O & K-Gelände: Hattingen mischt 2030

Die Studenten präsentieren ihre Ergebnisse im Rathaus auch mit Hilfe einer Plakatausstellung. Foto: Pielorz
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Das Bachelorprojekt der Studenten der TU Kaiserlautern zur zukünftigen Nutzung des O & K-Geländes in Hattingen ist abgeschlossen. Im Rathaus stellten sie ihre Ergebnisse vor. Zwei Strukturkonzepte wurden erarbeitet – der „Reschop-Ring“ und die „Neue Brücke“. Zielvorgabe ist es, bis 2030 das alte Industriegelände einer neuen Nutzung zugeführt zu haben.

Beide Konzepte kommen zu dem Ergebnis, dass das Gelände in einer Mischform genutzt werden soll. Mit zehn Hektar ist die Fläche fast so groß wie die Hattinger Altstadt und ihre exponierte Lage direkt an der Innenstadt lädt dazu ein, eine Mischung zwischen Wohnen und Gewerbe zu planen. Zwischen diesen beiden Formen soll es eine Mischfläche geben, auf der Büros oder Freizeiteinrichtungen wie zum Beispiel ein Kino angesiedelt werden könnten. In beiden Varianten schließt sich die Wohnbebauung zur Reschop-Kreuzung hin an, die Gewerbefläche im hinteren Teil zum Beul.
Bei der Variante „Reschop-Ring“ wird der Erhalt der alten Verwaltungs- und Sozialgebäude von O & K möglich sein. Eine kleinteilige Parzellierung ist vorgesehen. Im Wohn- und Mischgebiet ist eine Ringerschließung geplant, im Gewerbegebiet eine Sticherschließung. Bei der Variante „Neue Brücke“ können die alten Verwaltungs- und Sozialgebäude nur teilweise erhalten werden, die Parzellierung ist größer, der Wohn- und Mischbereich wird durch eine Stichstraße erschlossen, die Gewerbeflächen durch eine Ringerschließung. Eine Verkehrsanbindung erfolgt über die Heinrich-Hille-Straße durch eine Überbrückung. Auch Überlegungen für einen Tunnel stehen im Raum, besser „auf dem Papier“.
Denn zunächst einmal sind diese Planungen genau das: Varianten und Beispiele möglicher Raumplanung und Stadtentwicklung. In enger Kooperation mit Baudezernent Jens Hendrix, der zum zuständigen Professor Holger Schmidt persönliche Kontakte hat, sind die Ideen aber in jedem Fall mehr als planungstechnische Spielereien. „Wir haben schon sehr genau geschaut, was umsetzbar sein könnte“, so Jens Hendrix. Dabei habe man die schwierige Topographie zu berücksichtigen gehabt.

Wie sieht die Zukunft aus?

Vor der Zeit von O & K in den zwanziger Jahren war das Gelände überwiegend Ackerland, bevor die große Fläche an der heutigen Nierenhofer Straße zunehmend bebaut und damit versiegelt wurde. Die Firma Carraro stieg im Jahr 2000 bei Orenstein & Koppel ein. Seit 2006 wird das Unternehmen mit dem Namen O & K Antriebstechnik geführt. 2009 klagt die Vermieterin der Werkshallen, die Habacker Holding, auf Räumung. 140 der zum Schluss noch 200 Mitarbeiter müssen gehen. Doch der Rest der Mitarbeiter kämpft und hat Erfolg. Die Carraro-Spitze schickt einen neuen Geschäftsführer, ein Testzentrum entsteht, Investitionen werden gemacht und 2014 wird der Umzug in den Hüttenpark beschlossen. Seit dem 1. Januar 2016 ist die O & K Antriebstechnik, einer der weltweit führenden Hersteller von Planetengetrieben, Teil der Bonfiglioli-Gruppe.
Doch was passiert nun am alten Standort an der Nierenhofer Straße? Ein kleiner Teil der bestehenden Hallen wird zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt (wir berichteten). Doch mittel- und langfristige Konzepte müssen entwickelt werden. Dazu haben die Arbeiten der Studenten aus Kaiserslautern einen wichtigen Beitrag geleistet.
Von außen lenken sie den Blick auch auf Dinge, die für Hattinger nur ein Ärgernis bedeuten. Beispielsweise das Viadukt an der Nierenhofer Straße. Für viele Einheimische nur ein Nadelöhr für den Verkehr, für manche Politiker ist klar: das muss weg. Die Studenten sehen das anders: Für sie ist es Tor in die Innenstadt und städtebaulich unbedingt erhaltenswert. Sie präsentieren auch Vorschläge für eine Radwegverbindung, die nicht, wie heute, um die Stadt herum führt, sondern diese touristisch für Radfahrer anbindet.
Selbstverständlich haben sie auch mit Verkehrsplanern gearbeitet und Varianten erarbeitet, wie die vom Verkehr gebeutelte Nierenhofer Straße nicht noch mehr belastet werden könnte. Wichtig ist ihnen: „Man darf diese alte Industriefläche nicht separat betrachten, sondern muss sie einbinden in ein städtebauliches Gesamtkonzept“. Das wird nun die Aufgabe von Baudezernent Jens Hendrix sein. Das Bohren dicker politischer Bretter ist nicht auszuschließen.
Übrigens: Die beiden Varianten sind untereinander auch kombinierbar. Das Mischen kann man bei der Präsentation ganz praktisch ausprobieren: Die Studenten haben ein Spielbrett entwickelt mit verschiedenen mischbaren Elementen. Als Erstes darf der Bürgermeister Dirk Glaser ran. In die Karten gucken lassen, wie die Zukunft des Gebietes tatsächlich aussehen wird, lässt sich aber heute noch keiner der Verantwortlichen.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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