Tanja Wallenfels (GdP) besorgt: Mehr Waffen schüren Angst - aber immer mehr möchten eine
Die Silvesternacht in Köln hat Spuren hinterlassen - auch im Ennepe-Ruhr-Kreis. Die Bürger sind sensibler, aber auch misstrauischer geworden, sagt Tanja Wallenfels, Kreisgruppen-Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP).
Der Ruf nach Selbstschutz und - verteidigung wird immer lauter, sagt Tanja Wallenfels.
Sie spricht klare Worte: „Mir stellen sich die Nackenhaare hoch, wenn ich die aktuellen Zahlen der Anträge für den Kleinen Waffenschein allein nur in diesem Jahr sehe. Da auch ich aktiv im Streifendienst bin, kenne ich die ein oder andere Aussage der Bürger, warum sie sich eine solche Waffe kaufen und wie sie diese einsetzen möchten. Rechtlich habe ich da große Bedenken, da die Menschen glauben, dass eine solche Waffe ein Allheilmittel ist.“
Mit dem „Kleinen Waffenschein“ wird das Führen von Schreckschusswaffen, Reizstoffwaffen oder Signalwaffen beispielsweise auch außerhalb der eigenen Wohnung erlaubt.
Wurden in den letzten Jahren durchweg etwa 50 Anträge pro Jahr im Ennepe-Ruhr-Kreis gestellt, sind es alleine bis Mitte Februar bereits 382.
„Wir werden oft angesprochen, dass sich die Bürger eine Waffe zulegen wollen, um sich im Falle eines Angriffs selbst zu verteidigen“, schildert Tanja Wallenfels. Viele beriefen sich dabei auf den Notwehr-Paragraphen, ohne diesen tatsächlich im Wortlaut zu kennen. Auch über die Risiken, die mit dem Besitz einer solchen dann erlaubten Waffe einher gingen, seien sich die Antragsteller ihres Erachtens nach oft nicht bewusst.
Tanja Wallenfels: „Vielen fehlt die Handlungssicherheit im Umgang mit der Waffe. Schlimmstenfalls bringt sich der Angreifer selbst in den Besitz der Waffe und setzt diese gegen sein potenzielles Opfer ein.“
Attrappen und echte Waffen sehen sich zum Verwechseln ähnlich
Eine noch größere Gefahr besteht aus Sicht der Gewerkschaftsvorsitzenden darin, dass solche Waffen meist äußerlich baugleich mit „scharfen Schusswaffen“ und daher optisch nicht von ihnen zu unterscheiden seien.
„Welche Gefahr das für den Besitzer mit sich bringt, haben wir erst letzte Woche in Hattingen gesehen“, erinnert die Gewerkschaftschefin. „Ein Mann führte am Pottacker zwei Waffen mit, die er auf die Polizeibeamten richtete. Er musste mit einem gezielten Schuss ins Bein angriffsunfähig geschossen werden. Letztlich stellte sich heraus, dass es sich bei den Waffen um eine Schreckschusswaffe und eine Attrappe handelte.“
Wie ähnlich sich solche Waffen sehen, zeigt das beigefügte Foto.
Im Falle einer Kontrolle kann die Polizei also häufig nicht sofort erkennen, um was für eine Art von Waffe es sich handelt. Daher gehen die Beamten im Ernstfall sicherheitshalber von einer scharfen Schusswaffe aus.
Tanja Wallenfels gibt zum Abschluss noch folgenden Hinweis: „Jeder Waffenträger sollte im Falle einer Polizeikontrolle auf die Waffe und deren Aufenthaltsort gezielt hinweisen und stets die notwendigen Papiere mit sich führen.“
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Autor:Roland Römer aus Hattingen |
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