(Keine) Lust auf Kinder? - Geburtenentwicklung in Deutschland

Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung: Wieso werden in Deutschland immer weniger Kinder geboren und warum hat das Land im globalen Vergleich einen der höchsten Anteile dauerhaft kinderloser Frauen? Warum werden Frauen zunehmend erst in höherem Alter Mutter? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der neuen Broschüre des BiB, die die spezifisch deutsche Situation der Geburtenentwicklung differenziert analysiert. Klar ist dabei, dass die Ursachen für diese Entwicklung vielschichtig sind und sich nicht auf einen Bereich wie zum Beispiel die ökonomische Situation reduzieren lassen. Analysen unter anderem aus dem BiB zeigen vielmehr, dass sozialen und kulturellen Faktoren besondere Bedeutung beizumessen ist.

Soweit eine Mitteilung des Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in diesen Tagen, weiter heißt es:

"Die Broschüre beschreibt zunächst die aktuelle Situation und die Trends der Geburtenentwicklung mit speziellem Blick auf die unterschiedlichen Tendenzen in Ost- und Westdeutschland. Zum besseren Verständnis der Fertilitätssituation wird zudem der Zusammenhang von Lebensform und generativem Verhalten in die Analysen einbezogen.

Neben erheblichen Unterschieden bei den Lebensformen spielen auch die relativ großen sozialstrukturellen Differenzen in den Fertilitätsmustern eine wesentliche Rolle für die Geburtenentwicklung, wie anhand von Analysen der Lebensformen, der beruflichen Bildungsabschlüsse, der Erwerbssituation sowie zu Migrationshintergrund und -erfahrung dargestellt wird.

Deutlich wird zudem, dass es kein einheitliches Bild von Fertilitätsmustern für ganz Deutschland gibt, sondern es existiert eine große regionale Vielfalt über den teils noch bestehenden Ost-West-Unterschied hinaus, wie zum Beispiel ein anderes generatives Verhalten in ländlich-peripheren Räumen als in Städten.

Für die Verwirklichung von Kinderwünschen spielen die eigenen Einstellungen eine entscheidende Rolle. Daher widmet sich die Broschüre auch der Frage, welche Bedeutung Familie und Kinder in Deutschland im Vergleich zu anderen Lebensbereichen haben und welche Vorstellungen über das Leben mit Kindern und die gesellschaftliche Anerkennung von Elternschaft existieren. Bei der Suche nach Ursachen wird immer wieder auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verwiesen, die auch in der Broschüre thematisiert wird.

Wie stellt sich die Fertilitätssituation Deutschlands im europäischen Vergleich dar? Deutschland gehört zu den Ländern Europas mit dem niedrigsten Geburtenniveau, wobei sich die deutsche Situation von anderen Ländern vor allem durch den hohen Anteil kinderloser Frauen und das bereits sehr lang anhaltende niedrige Geburtenniveau unterscheidet. Erklärungen, worin nun die Ursachen für die niedrige Fertilität liegen, beziehen sich letztlich auf das besondere Zusammenwirken struktureller (also etwa dem Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen) und kultureller Faktoren (wie unterschiedlicher Geschlechterrollenmodelle in Ost- und Westdeutschland).

Mit ihren differenziellen Analysen möchte die Broschüre dazu beitragen, die vielen Besonderheiten und die Vielschichtigkeit der Geburtenentwicklung in Deutschland besser verstehen zu können."

Zur PDF Broschüre

Meine Meinung: Politiker sind gefordert umzudenken!

Die Gründe sind vielfältig, bereits 2004 hat das Institut für Demoskopie Allensbach eine ähnliche Schlussfolgerung gezogen. Unsere Gesellschaft hat sich verändert, Frauen haben im Beruf Erfolg, der Kinderwunsch wird aufgeschoben, dann gänzlich aufgehoben. Eine wesentliche Ursache ist für die zurückgehende Geburtsrate ist darüber hinaus die Zukunftsangst der jungen Paare. Drohende Arbeitslosigkeit, Zeitverträge und ständige Hiobsbotschaften der Unternehmen Arbeitsplätze abzubauen, verunsichern selbst die Paare, die im Grunde gerne Kinder haben wollen. Bei niedrigen Einkommen noch für die zusätzliche Altersversorgung sparen gelingt nur wenigen jungen Menschen. Wer seine wirtschaftliche Existenz ständig bedroht sieht, der setzt keine Kinder in die Welt.

Die Arbeitgeber entziehen sich durch übermäßiges Befristen von Arbeitsverträgen den kündigungsschutzrechtlichen Vorschriften, indem immer wieder neue Arbeitnehmer befristet eingestellt werden. Es sind ja noch immer genug Arbeitslose da, die solche Verträge in der Hoffnung eingehen, dass sie unbefristet übernommen werden. Unsere Sozialsysteme stehen vor einem Kollaps, ein hochbrisantes gesellschaftliches Problem. Die Politiker sind gefordert umzudenken und z.B. nicht sämtlichen Forderungen der Arbeitgeber nachzugeben, die uns im Glauben lassen wollen, dass durch flexibleren Kündigungsschutz mehr Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Unternehmer müssen ebenfalls umdenken, denn wenn sie keine sicheren und familienfreundliche Arbeitsplätze bieten, fehlt ihnen mittelfristig der Konsumnachwuchs.

Mehr Kinder werden nur geboren, wenn die jungen Menschen eine angemessene Planungssicherheit hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Zukunft haben. Jede Regierung muss ihr Handeln danach ausrichten und dabei vor allem auf das Zusammenwirken der Faktoren achten, die das wirtschaftliche Wohlergehen von Kindern bestimmen: Familie, Markt und Staat.

Autor:

Bernd Loewe aus Hattingen

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