Kritik am Nahverkehrsplan
Bus 558 fährt nicht mehr über Holthausen
"Holthausen ist abgetrennt", sagt Erika Tkatsch (79). Bis Mitte Dezember 2019 kam sie mit der Buslinie 558 und mit der Linie 559 in einem halbstündlichen Rhythmus von Holthausen nach Hattingen-Mitte. Doch seit der Umstellung des Nahverkehrsplans fährt der Bus 558 Holthausen nicht mehr an, so dass es nur noch eine stündliche Verbindung gibt.
Von Vera Demuth
"Der Bus 558 ist ersatzlos gestrichen worden", ärgert sich Erika Tkatsch und spricht damit auch für weitere Bewohner Holthausens. Jürgen Tannenfels vom Bereich Kreisentwicklung und Beteiligungen des Ennepe-Ruhr-Kreises verweist auf Anfrage des STADTSPIEGELS jedoch darauf, dass es im Vorfeld des neuen Nahverkehrsplans eine kreisweite Haushaltsbefragung zur Mobilität und eine Fahrgastnachfrage auf allen Bus- und Straßenbahnlinien im Kreis gab.
Die Linie 558 fahre nur noch zwischen Niedersprockhövel und Hattingen-Mitte, weil die Stadt Hattingen das ehemalige Hüttengelände besser erschließen wollte (jetzt durch die Linie 554). "In der Folge war die Linie 558 – außerhalb der Schulanfangs- und Endzeiten in Holthausen – in diesem Bereich nur relativ schwach nachgefragt, da die Kunden den schnelleren und direkten Weg der beiden Linien 559 und 359 bevorzugten", so Tannenfels. Durch die Linie 359 sei Holthausen ebenfalls noch im 30-Minuten-Takt an Hattingen-Mitte angebunden.
Erika Tkatschs Idee, den 559 halbstündlich fahren zu lassen, hält Tannenfels entgegen, dass dies einen Mehraufwand bedeute. "Wobei diese Linie aktuell nicht die Kriterien einer Taktverdichtung in Folge einer erhöhten Nachfrage erfüllt." Auch für eine, wie von Erika Tkatsch vorgeschlagen, Ergänzung des Angebots durch die Linie 554 sei laut aktueller Standards keine ausreichende Nachfrage vorhanden.
Kein Bus in den Abendstunden
Erika Tkatsch bemängelt zudem, dass auch nach der Fahrplanänderung der letzte Bus der Linie 559 bereits um 19.35 Uhr in Hattingen-Mitte in Richtung Holthausen abfährt. "Das ist zu früh, wenn man zu Veranstaltungen möchte. Dann muss man für die Rückfahrt ein Taxi nehmen, und das kann sich nicht jeder leisten", so die 79-Jährige. Hierzu erklärt Jürgen Tannenfels: "Die Fortschreibung des Nahverkehrsplans EN erfolgte mit dem Auftrag einer Optimierung. Daher wurden aufgrund der Bedienungsstandards und der vorhandenen Fahrgastnachfrage die Bedienungszeiten nicht ausgeweitet."
Allzu große Hoffnung, dass ihre Anregungen doch noch aufgegriffen werden, darf sich Erika Tkatsch wohl nicht machen. "Die Anfragen und Beschwerden der Fahrgäste werden bewertet und bei gravierenden Abweichungen auch angepasst, soweit sich diese mit den kreisweit gültigen Erschließungs- und Bedienungsstandards des Nahverkehrsplans EN vereinbaren lassen", so Tannenfels. "Für darüber hinausgehende Angebotsverbesserungen, wie sie hier teilweise gewünscht werden, sind aus Sicht der Kreisverwaltung eine Übernahme der entstehenden Kosten durch Dritte oder weitergehende Beschlüsse des Kreistags bezüglich des Nahverkehrsplans notwendig."
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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