Hattingerin leitet das EN-Integrationszentrum
Lale Arslanbenzer (50) ist Neubürgerin in Hattingen. Sie zog vor einem halben Jahr hierher und trat die Leitung des neuen Kommunalen Integrationszentrum des Kreises an. Auf dem Weg zu ihrer Arbeit besuchte sie die Redaktion des STADTSPIEGEL.
Mit 18 Jahren kam Lale Arslanbenzer nach Deutschland. Sie lebte in Duisburg bei ihrem Vater, der damals in Deutschland Arbeit fand, mittlerweile aber längt zurück in der türkischen Heimat ist. „Ich kam, weil ich hier studieren wollte. In der Türkei war das damals für mich sehr schwierig“, erzählt sie.
Leicht gemacht hat man ihr es hier aber auch nicht. Zuerst musste sie Deutsch lernen. „Dann habe ich eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht und mein Fachabitur nachgeholt. Mein türkisches Abitur wurde hier nicht anerkannt, mir fehlten zum Beispiel Fremdsprachenkenntnisse. Danach habe ich in Duisburg Sozialwissenschaften studiert.“
Nach dem Studium arbeitete sie zunächst bei der Duisburger Stadtentwicklung, bevor sie dann in das landes- und Bundesprogramm „Soziale Stadt“ in Dinslaken wechselte. „Dreizehn Jahre habe ich dort ein Wohnquartier entwickelt“, erzählt sie. Seit Anfang 2013 leitet sie das Kommunale Integrationszentrum und hat fünf Mitarbeiter. „Wir sind zwei Lehrer, zwei Verwaltungsmitarbeiter und außerschulische pädagogische Kräfte. Unsere Aufgabe ist es, alle Integrationsaufgaben im Kreisgebiet zu koordinieren.“
Ein wesentlicher Punkt sind dabei Themen rund um Bildung. „Wir haben im Kreisgebiet rund 200 sogenannte Seiteneinsteiger. Das sind schulpflichtige Kinder aus anderen Ländern, die nach Deutschland gekommen sind, eine Regelschule aber aus sprachlichen Gründen nicht sofort besuchen können. Zum Vergleich: In Städten wie Duisburg haben wir 750 Seiteneinsteiger. Das sind enorme Zahlen und Schicksale, um die man sich kümmern muss.“ Der STADTSPIEGEL hat übrigens zu diesem Thema schon einmal eine Geschichte gemacht: im November 2012 berichteten wir über Schüler, die auf weiterführenden Schulen in Hattingen sind und gleichzeitig Deutsch lernen müssen.
Neben dem Thema Bildung geht es bei den Integrationszentren aber auch um andere Themen. „Wir erheben zur Zeit im Kreis, was die einzelnen Städte überhaupt für Migranten anbieten. Entdecken wir hier Lücken, dann können wir überlegen, wie diese zu schließen wären.“
Die eher einseitige These, Ein- und Zuwanderer müssen sich den schon immer hier lebenden Menschen anpassen, sei nicht mehr zeitgemäß. „Wenn Sie einen Gast bekommen, der eine gewisse Zeit bei Ihnen leben soll, dann denken Sie zuerst: Ich muss ihm meine Regeln beibringen und dann wird er alles genauso machen wie ich. Dann aber erleben Sie, dass dieser Gast ein eigenständiger Mensch ist und auch seine Regeln hat. Er wird nicht alles so machen, wie Sie es kennen. Und deshalb müssen Sie, wenn alle zusammenleben wollen, eine dritte Form finden, einen Kompromiss. Und man muss die Chancen erkennen, die sich bieten.“ So habe man mittlerweile Firmen, die ihre Mitarbeiter mit Migrationshintergrund bewusst in den Vordergrund rücken würden, um durch diese auch Menschen und Kunden anzusprechen, die bisher nicht den Weg in das jeweilige Unternehmen gefunden hätten.
„Seit dem Jahr 2000 sind etwa 15 Millionen Menschen eingereist. Etwa die Hälfte von ihnen reist innerhalb der ersten vier, fünf Jahre auch wieder aus. Aber die Zahlen machen deutlich: Wir sind ein Einwanderungsland, Zuwanderung gehört zu unserem gesellschaftlichen Leben dazu. Wir leben in einer bunten Gesellschaft und müssen daran arbeiten, die Bedürfnisse der Menschen möglichst gut erfüllen zu können.“
Vorgänger des Integrationszentrums:
Es gab mit den Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung von Migrantenkindern (RAA) und den KOMM-IN-Projekten zwei Vorgänger, die in den Integrationszentren zusammengeführt wurden.
Politischer Hintergrund:
In Kooperation vom Schul- und Integrationsministerium NRW wurde 2012 ein Erlass verabschiedet, diese Zentren zu errichten und zwar möglichst in jeder Stadt beziehungsweise in den Kreisen. Dabei sollte mit den Integrationsbeauftragten vor Ort zusammengearbeitet werden.
Aufgaben:
Das Kommunale Integrationszentrum und seine Arbeit wird von Lale Arslanbenzer vorgestellt im Rahmen einer VHS-Veranstaltung am Mittwoch, 7. Mai, 18 Uhr, im Konferenzraum des Hattinger Rathauses.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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