Die Hattingerin Anna Neumann will in den Bundestag
"Gesundheitssport befindet sich in Schieflage"
Die Hattingerin Anna Neumann (26) will in den Bundestag. Die studierte Germanistin und Historikerin, die in der NRW-Landespolitik bereits erste Erfahrungen vorweisen kann, wurde vom Kreisverband der FDP Ennepe-Ruhr einstimmig im Wahlkreis Ennepe-Ruhr II (Hattingen, Herdecke, Sprockhövel, Wetter und Witten) nominiert. Kreisweit ist sie die jüngste Kandidatin. Einer ihrer Schwerpunkte ist die Gesundheitspolitik. Gerade in der Corona-Pandemie ein brandaktuelles Thema.
„Gesundheit ist das höchste Gut des Menschen. Schon Sebastian Kneipp wusste: Wer nicht jeden Tag etwas Zeit für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel Zeit für die Krankheit opfern. Deshalb halte ich viel von Sport und gesunder Ernährung“, erzählt sie. „Unser Alltag ist oft bewegungsarm oder wir bewegen uns nur einseitig. Unsere Ernährung könnte besser sein. Die Prävention im Hinblick auf die Erhaltung unserer Gesundheit kommt einfach oft zu kurz.“ Gerade in der aktuellen Corona-Pandemie ist das Thema brandaktuell, müssen doch viele Sportangebote in Vereinen und Verbänden pausieren. Viele Fitness-Studios haben geschlossen. Deshalb besucht Anna Neumann verschiedene Einrichtungen in ihrem Wahlkreis, um sich über die aktuellen Probleme zu informieren. „Ich will wissen, wo genau der Schuh drückt und wie die Situation in der Gesundheitsbranche aktuell vor Ort aussieht.“
Wie wichtig Gesundheitssport ist und wie schwierig aktuell seine Umsetzung in Gesundheitsstudios ist, erklärt ihr beim Besuch Thomas Kampmann. Der Diplom-Sportlehrer arbeitet im Hattinger nowifit sports & vitality. „Der Mensch braucht Muskeln für die Aufrechterhaltung seiner Gesundheit. Aber Muskeln muss ich trainieren. Dabei hat dieses Training nichts mit der Vorstellung einer Mucki-Bude in einem Fitness-Studio zu tun. Hier im Gesundheitsstudio geht es darum, durch regelmäßiges Training im Einklang mit gesunder Ernährung das Immunsystem zu stärken und widerstandsfähiger zu machen.“
"Wir sind nicht Teil des Problems, sondern der Lösung"
12 Millionen Menschen trainieren in Deutschland in Studios. Die wenigsten tun dies, um den typischen Bodybuilder-Körper zu bekommen. „Wir wissen: Sind wir über einen längeren Zeitraum inaktiv bauen wir Muskeln ab. Das kennt jeder, der einmal aufgrund einer Krankheit pausieren musste. Wir kennen heute den Zusammenhang zwischen Training, Motorik, Psyche und Immunsystem. Medizinisch notwendiges Training ist Gesundheitssport und kann daher bei uns unter den aktuellen Coronaschutz-Maßnahmen immer absolviert werden.“ Aufgrund einer zusätzlichen Weiterbildung ist die Rezeptierung im Bewegungsbereich sogar vor Ort durch das Fachpersonal möglich. Was Thomas Kampmann stört: „Viele Menschen, die in der Politik Entscheidungen zu treffen haben, scheinen die Gesundheitsstudios von heute nicht von innen zu kennen. Sonst wüssten sie um die umfangreichen Hygiene- und Schutzmaßnahmen vor Ort, aber auch um die Bedeutung dieser sportlichen Angebote. Sie wüssten, dass wir nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sind. Man kann einfach nicht ein Gesundheitsstudio mit einem Fitness-Studio zusammen in einen Topf werfen.“
Selbstverständlich, so Kampmann, habe man die Räumlichkeiten angepasst. Die Entfernungen zwischen den Geräten sei größer geworden, außerhalb des Gerätes herrsche Maskenpflicht und Desinfektion werde großgeschrieben. Auch in moderne Filtertechnik habe man investiert. „Aber man muss auch wissen: Manche Filter sind im Einsatz wie ein Maschendrahtzaun gegen Mücken. Man muss schon wissen, was man da tut.“ Im letzten Jahr hatte das Studio im Lockdown einige Zeit geschlossen. Auch Corona-Wirtschaftshilfen hat es deshalb gegeben. „Aber das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein und es geht am eigentlichen Thema vorbei. Denn wir tragen mit unserer Arbeit zur Gesunderhaltung der Menschen bei. Das sollte man uns nicht verwehren.“
Für Anna Neumann ist nach dem Besuch klar: „Ich sehe, dass sich der Gesundheitssport aktuell in einer Schieflage befindet. Er ist ein wichtiger Baustein für unsere Gesundheit und dient der Stabilisierung unseres Immunsystems. Hier wünsche ich mir genaueres Hinsehen, bevor man Entscheidungen trifft, die in ihren Konsequenzen für gesundheitliche Probleme bei vielen Menschen und wirtschaftliche Schieflagen für Vereine und Einrichtungen der Gesundheitsbranche sorgen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass dieser Blickwinkel bei Entscheidungen verstärkt ins Visier genommen wird.“
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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