Hattingen: Bürgermeister Dirk Glaser vereidigt und Dagmar Goch verabschiedet

Vor der Sitzung noch ein letztes Briefing für Dirk Glaser von Ex-Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch.  alle Fotos: Römer
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  • Vor der Sitzung noch ein letztes Briefing für Dirk Glaser von Ex-Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch. alle Fotos: Römer
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Gleich vorweg gesagt: Der neue Bürgermeister Dirk Glaser, er schlug sich sehr sicher in seiner ersten Ratssitzung. Dabei hatte er doch vorher gesagt, er habe mehr als nur ein bisschen Lampenfieber. Zwar hätte er fast den letzten Punkt der Tagesordnung vergessen, Anfragen und Anregungen, doch das blieb sein einziges „Fehlerchen“. Ansonsten gab er sich sehr sicher, wortgewand, schlagfertig und mit der komplizierten Technik im Großen Sitzungssaal des Hattinger Rathauses sehr vertraut.

Zunächst jedoch stand die stellvertretende Bürgermeisterin Margret Melsa im Mittelpunkt. Dem Protokoll gemäß leitete sie zunächst die Sitzung der Stadtverordneten. Im Namen von Rat und Verwaltung gratulierte sie in einer kurzen Ansprache zunächst Dirk Glaser zu seiner Wahl, was von den Ratsmitgliedern mit Applaus unterstützt wurde. Seine Wahl sei die Chance zur Weiterentwicklung dieser lebendigen, schönen und attraktiven Stadt, eine Chance, die genutzt werden müsse: „Unsere Zukunft liegt nun in Dirk Glasers Hand, möge es eine glückliche Hand sein.“ Sie wünschte sich eine gute Zusammenarbeit mit allen Ratsmitgliedern und der Stadtverwaltung im Dienste der Bürger.
Nun erfolgte die feierliche Vereidigung des neuen Bürgermeisters.
Im Anschluss ergriff der neue erste Mann der Stadtverwaltung, Dirk Glaser, das Wort. „Dies ist für mich ein toller Moment und etwas ganz Besonderes“, versicherte er, und es gab wohl niemanden im Plenum und den dicht gefüllten Zuschauerplätzen, der ihm dies nicht bedingungslos glaubte. „Vorgestern war ich noch ein ganz normaler Bürger meiner Heimatstadt, heute bin ich dank meiner Wähler Bürgermeister.“
Dann wiederholte er noch einmal die Schwerpunkte seiner künftigen Arbeit, die er auch im Lokalkompass-Gespräch bereits genannt hatte: Flüchtlinge („Es ist selbstverständlich, Menschen in Not zu helfen.“), Finanzen und Schulentwicklung. Bei letzterem sei sehr viel Transparenz gefordert: „Das Thema beschäftigt die Menschen. Das müssen wir gründlich angehen.“

"Wir wollen alle das Beste für unsere Stadt"

Andere Themen, um die er sich schwerpunktmäßig zu kümmern versprach: Grünpflege, Stärkung des Ehrenamtes, Hattinger Tafel, interkommunale Zusammenarbeit („Hier gibt es bereits konkrete Gesprächstermine mit den Bürgermeistern der umliegenden Städte.“), Wiedereinführung des Bürgerempfangs in der Gebläsehalle als reger Austausch mit Bürgern statt mit gelangweilten „Promis“ mit einem Gläschen Sekt in der Hand.
Dirk Glaser appellierte zum Abschluss seiner Worte vor allem in Richtung der Ratsmitglieder: „Trotz sicherlich künftig auftretender Meinungsverschiedenheiten dürfen wir nicht vergessen, dass wir alle das Beste für unsere Stadt Hattingen wollen. Vielen Dank und Glückauf!“
Nun ging es an die Verabschiedung der bisherigen Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch. Dazu ergriff Margret Melsa noch einmal das Wort: „Dagmar Goch war eine engagierte Bürgermeisterin, die mit Freude, Gewissenhaftigkeit und Ernst ihr Amt ausgefüllt hat, aber auch mit viel Sinn für Humor. Sie war selbst für ihre Gegner immer eine integre Persönlichkeit, hat die ehrenamtlich tätigen Lokalpolitiker vor Anfeindungen aus der Bürgerschaft immer in Schutz genommen, kam stets sehr gut vorbereitet in die Sitzungen. Während ihrer Amtszeit hat die Stadt einen großen Modernisierungsschub erfahren – beispielsweise durch die Verwaltungsstrukturreform, die neue Feuer- und Rettungswache, das Reschop Carré, die neue Stadtbibliothek und schließlich auch Kaufland. Oft hat Dagmar Goch heiße Eisen angefasst – nicht immer mit Erfolg, aber auch das gehört dazu. Ihre transparente Politik durch das rollende Bürgerbüro ist gelebte Demokratie. Viel Wert legte sie auch auf gute Zusammenarbeit. Die interfraktionelle Runde ist ihre Erfindung. Ich bedanke mich im Namen aller für all das, was Sie für diese Stadt geleistet haben. Jetzt haben Sie endlich Zeit für Ihre immer größer werdende Familie.“

