"Verdi" kippt den verkaufsoffenen Feiertag (Fronleichnam) in Hattingen

Wie hier beim letzten Frühlingsfest locken die verkaufsoffenen Sonn- und Feiertage im Rahmen überregional beliebter und vor allem traditioneller Veranstaltungen viele Besucher auch aus den umliegenden Städten nach Hattingen wie aktuell beispielsweise der Kulinarische Altstadtmarkt (KAM), der bereits zum 23. Mal stattfindet - diesmal allerdings ohne verkaufsoffenen Feiertag.  Foto: Römer
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  • Wie hier beim letzten Frühlingsfest locken die verkaufsoffenen Sonn- und Feiertage im Rahmen überregional beliebter und vor allem traditioneller Veranstaltungen viele Besucher auch aus den umliegenden Städten nach Hattingen wie aktuell beispielsweise der Kulinarische Altstadtmarkt (KAM), der bereits zum 23. Mal stattfindet - diesmal allerdings ohne verkaufsoffenen Feiertag. Foto: Römer
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Die Nachricht kam wie ein Paukenschlag: Das Verwaltungsgericht versagt auf Betreiben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi den Hattingern die Durchführung des verkaufsoffenen Feiertags am 15. Juni im Rahmen des traditionellen Kulinarischen Altstadtmarktes (KAM), der auf dem Kirchplatz stattfindet.

"Dankeschön, Verdi!", meint dazu spöttisch am heutigen Donnerstag als erste Reaktion Georg Hartmann, früher selbst lange Jahre Gewerkschaftsmitglied. "Das freut mich überhaupt nicht!", ist der Geschäftsführer von Hattingen Marketing regelrecht außer sich. Und das liegt nicht allein daran, dass seiner Meinung nach der für eine Öffnung unabdingbare Versorgungscharakter bei dieser Traditionsveranstaltung ganz klar vorläge und auch nicht an der Vorarbeit, die sein Team in die Organisation gesteckt hätte: "Das Verbot ist ein Schlag ins Gesicht des Hattinger Einzelhandels", stellt er vielmehr unmissverständlich klar: "Nicht nur die Arbeitnehmer, deren Interessen hier gewahrt werden sollen, haben Familien. Das gilt auch für die örtlichen meist Inhaber geführten Einzelhandelsgeschäfte. An dem, was in der großen Konkurrenz zum Internet hier vor Ort verkauft werden kann, hängen ebenfalls Existenzen."
So wundert er sich nicht über die negativen Reaktionen, die er in ersten Gesprächen mit dem örtlichen Handel bereits gespürt hat: "Da spielt auch ein großes Maß an Enttäuschung eine Rolle."
Wie er über die Stadtverwaltung erfuhr, die das Verbot des Verwaltungsgerichtes als erste erreichte, erkannten die Arnsberger Richter das Verhältnis der Besucherzahlen nicht an, die wegen des KAM kommen und denen, die allein für den verkaufsoffenen Feiertag in Hattingen sind. Um der Bevölkerung eine Versorgungsmöglichkeit an Sonn- und Feiertagen bieten zu können, müssen nämlich die meisten Menschen wegen des KAM die Innenstadt füllen, nicht der verkaufsoffene Feiertag am Donnerstag (Fronleichnam), 15. Juni, darf locken.
Wie es mit den noch ausstehenden verkaufsoffenen Sonntagen 2017 am 1. Oktober (Herbstmarkt und Panhasfest) und 17. Dezember (Weihnachtsmarkt) und überhaupt in der Zukunft steht, kann Georg Hartmann noch nicht sagen. Er hofft auf die Gesetzgebung der neuen Landesregierung.

Wie hier beim letzten Frühlingsfest locken die verkaufsoffenen Sonn- und Feiertage im Rahmen überregional beliebter und vor allem traditioneller Veranstaltungen viele Besucher auch aus den umliegenden Städten nach Hattingen wie aktuell beispielsweise der Kulinarische Altstadtmarkt (KAM), der bereits zum 23. Mal stattfindet - diesmal allerdings ohne verkaufsoffenen Feiertag.  Foto: Römer
Georg Hartmann von Hattingen Marketing gefällt es - vorsichtig ausgedrückt - überhaupt nicht, dass Verdi über das Verwaltungsgericht Arnsberg den verkaufsoffenen Feiertag (Fronleichnam) am kommenden Donnerstag, 15. Juni, im Rahmen des Kulinarischen Altstadtmarktes (KAM) gekippt hat. Auch viele Hattinger Einzelhändler zeigen sich enttäuscht.
Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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7 Kommentare

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen
am 10.06.2017 um 10:58

Zum einen geht es bei einem verkaufsoffenen Sonn- oder Feiertag nicht um den Einkauf von Lebensmitteln, sondern um ein Bummel- und Shoppingerlebnis für die Familie, welches im Einkauf eher mit Mode, Accessoires, Kosmetik, Bücher, Spielsachen etc. verbunden ist.
Zum anderen muss man sich fragen, warum die verkaufsoffenen Tage als örtliches Gegengewicht zum Onlinehandel und den Einkaufszentren auf der grünen Wiese seit Monaten dermaßen torpediert werden. Allein der Verpackungsmüll ist durch den Onlinehandel in sprunghafte Höhen geklettert, von wegfallenden Arbeitsplätzen im Einzelhandel und Verödungsgefahr in den Innenstädten gar nicht erst zu reden.
Auch das Argument der Arbeitszeit ist Unsinn: Gesundheitsbranche, Verkehrsbetriebe, Gastronomie, Kulturschaffende, Bereitschaftsdienste, Polizei, Feuerwehr - die Liste deren, die auch oder regelmäßig am Wochenende arbeiten, ist endlos. Sie arbeiten aber nicht sieben Tage in der Woche durch - sie haben eben zu anderen Zeiten frei. Das mag man nicht schön finden, ist aber eben der Preis für unser aller Leben. Und, ehrlich gesagt, ich finde es auch nicht schlimm. Ich arbeite selbst öfters am Wochenende, auch mal abends - ist sehr unterschiedlich. Und ich habe auch Familie.

am 11.06.2017 um 11:16
Gelöschter Kommentar
Marco Skembri aus Hattingen
am 12.06.2017 um 15:40

Herr Byrkelin, so wie ich es rausgelesen habe, sind Sie gegen Feiertage und für eine starke Wirtschaft?!

Es gibt Religionsgemeinschaften in Deutschland, die sich zusätzliche gesetzliche Feiertage wünschen! Falls noch mehr dazu kommen sollten, würden vermutlich weitere mittelständige Betriebe Konkurs anmelden.
Deshalb bin ich ganz Ihrer Meinung Herr Byrkelin, religiöse Feiertage, die der Wirtschaft schaden, in unserem Fall, Fronleichnam, dürfen nicht für den Handel gelten bzw. auch keine neuen Feiertage mehr einführen.

Arbeitsplätze oder doch lieber Feiertage?