt in die Altersarmut. Ergänzende Leistung aus der Grundsicherung sind dann unausweichbar. Arbeit sollte deshalb zu solchen Konditionen angeboten werden, wenn auch eine Unabhängigkeit von staatlichen Zusatzleitungen erreicht wird. Die Zahl der Minijobs sollte zu diesem Zweck sehr niedrig gehalten werden, nur noch eine Ausnahme sein.
Um den sozialen Frieden in unserem Land zu wahren, sollten die Politiker in allen Parteien endlich umdenken. Das Thema muß endlich ernsthaft angefasst werden und darf nicht länger nur ein Thema im nächsten Wahlkampf sein. Aber auch die Gewerkschaften müssen endlich wieder lernen spürbar Druck zu machen. Die Entlohnung der sogenannten "Basis-Jobs" muss einfach auch ein Thema der Tarifverhandlungen werden. Die Arbeitnehmer müssen für diese Sache sensibilisiert werden um den Druck auf die Arbeitgeber zu steigern.

Autor:

Wolfgang Wevelsiep aus Hattingen

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