So soll sich Hattingen bis 2030 entwickeln

Wie sollen sich Hattingen und die Stadtteile in den kommenden 15 Jahren entwickeln? Das fragt nicht nur das Stadtentwicklungskonzept „Hattingen 2030“, sondern in einer öffentlichen Veranstaltung machten sich darüber unter der Moderation von Hartmut Welters rund 100 Bürger Gedanken.

Was sie in fünf Arbeitsgruppen in einer Stunde erarbeiteten, das wird am kommenden Dienstag, 31. Mai, 17 Uhr, im Großen Sitzungssaal des Rathauses dem Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt. Das Stadtentwicklungskonzept selbst soll 2012 abgeschlossen werden.
Der STADTSPIEGEL gibt hier schon einmal einen Überblick, was in den einzelnen Arbeitsgruppen herauskam und zurzeit geprüft wird:

Arbeitsgruppe 1 „Wohnen“
Die Entwicklung von Wohn­eigentum und Mietwohnbeständen soll sich laut der Arbeitsgruppe insbesondere auf die Kernstadt (Hattingen-Mitte, Welper, Holthausen und Blankenstein) konzentrieren. Potenziale werden etwa zwischen Innenstadt und Holthausen gesehen.
Auch die anderen Stadtteile sollen sich behutsam weiterentwickeln. So wünscht sich die Gruppe ein besseres ÖPNV-Angebot in den Ortsteilen und Wohngebieten.
Wichtig für die Qualität aller Wohnbestände sei die Erhaltung von Frei- und Grünflächen. Bei der Entwicklung der Wohnbestände sollen insbesondere junge Familien und alte Menschen berücksichtigt werden. Dabei gelte es, günstige und attraktive Angebote mit entsprechender Infrastruktur zu schaffen.
Ziele sollen nach den Ergebnissen der Arbeitsgruppe sein: Die Stärkung der integrierten Lagen, Verdichtung/Baulückenschließung und die Durchmischung im Sinne eines „Generationenwohnens“.
Arbeitsgruppe 2 „Gewerbe“
Für die Gewerbeflächenentwicklung soll Ziel sein, Altbestände zu reaktivieren und nicht ausschließlich landwirtschaftliche Flächen für neue Gewerbeflächen zu beanspruchen. Zudem regte die Arbeitsgruppe eine kreisweite Entwicklung der Gewerbeflächen an.
Bei der Ausrichtung vorhandener und neuer Flächen sollen zwei wesentliche Konzepte weiterentwickelt werden:
„Hattingen als Innovationsstandort“: Vergleichsweise niedrige Gewerbesteuern sollen neue Gewerbetreibende anlocken, das produzierende Gewerbe soll gestärkt werden. Um Hattingen entsprechend zu etablieren, soll ein Innovationszentrum entwickelt, gut ausgebildete Menschen angelockt und die Infrastruktur dahingehend ausgebaut werden.
„Hattingen als Dienstleistungsstandort“: In der Zukunftsbranche „Pflege“ setzen bietet sich die Ansiedlung einer Pflegeschule an. Darüber hinaus wünscht sich die Gruppe eine Förderung von Gewerbe in Verbindung mit den Themen Kultur, Sport und Freizeit (etwa Radtourismus an der Ruhr).