Stehender Applaus für Dagmar Goch

An dieser Stelle erhoben sich alle Stadtverordneten und spendeten einer gerührten Dagmar Goch lang anhaltenden, stehenden Applaus.
Aus Freude an der Pflicht habe sie in ihren elf Jahren dieses politischen Amtes auch dessen Lasten getragen, ergänzte Bürgermeister Dirk Glaser. Ihre gelebte Kommunikation, um auch die Bürger bei der Gestaltung mitzunehmen, sei genauso wichtig für dieses Amt wie ihre Begeisterung für die Bürgerstadt Hattingen: „Dagmar Goch hat immer alles transparent gemacht. Bei ihr gab es keine Wagenburg-Mentalität, sondern alles geschah immer offen. Das hat mir imponiert und diesen Weg möchte ich auch gehen.“
Auch er lobte die Stadtentwicklung: „Hattingen wird immer mehr von Besuchergruppen angenommen. Inzwischen ist der Tourismus, wofür man früher höchstens belächelt worden wäre, zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standbein geworden. Dagmar Goch hat maßgeblich mitgeholfen, den Schatz, den unsere Stadt birgt, zu heben. Sie hat ihr Amt mit großem persönlichem Engagement ausgefüllt.“
Wie schon zigmal an diesem Abend erhielt Dagmar Goch Blumen, diesmal von ihrem Nachfolger Dirk Glaser du eine Urkunde der Stadt Hattingen mit dem Text: „Frau Bürgermeister Dr. Dagmar Goch tritt mit Ablauf ihrer Amtszeit in den Ruhestand. Für ihre besonderen Verdienste um die Stadt Hattingen werden ihr Dank und Anerkennung ausgesprochen. Unterschrift: Bürgermeister Dirk Glaser“

Großer Dank an alle MItarbeiter

Dagmar Goch bedankte sich mit den Worten: „So gut, wie das, was ich bis jetzt gehört habe, kann ich mich gar nicht selber loben“. Ihr Dank richtete sich an alle, mit denen sie in den vergangenen Jahren eng zusammengearbeitet hat: ihre engsten Mitarbeiter, ihre Stellvertreterinnen, die Ortsbürgermeister, den Rat („nach holprigem Anfang“), ihre Kollegen im Verwaltungsvorstand, Frank Mielke, dass er sie nach dem Weggang des Ersten Beigeordneten und Kämmerers Dr. Frank Burbulla so entlastet habe, die Fraktionsvorsitzenden, weil die vertraulichen Gespräche in der interfraktionellen Runde auch vertraulich geblieben seien, die Fachbereichsleiter als die wahren Fachleute hinter den Politikern. Und nicht zuletzt ihrer Familie, die immer habe zurückstecken müssen. Ihren unter den Besuchern auf der Empore sitzenden Enkeln rief sie zu: „Ihr werdet jetzt mehr von eurer Oma haben.“
In den aufbrausenden Applaus hinein verließ Dagmar Goch das Rednerpult, schnappte sich ihre Handtasche vom Tisch des Verwaltungsvorstandes und verschwand aus dem Sitzungssaal, um sich zu ihrer Familie auf der Empore zu gesellen.
Nach der Sitzung luden sie und der neue Bürgermeister die Ratsmitglieder, Freunde und Weggefährten noch zu kleinen Häppchen vor dem Sitzungssaal. Dort schmetterte sie mit drei traditionell gekleideten Bergleuten und Dirk Glaser zusammen das Steiger-Lied. Dabei zeigte sie sich im Gegensatz zu ihrem Nachfolger sehr textsicher.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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