Arbeitsgruppe 3 „Natur, Freiraum und Klimaschutz“
Stärken sind nach den Ergebnissen dieser Arbeitsgruppe die Voraussetzungen als Naherholungsziel, wobei jedoch hier noch eine stärkere Bewusstseinsbildung wünschenswert sei. Die Gruppe betonte, dass sich flächengebundene Landwirtschaft (das Futtermittel der Tiere wächst also auf Feldern um die Betriebe) und Naherholung ideal ergänzen.
Als Schwächen nannte die Gruppe wilde Müllkippen und fehlende Landschaftswächter, Massentierhaltung und Klärschlamm sowie unzureichende Steuerung, etwa bei der Entwicklung des Ruhrbogens.
Wichtigstes Projekt aus Sicht der Arbeitsgruppe ist die Erhaltung und Kultivierung der Grünflächen in Hattingen. Als weitere Ziele sollen das Stadtklima verbessert und Hattingen ein anziehendes Naherholungsziel werden. Daher wird eine Weiterentwicklung bei den Themenfeldern „Dauerhafter Schutz von Flächen“ und „Stärkung von flächengebundenen Nutzungen“, eine Antwort auf die Frage „Massen oder Qualitätstourismus Hügelland?“ sowie Konzepte zur Bewusstseinsbildung für die Natur und zum Klimaschutz erwartet.
Darüber hinaus soll ein Diskussionsprozess zum ökologischen Stadtumbau mit den Themen „Dachbegrünung“, „Nahverkehr“ und „Lärmreduktion“ sowie ein Konzept zur Reduzierung des Individualverkehrs geführt werden.
Für die Freiräume im Siedlungsbereich wünschte sich die Arbeitsgruppe einen Wettbewerb zu den Themen „Unser Dorf soll schöner werden“ und „Klimaschutz“. Als Themen, die im weiteren Prozess des Stadtentwicklungskonzeptes detaillierter diskutiert werden sollen, nennt die Gruppe die Entwicklung im Bereich nachwachsender Rohstoffe und Windenergie.

Arbeitsgruppe 4 „Verkehr“
Als Stärken sieht die Arbeitsgruppe das überregionale/touristische Radverkehrsnetz und das gut funktionierende Autoverkehrs- und ÖPNV-Netz. Als Schwächen werden das Alltags-Radverkehrsnetz sowie die Übergänge und der Ausbaustandard an den Netzübergängen zu den Nachbarstädten aufgenommen.
Punktuell sollte die Zuordnung der Straßen hinsichtlich Ausbaustandard und Verkehrsbelastung überprüft werden – beispielsweise die Marxstraße. Auch der Ausbau des Straßenverkehrsnetzes unter barrierefreien Gesichtspunkten wird angeregt.
Eine weitere Ausdünnung des Busnetzes lehnte die Gruppe ab. Gewünscht wird die Bevorrechtigung des ÖPNV in der Innenstadt. Denkbar wäre auch eine Einschränkung für den Auto­verkehr. Zudem regte die Gruppe den Ausbau von Stellflächen auf der P+R-Fläche am alten Bahnhof an.
Bei den Fuß- und Radwegen schlug die Arbeitsgruppe eine Trennung des Fußgänger- und des Radverkehrs vor. Als ein konkretes Projekt soll die Fußgängerbrücke zwischen Rauendahl und Innenstadt gebaut werden und ein Zugang vom Rauendahl zu den Ruhrauen geschaffen werden.
Vorgeschlagen werden zudem ein Lichtmasterplan und eine entsprechende Ergänzung der Beleuchtung.

Arbeitsgruppe 5 „Bildung, Soziales und Kultur im Wohnumfeld“
Das wichtigste Stichwort in dieser Arbeitsgruppe ist der demographische Wandel. Es wurden folgende Ziele formuliert: „Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf“, „Zusammenhalt von Jung und Alt“, „Weiterentwicklung des Schulsystems“, „Einrichtungen für Kinder und Jugendliche“, „Attraktivität und Durchlässigkeit von Bildungseinrichtungen“ und „Integration.“
Eine weitere Anregung ist der Wunsch nach einem „Mehr an Bürgerbeteiligung“. Dadurch sollen vorhandene Ressourcen genutzt und auch Projekte angestoßen werden, die sowohl private als auch öffentliche Akteure in die Pflicht nehmen.
Als zentrales Projekt definierte die Arbeitsgruppe den Ausbau von Netzen der sozialen Versorgung der Bevölkerung. Diese sollen generationenübergreifend sein, Kiss, Kontakt- und Krisenhilfe (KUK), das Café Sprungbrett unterstützen und auch Altenheime, Schulen und Kindergärten umfassen. Von den Stadtteilkonferenzen erwartet die Gruppe, dass Themen wie Bildung, Kultur und Sport ebenso behandelt werden wie lebenslanges Lernen, eine familienfreundliche Ausgestaltung sowie Konzeptbausteine für junge Familien und Erwachsene mit Kinderwunsch.
Die Gruppe wünschte sich aufbauend auf dem vorhandenen Angebot einen weiteren qualitätsgeleiteten Ausbau von sozialen Einrichtungen sowie die Aufwertung von Kinderspielplätzen.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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